Erste Schritte

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Oh scheiße! Ratlos sehe ich meine Geschwister an und sie mich. Wir haben ja gar kein freies Bett! Da kommt mir eine Idee. "Sean? Würdest du bei Kathy schlafen? " Aber meine Idee wird mit den Worten von ihm vernichtet. "Nein! Niemals! Das ist mein Bett und da schlafe nur ich drin! " Seufzend lasse ich mich auf die Couch sinken und versinke in grübeleien. War es vielleicht doch keine so gute Idee, Julia hier her zu bringen? Aber wo hätten wir sie denn sonst hintun sollen? , ermahne ich mich in Gedanken selber und versuche eine Lösung zu finden. "....wäre das eine gute Idee für dich, Paddy? " Erschrocken fahre ich zusammen und hebe den Kopf. Julia kniet vor mir und sieht mich fragend an. Während mein Gesicht brennt, stottere ich:"Äh, sorry Julia. Ich hab gar nicht zugehört. Kannst du es noch einmal wiederholen? " Ein kleines Lächeln huscht über ihr Gesicht und sie sagt:"Wäre es eine gute Idee, wenn ich erstmal auf der Couch schlafe? Jimmy hat vorgeschlagen, dass wir beide uns dein Bett teilen, aber ich glaube damit sind wir beide nicht einverstanden, oder? " Ich schenke Jimmy einen vernichtenden Blick, den er grinsend erwidert. "Ja ich glaube es ist erst mal ganz gut, wenn du auf der Couch schläfst, du magst ja eh keine Nähe. Das hast du wohl in deinem super Vorschlag vergessen, Jimmy? ", wende ich mich genervt an ihn und er kratzt sich verlegen am Kopf. "Gut, dann schlafen wir jetzt erstmal. Julia, ich gebe dir ein Nachthemd von mir, okay? ", ruft Patricia und erleichtert stehe ich auf und mache mich Bettfertig. Nach einer Weile sind alle Schlaf bereit und kriechen in die engen Kojen. Julia bekommt ein paar Kissen und eine Decke. Es dauert nicht lange, bis alles still ist, denn es war ja ein anstrengender Tag. Auch mir fallen die Augen zu und ich rutsche ins Land der Träume.

Mitten in der Nacht, werde ich von keuchenden Geräuschen geweckt. Meine Orientierung sagt mir, dass es von der Couch kommt, wo Julia schläft. Vorsichtig setze ich mich auf und versuche, in der Dunkelheit etwas zu entdecken. Alles was ich erkennen kann, ist ein Schatten, der langsam von dem provisorischen Bett aufsteht und schwer atmend, an mir vorbei schleicht und aus dem Bus flüchtet. Irritiert steige ich ebenfalls aus meinem Bett und versuche keinen Laut von mir zu geben. Dann schleiche ich ihr hinterher und kann gerade noch stoppen. Keinen Meter vor mir steht ihre zierliche Person, nur in einem dünnen Nachthemd und versucht ihren schnellen Atem zu beruhigen. "Julia? ", flüstere ich und sie zuckt erschrocken zusammen. Dann dreht sie sich um und bringt erstmal drei Schritte zwischen uns. Dann flüstert sie:"Sag mal, willst du mich umbringen? Was willst du hier? " Ich muss über ihren Ausbruch lachen und gebe zurück:"Das gleiche könnte ich auch dich fragen. Ich bin von deinem Gekeuche wach geworden und wollte wissen, ob alles in Ordnung ist. " Ein zaghaftes lächeln erscheint auf ihrem Gesicht und sie erklärt mir, dass sie einen Panik Anfall hatte. Sie hatte schlecht geträumt und musste einfach frische Luft schnappen. Nachdenklich höre ich ihr zu und dann werde ich plötzlich von wildem Tatendrang erfasst und ich flüstere:"Du, Julia? Können wir mal was ausprobieren? " Ich erkenne trotz der Dunkelheit, dass sie misstrauisch wird und erkläre schnell:"Du erträgst doch keine Nähe, oder? Kann ich mal ausprobieren, wie lange du es wirklich aushälst? Sag mir aber bitte, wenn du kurz vor einem Panik Anfall stehst." Sie wird nervös, nickt aber etwas zögernd und geht ein paar Schritte, damit ich auch den Bus verlassen kann. Dann dreht sie sich um und sieht mich fragend an. "Bleib einfach stehen. Ich gehe ein paar Schritte auf dich zu und schaue mal wie weit ich komme. " Ich spüre, wie nervös sie ist, aber sie nickt tapfer. Langsam gehe auf sie zu und beobachte sie genau.

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