1.Kapitel

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Ja, sorry dschaesmin , es ist wieder etwas länger. Tut mir ja leid, okay?XD ~ Jana:)
Viel Spaß beim Lesen<3

Langsam öffnete ich den Spind und schob mein Deutschbuch hinein. Meine beste Freundin Emma stand gelangweilt neben mir und betrachtete ihre Fingernägel. Schweigend packte ich mein Englischbuch in den Rucksack.
„Was glaubst du, wie gut du im Mathe-Test abgeschnitten hast? Ich hoffe, dass ich wenigstens eine drei habe." erkundigte Emma sich.
Seufzend zog ich mein Mathebuch heraus. „Frag nicht. Ich bin mir nicht mal sicher, ob's für eine drei gereicht hat." antwortete ich düster. Ich sah in den Spint und zog von ganz hinten noch mein Englischlexikon hervor. Emma stieß mir ihren Ellbogen in die Hüfte. Ich schloss meinen Spint und drehte mich zu ihr, während ich eine  Augenbraue hob. „Was ist?" fragte ich. „Da sind sie." erklärte sie leise und zeigte mit dem Kinn an mir vorbei. Ich drehte mich um. Gerade  kamen die Waterson-Drillingsbrüder um die Ecke. Sie waren wohl die gutaussehendsten und leider auch die arrogantesten Drillinge der ganzen Galaxie. Ihr Auftreten schüchterte jeden ein und es gab niemanden, dem so viel Respekt entgegen gebracht wurde. Alle Mädchen der Schule himmelten die Drillinge an und alle Jungs hörten auf das Kommando der Brüder. Aydan, Aaron und Aldwyn. Ihr dunkelbraunes Haar in der Farbe von Bitterschokolade war immer exakt gleich gestylt und ihre türkisenen Augen glänzten immer herausfordernd. Sie waren groß und trugen stets alle die gleiche lässige Kleidung. Heute zeichnete ein weißes T-Shirt die Konturen ihrer Oberkörper ab und eine schwarze Hose harmonierte dazu. Sie hatten nie etwas besonders auffallendes an, aber das mussten sie noch nicht einmal, weil sie immer gut aussahen und aus der Menge hervorstachen. Und das war echt frustrierend, wenn man wie ich versuchte die Brüder möglichst zu ignorieren. Die Blicke aller Mädchen blieben an mindestens einem der Brüder hängen. Selbst ich wurde manchmal schwach. Das Schlimmste war aber, dass die Jungs ziemlich gut wussten, wie gut sie aussahen. Wenn es für Arroganz einen Wettbewerb gäbe, würden die Jungs locker den ersten Platz erreichen. „Aydan!" flötete die Stimme, die mich am Tag wohl am meisten aufregte, hinter mir zuckersüß. Jessica, die größte Tussi des ganzen Universums stürmte an mir vorbei und rempelte mich dabei mit voller Absicht an. Jeder an der Schule wusste, dass Jessica und ich Todfeinde waren. Wir stritten uns grob geschätzt 10 Mal am Tag und Jessica versuchte mir, so gut es ging, das Leben zur Hölle zu machen. Die Pest der Eitelkeit drehte sich um und grinste mich säuerlich an. „Ob ich den Tag noch erlebe, an dem du nicht immer gegen mich rennst?" fragte sie hochmütig. Ich grinste frech. „Der Tag, an dem ich nicht mehr gegen dich pralle, wird der Tag sein, an dem du endlich lernst, wie man an Leuten vorbeigeht." konterte ich bissig. Jessica legte ihren Kopf schief und sah mich mitleidig an. „Du bist diejenige, die überall im Weg rumsteht, nicht ich, Lou."  widersprach die Zicke vom Dienst sanft. Emma trat vor und legte ihre Hand um meinen Arm. „Wenigstens hat Lou Freunde, Jessica. Du hast keine, soweit ich weiß." feuerte meine beste Freundin genervt zurück, bevor sie mich am Arm wegzog. „Wer hat dich denn gefragt, Dechand?!" rief Jessica uns noch hinterher, doch keine von uns beiden beachtete sie. Jessica labberte viel Scheiße, wenn der Tag lang war. Aydan und sie passten so gut zusammen. Ihr Anblick nervte mich, auch wenn sie am ganz anderen Ende des großen Korridors standen. Vor allem wenn Jessica an Aydan dranhing wie eine Zecke. Ständig knutschten sie rum, was mich unglaublich aufregte. Das hier war eine Schule, Mann! Ich verstand allgemein nicht, wie man auf einen der Drillinge stehen konnte. Sie waren nicht nur arrogant und unerträgliche Klugscheißer, sondern auch noch ziemlich mysteriös. So bekannt die Drillinge auch waren, man wusste rein gar nichts über sie. Weder ihren Geburtstag, noch ihr genaues Alter. Möglicherweise waren sie bereits zwanzig und hatten zweimal wiederholen müssen, wer wusste das schon? Außerdem hatte noch niemand die Eltern der Drillinge gesehen und es war ungewiss wo die Watersons überhaupt wohnten. Vielleicht fiel die geheimnisvolle Aura der Brüder nicht auf, weil in unserer Welt so ziemlich alles mythisch geworden war. Vor 10 Jahren war noch alles normal gewesen. Im Moment schrieben wir das Jahr 2137 und ich hätte niemals gedacht, dass Europa das passieren konnte, was passiert war. Fast jeder einzelne Italiener war in einer Nacht ausgewandert, weil es angeblich am Meer spukte. Seltsame Männer seien aus dem Wasser gestiegen, waren an den Strand gekommen und hatten Leute in die Tiefen des Meeres mitgenommen. Und da Italien von Meer praktisch umzingelt war und Italien gefürchtet hatte, dass andere Länder in die Sache verwickelt gewesen waren, war fast die gesamte Bevölkerung nach Australien und Amerika ausgewandert. Daraufhin hatten Österreich, die Schweiz und Deutschland sich zu einem Staat zusammengeschlossen und hatten Italien erobert. Die wenigen Italiener, die noch in ihrer Heimat lebten, hatte das nicht gestört und mittlerweile lebten sie friedlich mit den Deutschen und Österreichern zusammen. Die meisten Italiener hatten sogar freiwillig Deutsch gelernt. Die Schweiz hatte es nach der Eroberung vorgezogen, in ihrem Land zu bleiben. Seit die meisten Italiener weg waren, gab es keine Gerüchte von Meermännern mehr. Die meisten glaubten einfach an Halluzinationen. Ich nicht. Etwas Seltsames hatte sich hier abgespielt und ich glaubte fest, dass es einen Grund dafür gegeben hatte. Ich lebte jetzt seit 8 Jahren hier in Amalfi und hatte selbst noch nie einen dieser legendären Meermänner gesehen. Amalfi war die schönste Stadt, die ich je gesehen hatte. Und ich hatte schon ein paar Städte gesehen. Die ersten 5 Jahre meines Lebens hatte ich in Berlin gelebt. Berlin war unübersehbar eine schöne Stadt, aber sie war so verschmutzt und bewohnt. Überall stank es nach Abgasen und die Mauern vieler Gebäude waren mit Graffiti besprüht. Meine zweite beste Freundin Leonie kam ebenfalls aus Berlin. Unsere Väter waren beste Freunde und arbeiteten auch in derselben Firma. Als ich 5 Jahre alt gewesen war, waren wir alle zusammen umgezogen, weil die Firma nach München umziehen musste. Wir sind in ein Zwei-Familien-Haus in einem Vorort von München gezogen. Dort lebten wir dann bis wir beide, Leonie und ich, 7 Jahre alt waren. Zu dieser Zeit wurde bekannt, dass Deutschland Italien eingenommen hatte und die Firma unserer Väter befürchtete nach Italien umsiedeln zu müssen, weswegen sie erneut den Standort wechselte. Diesmal ging es nach Lübeck. Dort wohnten wir in zwei Wohnungen nebeneinander im Zentrum der Stadt. Hier lebten wir ebenfalls für zwei Jahre, und hier lernte ich auch Emma kennen. Leonie, Emma und ich wurden sofort ein unzertrennliches Team. Leonie war von Anfang an wie eine Schwester für mich gewesen und Emma schaffte es erstaunlich schnell Teil dieses engen Freundschaftsbandes zu werden. Wir hatten gehofft nie wieder umziehen zu müssen, aber unsere Hoffnung wurde zertrümmert. Nach zwei Jahren drohte die Firma, erneut die Stadt zu wechseln und Papa und Leonies Papa Martin beschlossen die Firma zu wechseln und ein einziges Mal noch mit uns nach Amalfi in Italien oder jetzt Neu-Deutschland umziehen wollten.  Als Papa und Martin bekannt gaben, dass Leonie und ich nicht mehr lange in Lübeck sein würden, setzte Emma alles daran ihre Eltern zu überzeugen, ebenfalls nach Amalfi zu ziehen. Für ein neunjähriges Mädchen machte sie ihren Job verdammt gut und sie brachte es tatsächlich fertig, dass ihre Eltern, die beide Lehrer waren, dazu zu überreden in Amalfi nach zwei Stellen zu suchen. Wie durch ein Zufall waren zwei Plätze im Kollegium unserer jetzigen Schule frei gewesen und Emma war gemeinsam mit ihrer Familie mit uns nach Amalfi gekommen. Seit 8 Jahren bewohnten wir jetzt schon drei nebeneinanderliegende Häuser in Amalfi und es hatte sich außer der neuen Umgebung nicht viel verändert. Von Anfang an waren hier alle freundlich gewesen und hier in Amalfi lebten noch ziemlich viele Italiener. Mein kleiner Bruder David war mit dem kleinen Alessandro, dem Sohn von zwei Italienern sogar sehr gut befreundet. Emma, Leonie und ich hatten uns auch sofort nach unserer Ankunft in die italienische Sprache verliebt und angefangen sie sprechen zu lernen und mittlerweile sprachen wir drei die Sprache fließend und ohne den Hauch eines Akzentes. Ich lebte gern hier in Amalfi. Es war hier fast immer angenehm warm und im Sommer war der kleine Sandstrand am Harfen nie weit. Wenn wir den Schnee und die Kälte doch vermissten, besuchten wir gemeinsam Verwandte in Deutschland. Jessica war mir gleich am ersten Tag in der Grundschule hier über den Weg gelaufen und schon damals hatten wir uns gegenseitig gehasst. Auch Emma konnte Jessica nicht sonderlich ausstehen, weil Jessica sich immer über Emma lustig machte. Früher war es Emmas geringer Größe, heute alles Mögliche. Leonie hatte mit Jessica nicht viel am Hut, weil sie dank der 5 Monate die sie älter war als ich, eine Jahrgangsstufe über uns war. „Hast du nach der Schule noch was vor?" fragte Emma mich. Ich seufzte. „Ich muss auf David aufpassen. Mariella hat sich wieder einmal erfolgreich gedrückt und Estelle muss an einer Präsentation arbeiten. Und auf Luca kann ich mich auch nicht verlassen, weil der ja wegen seiner Reise nach Mexiko packen muss. Aber ich wollte mit David an den Strand gehen. Willst du mitkommen?" fragte ich. Der Nachmittag mit meinem kleinen Bruder wäre um einiges angenehmer, wenn Emma mir Gesellschaft leisten würde. Emma überlegte kurz. „Ja, ich denke schon. Meine Mutter hat heute eh Nachmittagsunterricht und Papa hat heute irgendeine Besprechung. Außerdem wird Fox sich freuen. Ich werde zwar wieder ewig brauchen, um ihn wieder an die Leine zu nehmen und werde wütendes Gekläffe einstecken müssen, wenn ich ihn nach Hause schleife, aber was soll's." antwortete sie schließlich seufzend. Ich lachte. Emmas kleiner Husky war mir sofort an's Herz gewachsen. Der aufgeweckte Wirbelwind hielt Emma mit seinem temperamentvollen und spielerischen Wesen ganz schön auf Trab. Jedem hier war bekannt, wie sehr er das Wasser liebte. Sobald Fox das Meer sah, fing er an zu bellen und durch das seichte Wasser zu laufen. Er jagte für sein Leben gern die Möwen und der Kleine sprang begeistert in Wellen hinein. Jedes Mal war er für ein paar Stunden beleidigt, wenn Emma ihn wieder nach Hause brachte. Fox verstand einfach nicht, warum Emma ihn nicht Tag und Nacht draußen und ihn seine Möwen jagen lassen konnte. Während wir uns weiter unterhielten, betraten wir den Klassenraum. Mehrere meiner Mitschüler waren bereits hier und redeten lautstark. Weiter hinten sah ich Melissa auf einem Tisch sitzen, umgeben von ihren Lakaien, die aufmerksam ihren langweiligen Angebereien zuhörten. Vorne an der Tafel standen Paula und Sierra und beobachteten skeptisch den Tumult in dem Klassenzimmer. Collin rannte mit Finns Sporttasche herum und ein wütender Finn jagte ihm hinterher. Vorne standen die Football-Jungs und unterhielten sich. Höchst wahrscheinlich sprachen sie über das Spiel nächsten Samstag. Seufzend machte ich einen Schritt in den Raum. Sofort schlug mir stickige Luft entgegen und der Duft von verschiedenen Deos drang mir in die Nase. Angeekelt verzog ich das Gesicht, eilte zum Fenster und riss es auf. Emma rümpfte die Nase und schloss die Tür hinter sich. Sierra sah aus, als müsste sie gleich kotzen. Ohne nachzufragen, wusste ich, woher diese Deo-Wolke kam. Melissa und ihre Horde Hühner versprühten diesen intensiven Geruch. „Hey, Lou! Hast du's schon gehört?" fragte Melissa mich laut. Augenblicklich verstummten alle Gespräche. Die meisten beobachteten uns neugierig. In der Schule war es allbekannt, dass ich immer mit Melissa oder Jessica aneinander geriet und viele hofften wohl insgeheim, dass es zu einer handgreiflichen Situation kam. Vermutlich weil keiner, außer Melissas Armee und Jessicas Busenfreundin Melanie, Melissa oder Jessica sonderlich leiden konnte und jeder hoffte die zwei würden sich irgendwas brechen. Vorwerfen konnte man ihnen das nicht. Sogar die Lehrer schienen das sehnsüchtig zu erwarten. Ich seufzte genervt. „Was gehört?", fragte ich nach. Melissa rutschte geschmeidig vom Tisch und kam auf mich zu. Vor mir blieb sie stehen und hielt mir plötzlich einen Zeitungsausschnitt vor die Nase. „Hier spukt es! Die Wassermänner haben wieder zugeschlagen!" erklärte sie mit schriller Stimme. Angespannt schwiegen alle. Gereizt entriss ich ihr das Blatt und hielt es so vor mich, dass ich lesen konnte, was da stand:

DAS ELEMENT WASSER GEGEN ITALIEN!
Gestern um 19.00 Uhr ereignete sich ein Vorfall, der stark auf die Rückkehr der                                                          Wassermänner hindeutet. Nach Jahren wurde wieder ein Mädchen entführt                                                           und die Polizei tappt im Dunklen. Wie wird es mit uns weitergehen?
Amalfi. Nach Jahren des Friedens wurden gestern erneut die legendären Wassermänner gesehen. Laut Angaben von Zeugen tauchten jene um circa 19.00 Uhr aus dem Wasser und rissen ein Mädchen in das Meer. Die 19-jährige Francesca Vitali wurde dabei beobachtet, wie sie am Strand spazieren ging. Als sie besonders nah am Meer entlang lief, sprangen zwei Männer aus dem Meer und packten die junge Frau. Obwohl die Frau schrie und sich wehrte, kam jede Hilfe zu spät und die Frau verschwand unter der Wasseroberfläche. Falls es in Zukunft weitere solche Zufälle geben sollte, wird Italien wohl ein zweites Mal in der Weltgeschichte vollkommen evakuiert werden. Unser Trost heute gilt vor allem Francescas Familienmitgliedern: Rosana Vitali, Lorenzo Vitali, Alessandro Vitali, Giulia Vitali, und Francescas Ehemann Emanuele Vitali.

Entgeistert starrte ich auf den Zeitungsausschnitt.

Atlantis - Stadt des WassersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt