Damian:

"Ne, ich hab mich von meiner Sitznachbarin ablenken lassen" antwortete ich auf Wills Frage. 

Haha. Die Antwort würde sie auf 180 bringen. Sie lies sich sowieso viel zu leicht aus der Fassung bringen. Ein Seitenblick auf sie bewies mir die Vorahnung.

Doch als mein Blick wieder auf die Jungs fiel, sah ich wie sie alle Mary angafften. Als Will anfing zu grinsen wollte ich ihm am liebsten ins Gesicht schlagen um zu verhindern dass etwas dummes aus seinem bescheuerten Mund kam. Ich tat es nicht.

Leider.

"Bei dem Arsch wäre ich auch abgelenkt" er beugte sich zu den anderen, damit Mary ihn nicht hörte. Und weil meine Freunde hormongesteuerte Idioten waren fingen sie auf diesen Kommentar hin an zu lachen und Mary weiter abzuchecken.

Ich wollte ihr Gesicht nicht sehen. Ich hatte keine Ahnung wie sie reagieren würde. Ich kannte sie nicht, aber eines war sicher:

Sie war anders.

Also fiel mein Blick auf meine Schuhe und da verharrte er auch. Aus dem Augenwinkel sah ich Mary davonstolzieren.

Was solls oder? Ist doch nur ein Mädchen...

Ich wusste dass ich mir dabei selbst in die Tasche log aber das war mir in dem Moment egal.

"Damian alles okay, Mann?" Will boxte mir gegen die Schulter.

"Ja alles okay, ich hab jetzt Freistunde, muss los" ich nickte ihnen zu und beeilte mich endlich von ihnen weg zu kommen. Ich brauchte jetzt erstmal etwas zum Rauchen.

"Wir sehen uns, Mann" rief mir einer von ihnen noch hinterher. 

Bitte nicht. Ich weiß, es waren meine Freunde aber manchmal hatte ich einfach genug von ihnen. So wie jetzt.

Mit verschlossenem Gesichtsausdruck stampfte ich zum Ausgang dieser Anstalt.

Ich war durchgefallen.

Ich hatte die 12. nicht gepackt.

Ich konnte es immer noch nicht glauben. Ich hatte noch nie ein Problem mit Noten gehabt. Bis es passiert ist. Dieses Ereignis hatte mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Hatte mich aus der Bahn geworfen. 

Es war nicht geplant gewesen. Es hätte nicht passieren dürfen.

Er hatte das nicht verdient gehabt. Meine Mutter nicht. Ich war nicht vorbereitet gewesen. Kein bisschen.

Aggressiv riss ich die Tür auf die mich endlich nach draußen entließ.

Ohne zu zögern stampfte ich weiter in Richtung Raucherecke.

Wir würden bald umziehen. Das wusste ich.

Die Erinnerungen im ganzen Haus schienen mich zu erdrücken und ich wusste dass es meiner Mutter nicht anders damit ging. In jeder Ecke hing sein Geruch. In jedem Raum schien er noch anwesend zu sein. Aber so war es nicht.

Bei jeder Tür, durch die man in einen Raum eintrat wurde man enttäuscht weil er nicht da war. Und er würde auch nie wieder zurück kommen.

Selbst wenn er wollte.

Mit einem genervtem Aufstöhnen zog ich meine kleine Tüte aus der Jackentasche.

Mit dem Gesicht zu den Büschen holte ich mir einen wunderschönen Joint aus der Tasche. Schnell  lies ich die Tüte wieder verschwinden und zog stattdessen ein Feuerzeug aus meiner Tasche.

Gott. Das hatte ich gebraucht.

-

Mary:

If I was a childWo Geschichten leben. Entdecke jetzt