chapter FOURTEEN~

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Jimin P.O.V.:

Sie haben sich gleich am nächsten Tag auf die Suche gemacht. Sind einfach auf die Straße gegangen und haben nach Kindern mit ihren Eltern Ausschau gehalten.
Ich war zwar dabei, aber sie haben mich einfach nur auf eine Bank gesetzt, während sie wie die verrückten nach Kindern suchen.

Wiedermal frage ich mich, warum sie das alles tun. Sie könnten mich einfach verrotten lassen, aber das tun sie nicht.
Sie versuchen mir zu helfen selbst wenn es so aussichtslos scheint wie jetzt.

Denn hier kommen kaum Kinder vorbei.
Schon garnicht um diese Uhrzeit, die sind sicher noch im Kindergarten oder in der Schule, da wo wir eigentlich auch sein sollten.
Aber Tae meinte, es wäre besser, wenn wir gleich anfangen zu sehen, weil wir nicht bis zum nächsten Wochenende warten könnten.
Er hat sogar Jungkook dazu animiert die Schule zu schwänzen und uns zu helfen, obwohl Jungkook eigentlich der liebe Vorzeigeschüler ist und niemals schwänzen würde.
Was man nicht alles für Liebe tut.

Und warum denke ich bei dem Gedanken 'Liebe' sofort an Yoongi?
Ich würde es nicht gleich als Liebe bezeichnen, was ich ihm gegenüber fühle. Es ist eher.. Dankbarkeit. Dafür, dass er da ist und mir hilft.

Aber im Moment ist er nicht da.
Wieso auch, es hat ihm niemand Bescheid gesagt, dass wir eine Möglichkeit haben mich zu heilen, außerdem ist er eine Klasse über uns, er sollte nicht für uns schwänzen.

Vor allem nicht, weil diese Aktion irgendwie nichts zu bringen scheint.
Wenn doch mal ein Kind vorbei kommt, das die drei - Hobi, Tae und Jungkook - ansprechen könnten, dann wissen die Eltern nicht, was sie wollen, weil sie vom Begriff 'Stammzellspender' noch nie etwas gehört haben und wenn doch, dann sind sie empört, dass ausgerechnet ihr Kind ausgewählt wurde.
Manchmal scheinen die Kinder schon zu alt, denn immerhin müsste sich der Spender meinem Alter anpassen.
Zumindest dem Alter, das mein Körper zu haben scheint.

Und bisher haben sie noch niemanden gefunden, der sich wenigstens testen lassen möchte.
Der Arzt hatte recht damit, dass es schwierig wird ein Kind dazu zu bringen mir seine Zellen zu geben.
Und doch wünsche ich es mir so sehr, einfach, dass es ein Kind gibt, dass das einfach für mich tun würde. Nicht, weil es mich kennt oder so, sondern einfach mit dem Wissen, jemandem geholfen zu haben und.. Jemandem das Leben geschenkt zu haben.
Das ist alles was ich will - einfach mal leben.

Aber irgendwie scheint das Schicksal gegen mich zu spielen, denn selbst, als es später wird und sie mehr Kinder antreffen, so erklärt sich trotzdem niemand bereit sich testen zu lassen.

Und auch am fünften Tag der Woche können wir keine Erfolge schreiben.
Die Anderen wollen noch weiter suchen, doch ich sage ihnen, dass es nichts bringt.
Dass wir sowieso niemanden finden und solange Niemand ein Geschwister Kind hat, dessen Eltern er noch überreden könnte, ist alle Hoffnung umsonst.
Wenn niemand in seiner Verwandtschaft jemanden hat, der als Spender infrage kommt dann sollen sie mich aufgeben habe ich gesagt.
Dann sollen sie einfach aufhören zu suchen und sich Hoffnungen zu machen.

Das ist der Grund, warum mein T-Shirt jetzt komplett nass ist, denn natürlich hat das die anderen zum weinen gebracht, sie sind immerhin meine Freunde..

Ich sitze zuhause auf der Couch und starre die Wand an. Das ist das, was ich noch am Besten kann.
Ich versuche meine Augen so lange aufzuhalten wie möglich - das einzige Spiel, dass ich gut spielen kann. Im Blickduell schlage ich jeden.

Aber das ist nicht das, was mein Vater gerne hätte, der gerade zur Tür hereinkommt und dessen Miene sich verdüstert, als er mich dort sitzen und an die Wand starren sieht.
Er will nicht, dass ich sitze, das weiß ich.

„Jimin, steh auf und beweg' dich!!“,
Keift er mich an, während er seine Jacke an einen Haken hängt und sofort in die Küche schlurft.

Aber diesmal möchte ich mich wehren.
Ich möchte meine vielleicht letzten Wochen oder Monate nicht mit Schmerzen erleben und mich nicht immer von ihm runtermachen lassen.

„Nein“,
Antworte ich also simpel und höre nicht auf gegen die Wand zu starren.

Allerdings höre ich kurz darauf auch schon Schritte und zwar die meines Vaters.
Ich weiß, dass er mich jetzt anschreien wird, aber ich habe mir vorgenommen, ihm entgegenzutreten.
Auch mal mutig zu sein.

„Was soll das heißen 'Nein'?“,
Fragt er verwundert aber auch leicht gereizt. Klar, es ist das erste Mal, dass ich mich ihm verweigere und das werde ich auch nicht mehr zurückziehen.
Ich will mir selbst beweisen, dass ich eine eigene Meinung und eigene Entscheidungen haben und treffen kann.

„Nein, ich werde kein Sport machen“,
Beantworte ich also seine Frage genauer, schaue ihn dabei allerdings immernoch nicht an.
Ich hoffe einfach mal, dass er das nicht als Provokation auffasst, was aber wahrscheinlich trotztdem der Fall ist.

„Du wirst jetzt sofort aufstehen, ehe ich mich vergesse!“,
Schnauzt er mich weiterhin von der Seite an und ich versuche trotzdem stark zu bleiben, auch wenn ich jetzt schon gerne aufgeben würde.
Aber ich habe mein gesamtes Leben lang nur aufgegeben, jetzt Gewinne ich auch mal.

„Ich darf mich nicht viel bewegen, das hat der Arzt gesagt“,
Sage ich ihm dann und habe schon ein wenig Angst vor seiner Reaktion, da er ja nicht wusste, dass ich überhaupt beim Arzt gewesen bin.

„Der Arzt also? Der ist mir egal, steh auf! Ich wollte eine Sportskanone als Sohn und stattdessen bekomme ich dieses Weichei!“,
Schreit er mich an und es verletzt mich. Natürlich, sowas möchte man nicht von seinem Vater hören.

„Du wolltest immer nur, dass ich Sport mache, dass ich mich bewege und hast dabei vollkommen vergessen, dass ich das einfach nicht kann. Du hast immer nur auf meinen Körper geschaut, dich hat es nie interessiert, welche Noten ich mit nach Hause gebracht habe, wie viele Bücher ich schon erlesen habe oder, dass ich vier Sprachen sprechen kann, das war dir alles egal! Für dich zählte nur der Sport! Akzeptier mich doch bitte einfach so wie ich bin..“

Am Ende schluchze ich gegen meinen Willen einmal auf und versuche garnicht erst, die Tränen zurückzuhalten, ich könnte es sowieso nicht.
Aber irgendwie bin ich auch erleichtert.
Das alles wollte ich meinem Vater immer schon einmal sagen.

Wenn ich schon nicht alles kann, dann wenigstens einen Teil davon.

Lass Mich Leben ||YoonMin|| Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt