Kapitel 59

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Lesenacht Teil 4

Skye

Ich kam gerade vom Nachsitzen in den Flur und schlenderte durch die leeren Gänge. Meine Gedanken waren irgendwie total durcheinander und weshalb wusste ich selbst nicht. Auf jeden Fall ging mir die Sache mit Ethan nicht aus dem Kopf und vor allem nicht was er damit bezwecken wollte. Als ob ich ihn einfach so mitnehmen würde und dabei Milo anlüge, genau! Erstens ich kannte ihn nicht und zweitens hatte er es mit seiner Aktion verhauen. Zu dem kam noch Milo und er war ja schon alleine misstrauisch, wenn ich mit ihm alleine war. Und das wollte ich ihm nicht zu muten, keineswegs.

Draußen suchte ich nach meinem Autoschlüssel und knallte gegen eine harte Sache. Ich fiel zu Boden und rieb mir meinen Schädel. Aua. Mein Blick fiel nach oben und das amüsierte Gesicht von Milo kam mir entgegen. Er lachte und hielt mir seine Hand hin, die ich dankend annahm und aufstand. Ich schulterte meinen Rucksack und schüttelte den Kopf. Dann stellte ich mich aufrecht hin und neigte meinen Kopf etwas zur Seite. Fragend sah ich ihn an und verdrehte dann die Augen.

"Was machst du noch hier?" Ich öffnete die Autotür und legte meinen Rucksack auf den Beifahrersitz.

"Ich hab gewartet."

"Warum?"

"Nur so. Hast du Donnerstag schon was vor?" Pure Neugier war zu hören und er lehnte sich am Auto an.

Meine Augen weiteten sich und ich zog haarscharf die Luft ein. Dann kratzte ich mich verlegen am Nacken und sah zu Boden. Mir wurde nicht wohl dabei ihn anzulügen, wegen dem Kampf und dass ich wieder angefangen hatte. Eigentlich hatte ich mir und meinen Eltern geschworen nie wieder anzufangen, aber durch die Sachen mit Milo hatte ich den Drang dazu nicht nur am Boxsack zu stehen, sondern auch wieder im Ring. Und somit fing alles wieder an und dass auf illegaler Weise. Aber ich konnte den Kampf auch nicht absagen, denn Mia war schon sauer und machte mir sonst die Hölle heiß.

"Ja, tut mir leid. Ich hab etwas schon recht lange geplant und kann es auch nicht mehr verwerfen." Die Enttäuschung war ihm ins Gesicht geschrieben und mir gefiel es nicht gerade. Ein enttäuschtes Lächeln bildete sich in dem perfekten Gesicht und er sah weg.

"Was hast du vor, wenn ich fragen darf?"

"Bin mit Freunden unterwegs und wir ziehen wahrscheinlich bisschen durch Manhatten", sagte ich etwas belustigt und sah wie er nickte.

Ich schloss die Tür wieder und ging auf ihn zu. Sein Blick folgte mir und als ich vor ihm stand hob er seinen Kopf. An seinen Mundwinkeln zuckte etwas und ich musste schmunzeln. Ich stellte mich dicht an ihn und platzierte meine Hände an seiner Jacke, die ich zu mir zog. Seine Stimmung schien besser zu werden und er stellte sich aufrecht hin. Seine Hände wanderten zu meiner Hüfte und er packte mich dort fest, bevor er mich noch näher an sich zog.

"Tut mir echt leid, aber was auch immer du vorhattest wir holen das nach! Außerdem bin ich doch am Samstag da."

"Ja, aber nicht weil ich das so wollte, sondern weil meine Eltern das wollten", stöhnte er.

Ich musste lachen und schüttelte meinen Kopf. Als ob er sich nicht freuen würde, dass ich da bin.

"Bis jetzt steh ich bei deinem Vater schlecht da. Alkoholvergiftung und Krankenhaus. Dann das Mädchen was sich als erstes an seinen Sohn ranmacht und ihn dann dazu treibt 365 andere Weiber durchzunehmen und unter denen war Chelsea. Also, nicht wirklich gut", raunte ich.

"Wie dem auch sei, nächste Woche dann?", ich nickte und grinste ihn dann an. Seine Augen fingen an mit strahlen und sein Lächeln vergrößerte sich dermaßen, was mein Herz warm werden ließ und ich dahin schmolz. Ich wusste nicht wie lange, aber eine Weile standen wir schon am Auto und ließen alles an uns vorbeiziehen.

