Hättet ihr Lust auf 'ne Lesenacht?
Skye
Ich trat in den Lift und dieser fuhr mich in den zwölften Stock wie es mir Milo gesagt hatte. Zwar war er komplett anders und abweisend am Telefon, was mich stutzig werden ließ und mich verwunderte. Ich atmete tief durch und hoffte es würde alles gut werden, denn ich wollte es ihm heute sagen. Die letzten Wochen überlegte ich, ob es die richtige Entscheidung war oder nicht und dann entschloss ich mich dazu. Ich war aufgeregt und total neben der Spur. Ich war klar im Kopf und wusste was ich wollte - ich wollte ihn.
Die Türen öffneten sich und ich stieg aus. Lief den Flur entlang bis ich an der Tür stehen blieb und diese aufmachte. Es war dunkel und niemand war zu sehen. Kein einziges Geräusch war zu hören und verwundert trat ich in die Wohnung ein. Ich sah mich um.
Das Apartment war schlicht gehalten, weiße Wände, weiße Schränke und Kommoden. Es war stilvoll eingerichtet. Eine große Wand voller Bilder war im Flur. Überall war Spielzeug und irgendwelche Stoffbären. Ich sah mich weiter um und erschrak, als vor mir eine bekannte Person auftauchte.
Milo stand im Wohnzimmer und sah sich unglaubwürdig um. Sein Blick war traurig, verletzt und niedergeschlagen. Er konnte irgendetwas nicht fassen und ich konnte erkennen, dass er Tränen in den Augen hatte. Seine Haare waren verwuschelt und sein Bart schmückte sein Gesicht. Ein schwarzes Oberteil bedeckte seinen Körper mit einer einfachen Jeans. Milo ließ seinen Blick gewissenhaft und haargenau durch das Zimmer schweifen, bis er nickte und verständlich lächelte. Mit ihm war irgendetwas, denn nie hatte ich ihn so gesehen.
"Das ist mein Zuhause." Er drehte seinen Kopf zu mir und ihm flossen kleine Tränchen über die Wangen.
Überrascht und überfordert zugleich lief ich schnell zu ihm und nahm ihn in den Arm. Er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge und drückte mich fest an sich. Langsam stellte ich mich auf die Zehnspitzen und schlang meine Arme um seinen Nacken. Meinen Kopf legte ich auf seiner Schulter ab und lauschte ihm wie er schluchzte. Wir beide standen eine lange Zeit so da, bis ich mich etwas von ihm löste und er mir in die Augen sah. Seine sonst so strahlenden Augen waren rot unterlaufen und seine Wangen glühten vor Hitze. Ich platzierte meine Hand auf seiner Wange und fuhr mit meinem Daumen seinen Wangenknochen immer wieder entlang. Er schmiegte sich an meine Handfläche und schloss seine Augen für einen winzigen Moment. Seine Atmung schien sich zu beruhigen und wieder normal zu werden. Das Schluchzen, genauso wie das Schniefen hörte auf und sein Brustkorb hob und senkte sich wieder ganz normal. Seine großen Hände lagen an meiner Taille und hielten mich fest. Ich beobachtete jede einzelne Bewegung, jeden einzelnen Gesichtsausdruck und jedes noch so kleine Detail von ihm. Mein Herz zog sich bei diesem Anblick arg zusammen und ich wusste ich musste jetzt nun für ihn da sein.
Ich wollte mich gerade etwas von ihm entfernen, als er mich stärker festhielt und mich flehend ansah zu bleiben.
"Ich bin bei dir, okay. Du brauchst keine Angst haben, versprochen", selbstsicher verließen diese Worte meinen Mund und ein erleichterndes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er war betrübt und komplett woanders. Er war verängstigt und ein wenig schien er hilflos. Milos Griff wurde lockerer und ich trat ein wenig zurück. Mein Blick schweifte durch den Raum und ich betrachtete die Bilder an der Wand.
Es war ein frisch geborenes Baby, ein Junge. Der kleine pummelige Körper lag auf einem Wickeltisch und hatte nichts an. Die kleinen Beinchen waren angewinkelt und überkreuz gehalten. Seine Arme waren in der Luft und ein großes Grinsen war in dem Gesicht des Babys zu sehen. Die grünen Augen glitzerten und wenn ich mir diese Augen ansah, erkannte ich sie wieder. Mit einem Klos in dem Hals drehte ich mich zu Milo, der mich beobachtete. Mein Blick glitt ein letztes mal zu den Augen des Babys und dann zu seinen. Mein Atem stockte und mit der Zeit wurde mir bewusst, dass Milo dieses kleine Wesen war. Dennoch verstand ich nicht was wir beide hier suchten, geschweige denn er. Oder warum er so betrübt schaute und weinte. Irgendetwas war mit ihm geschehen, denn nicht ohne Grund zeigte er Gefühle.
"Was ist passiert?" Ich stellte das Bild wieder hin und ging auf ihn zu. Er wich mir mit seinem Blick aus und ich machte mir immer mehr Sorgen über das was geschehen war. Ich stellte mich dicht an ihn und drehte seinen Kopf zu mir, um seine Augen sehen zu können. Er blickte direkt in mein Gesicht und ein unglaubwürdiges, gekränktes Lächeln trat auf seine Lippen. Seine Augen total verschleiert und ohne Sinn. Seine Gedanken ganz woanders und er total überfordert. Sein sonst so gut aussehender und starker Körper stand nicht, wie ich es kannte, aufrecht. Er war schwach und konnte sich kaum halten. Wieder kullerten ihm Tränen über die Wangen und plötzlich sackte er zusammen. Milo fing an mit schluchzen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Ich kniete mich zu ihm runter und schloss den Jungen in meine Arme. Er drückt sein Gesicht an meine Brust und ich legte meinen Kopf auf seinen. Zurückhaltend hörte ich ihm beim Weinen zu und merkte wie sich meine Brust schmerzhaft zusammen zog. Nie hatte ich ihn so ratlos gesehen und mich verletzte es.
"Ich hab schon sie verloren.. bitte lass mich dich nicht auch noch verlieren." Seine Stimme war brüchig und extrem ängstlich.
"Du wirst mich keineswegs verlieren. Ich werde immer bei dir bleiben, egal was noch passieren wird. Und du wirst nicht alleine durch irgendwelche Sachen durchmüssen, weil ich immer hinter dir stehen und mit dir kämpfen werde. Denn niemand wird mich je dazu bringen können dich einfach so liegen zu lassen, okay?", flüsterte ich und mir selbst stiegen die Tränen in die Augen.
Sein Kopf hob sich und er blickte mir in meine Augen. Ein zaghaftes Nicken war zu vernehmen, bevor ich ihn sanft und ganz vorsichtig anlächelte. Mit meinem Daumen wischte ich seine heruntergefallenen Tränen weg und beugte meinen Kopf etwas zu ihm runter. Milo kam mir näher und ich lehnte meine Stirn an seine. Unser Atem wurde wärmer und die Luft zwischen uns stickiger. Wir beide starrten uns in die Augen und all meine Gefühle wurden in seinen Augen widergespiegelt, als würde vor mir ein Spiegel stehen. Ich wandte meinen Blick ab und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Ich ließ mich neben ihm nieder und nahm seine Hand in meine. Unbewusst kaute ich nervös auf meiner Lippe herum und verschränkte seine Finger mit meinen. Dann hob ich meinen Kopf und sah zu ihm.
"Was ist passiert, Milo?", sprach ich sanft und zuversichtlich aus.
"Ich weiß nicht ob ich es kann..", murmelte er und sah mich von oben bis unten an.
"Du kannst alles und dass habe ich dir schon einmal gesagt. Ich bin da und höre dir zu."
"Was wenn du mich zurücklässt? Oder nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest?" Er klang total eingeschüchtert. Und seine Fragen erschütterten mich.
Tief atmete ich durch und sprach dann selbstsicher: "Wie kommst du auf so etwas? Ich hab dich angerufen, weil ich bei dir sein und mit dir reden wollte - wegen uns, aber das kann warten. Außerdem bin ich doch hier auch nachdem du mich Monate lang angelogen hast und jetzt bin ich hier um deine Geschichte zu hören. Mach dir keine Sorgen."
Er willigte mit einem Nicken ein und sah auf unsere verschränkten Hände. Ein kleines Lächeln huschte ihm über die Lippen und dann fing er auch schon an zu erzählen. Ich wusste nicht was auf mich zukommen würde, aber ich würde ihm zu hören und bei ihm sein, wenn er dies wollte. Er war für mich da gewesen und nun wollte ich für ihn da sein.
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Ain't nobody takin my baby
Teen Fiction!!Mein 12-Jähriges Ich hat dieses Buch geschrieben und ist der komplette Müll, ALSO LESEN AUF EIGENE GEFAHR!! Skye. Milo. Das Schicksal zweier unterschiedlicher Menschen mit den verschiedensten Persönlichkeiten und Vergangenheiten, bringt diese zusa...