Schlaftrunken schlender ich barfuß und im Schlafanzug Richtung Küche. Ich bin hundemüde und will lediglich meinen geliebten Kaffee, sowie die restlichen Waffeln von gestern nachmittag zum Frühstück. Sonntage sind einfach zum nichts tun gemacht.
Doch als ich in die Küche komme erwartet mich eine unangenehme Überraschung, welche in der Form allerdings keine Neuheit für mich ist, traurigerweise.
An dem Küchentisch sitzt mein Mitbewohner Jake und ein Mädchen, welches den Sweater trägt, den ich ihm letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt habe. Sie stützt sich mit den Ellenbogen auf der abgenutzten Holztischplatte ab und macht sich über meine (ich wiederhole, 'meine') Waffeln her. Argwöhnisch beäuge ich, wie sie diese genüsslich vertilgt. Ich kenne sie zwar nicht, aber hasse sie jetzt schon abgrundtief. Wenn es um Essen geht verstehe ich keinen Spaß. Das meine ich ernst, todernst.
Jake und ich sind Nacharn und Kindheitsfreunde, die zusammen aufgewachsen sind wie Geschwister. Als ich letztes Jahr mein Studium begann, hatte Jake mir angeboten bei ihm miteinzuziehen. Er meinte damals, dass er hier genügend Platz hätte und es für mich zudem die einfachste, stressfreiste Option wäre. Außerdem könnten wir uns so als arme Studenten die Kosten teilen, eine wahre Win-Win-Situation also, sagte er.
Jake ist zwei Jahre älter und bereits im fünften Semester.
Zudem hat er diese unglaublich tolle Angewohnheit jedes Wochenende eine Neue abzuschleppen und sie mit hierher zu bringen, was unangenehme Situationen (für mich, ihn scheint das wenig zu jucken) vorprogrammiert. Jake hat der Guten anscheinend nichts von meiner Wenigkeit, die hier ebenfalls wohnt, berichtet. Als er mich mit einem Lächeln, welches seine perfekten Weißen Zähne mit der kleinen Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen entblößt und einem 'Guten Morgen Sonnenschein' begrüßt, woraufhin ich nur finster grummel, dreht sie ihren Kopf und ich ernte von ihr einen überraschten und ebenso abwertenden Blick. Trotz meines desolaten Zustands, den ich jeden Morgen habe (sorry, ich bin halt kein Morgenmensch?), sieht sie mich scheinbar als irgendeine Form von Konkurrenz an. Sofort wirft sie ihre erdbeerblonden Haare mit einer Handbewegung schwungvoll nach hinten, setzt ein falsches zuckersüßes Lächeln auf und beginnt mit einem ihrer roten künstlichen Fingernägel Kreise auf Jakes Unterarm zu zeichnen. Ich sehe sie kurz an, ziehe eine Augenbraue hoch und wende mich dann wortlos ab. Wie lächerlich ist die denn bitte? Das ich mich 'nur' umgedreht habe und mich jetzt unserem Küchenschrank widme, welcher zu hundert Prozent bessere innere Werte vorzuweisen hat als sie, ist scheinbar nicht die Reaktion die sie sich erhofft hat. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sie ihre Augen leicht zusammenkneift, was mir allerdings vollkommen Schnuppe ist, denn ich will einzig mein Frühstück und dann wieder abzischen, um es dann wärend eines Filmes gemütlich in meinem Bett zu essen und mein Ruhe zu haben. Mein Laptop steht bereits einsatzbereit für dieses Vorhaben auf meinem Nachttisch. Wenn das keine perfekten Voraussetzungen für einen gelungen Sonntag sind, dann weiß ich auch nicht.
"Addy, was liegt bei dir heute an?" Wendet sich Jake plötzlich an mich. Seine hellblonden Haare sind wie immer verwuschelt und leicht gelockt. Eine Strähne fällt ihm widerspenstig in die Stirn, die er mit einer lässigen Handbewegung aus dem Gesicht streicht. "Nicht viel", antworte ich "Habe eine Date mit meinem Bett und Laptop." Daraufhin erklingt ein abwertendes Kichern von dem nervigen Etwas. "Wir haben heute definitiv was aufregenderes vor, nicht wahr Jake?" Säuselt sie, wobei sie ihren Kopf leicht neigt und auf lächerliche Weise mit den Augenbrauen wackelt. Jakes kehliges Lachen erklingt als Antwort auf ihr nerviges Theater im Raum, wobei sich seine dunkelgrünen Augen verengen. Oh Gott, ich rolle genervt die Augen, also bitte. Diese Wendung des Gesprächs ist mein Stichwort. Auf einen Teller lege ich schnell ein Körnerbrötchen, eine Banane und ein Messer. Das Nutellaglas klemme ich mir unter den Arm und schnappe mir schnell einen großen Becher Kaffee mit Milch und Zucker, den brauche ich jetzt um so mehr.
Mit meiner Beute trete ich rasch, ohne einen der Beiden noch mal anzuschauen, auf den Flur hinaus. Kaum bin ich aus der Küche höre ich sie "Wer ist die denn?" Mit ihrer nasalen Stimme fragen. Jakes dunkle und angenehme Stimme erklingt "Das ist nur Addy. Wir kennen uns schon ewig. Wir sind Nachbarn und unsere Eltern enge Freunde. Außerdem sind wir zusammen aufgewachsen, sie ist wie eine kleine Schwester für mich."
Kaum habe ich meine Zimmertür geschlossen, lehne ich mich an sie. Ich lasse meinen Kopf nach hinten sacken, spüre das harte Holz an meinem Hinterkopf. Während ich meine Augen schließe, schießen mir seine gerade gefallenen Worte durch den Kopf. "Das ist 'nur' Addy." "...wie eine kleine Schwester..."
Meine Herz krampft sich schmerzhaft zusammen. Mal wieder.
Schlimmer als generell nicht in Frage für jemanden zu kommen ist nur die 'Childhoodfriendzone'. Seit ich denken kann ist Jake für mich nie sowas wie ein Bruder gewesen, aber ich weiß ganz genau, dass das eine einseitige Geschichte ist und mit Sicherheit auch bleiben wird. Schon alleine, dass er jedes Wochenende eine Neue hierherbringt und auf Teufel komm raus alles mögliche mit ihr anstellt (die Wände sind ziemlich dünn) ist Beweis genug.
Seufzend stoße ich mich von der Wand ab. Mein Frühstück stelle ich lustlos auf den zugeklappten Laptop, mir ist der Appetit vergangen, bevor ich mich mit dem Gesicht voran ins Bett fallen lasse.
Ich ziehe die Knie an, verberge mein Gesicht in den unzähligen Kissen.
Frustrierend, dass Wort passt für all das am besten.☆☆☆☆☆
So, hier ist also der Anfang der Geschichte von Jake und Addy.
Ich freue mich, dass ihr euch hierher verirrt habt und hoffe es hat euch gefallen.
Bis zum nächsten mal (hoffentlich?) :D
Tüdelüü ^^
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ụn·er·wi·dert
Teen FictionAddy und Jake. Sie kennen sich schon ewig. Sie sind Nachbarn und ihre Eltern seit der Schule eng befreundet, somit wuchsen sie gemeinsam auf, wie Geschwister. Und genau das ist es auch, was Addy für Jake ist, nämlich Familie. Doch während sie für ih...