"Heyy!", schrie jemand hinter uns und ich drehte meinen Kopf in die Richtung. Tessa, eine aus unserem Kurs kam auf uns zu gelaufen und lächelte uns beide breit an. Ich löste mich von Milo und trat einen Schritt zur Seite. Milo trennte sich von meinem Auto mit seinem Arsch und steckte seine Hände in die Jackentasche. Tessa war bei uns angekommen und musterte ihn streng, bis sie ihren Blick wieder zu mir wand.

"Hast du schon die Nachricht bekommen wegen dem Schreibwettbewerb?" Verwirrt sah ich sie an und schüttelte interessiert meinen Kopf. Wissend nickte sie und schien kurz zu überlegen.

"Du bist doch diejenige, die den Aufsatz vor den Ferien geschrieben hat, oder?" Verlegend nickte ich.

"Ich soll dir sagen, dass wenn du Interesse hast am 27.08. ein Schreibwettbewerb stattfindet und der Gewinnertext wird in der nächsten New York Times Ausgabe sein. Und da ich gehört habe wie unsere Lehrerin mit dir gesprochen hat und auch gegenüber den anderen Lehrern gesagt hat, wie gut du dich ausdrücken kannst, dachte ich ich sage dir Bescheid und du nutzt die Chance." Meine Augen weiteten sich und ich konnte es nicht glauben. Die New York Times? Einfach nein.

"Tessa, richtig? Wenn du Lust und Zeit hast, würdest du mit mir vielleicht irgendwas trinken oder essen gehen und mir dabei alles erklären? Dazu kommt noch ich bräuchte Hilfe bei einem Kleid und du scheinst sympathisch." Kurz grübelte sie und nickte dann. Mein Blick schweifte zu Milo und der sah nur zwischen uns her.

"Du müsstest mich dann nur nachhause fahren."

"Kein Problem", lächelte ich und nickte dankbar.

Milo drehte mich zu sich und packte mich an der Hüfte und raunte mir ins Ohr, nachdem er mich an sich gezogen hatte: "Wir gehen Essen, also elegant und heiß." 

Er löste sich von mir und zwinkerte mir dann zu. Der Junge holte seine Autoschlüssel von seinem Audi aus seiner Jackentasche und streifte mit seinem Zeigefinger dann an meiner Wange entlang. "Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir werden sehen, wenn du mich abholst."

"Ihr seid echt ein süßes Paar. Ich hätte nie gedacht das er mal eine Freundin finden wird, Respekt!"

"Wir sind nur Freunde", keuchte ich nach Luft und sah sie erschrocken an. Ahnend nickte sie und zuckte dann mit den Schultern.

"Oder mehr als Freunde." Schon beim Sprechen musste er Grinsen und dann war es ganz zu sehen. Seine Grübchen waren zu sehen und seine Stimme komplett überzeugt von den Worten, die er gerade eben in die Welt gesetzt hatte. Er drehte seinen Kopf zu mir und blickte tief in meine Augen. Seine strahlend weißen Zähne kamen zum vorscheinen und er machte sich auf den Weg zu seinem Auto. Überrumpelt stand ich da und folgte ihm mit meinen Blicken.

Mehr als Freunde??

Jap, da hat er nicht ganz unrecht.

Er nickte mir zu und stieg dann in sein Auto ein. Milo startete das Auto und fuhr davon. Ich konnte meinem Gehör genauso wie meinen Augen nicht trauen. Natürlich musste er diese Worte in die Welt setzten und sich dann davon machen. Echt klasse.

Unsicher sah ich zu Tessa, die mich anschmunzelte und dann einstieg. Ich ging um das schwarze Auto herum und stieg ebenfalls ein, starrte dann den Motor und fuhr von dem Parkplatz. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur Fifth Avenue. Während der Fahrt unterhielten wir uns ausgelassen und lachten viel. Sie schien nett und echt sympathisch. Ihre Ausstrahlung war süß und niedlich. Ihr zierliches Lachen war knuffig und noch zurückhaltend. Sie könnte mir eine gute Freundin werden.

Ain't nobody takin my babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt