Irrlichter -JUBLALI

Kapitel 12

Pov. Vik

Dieser übernatürliche Drang, ihn zu küssen...

Ich bin ihm so nah, nur Zentimeter trennen uns noch, scheiße ey!

Er wird mich auf ewig dafür hassen, aber ich muss es jetzt einfach tun...

Gerade will ich die letzte Distanz zwischen uns überbrücken, als das Wasser dunkler wird und die Fische, welche uns bis eben noch umschwirrt haben, auf einen Schlag in entfernte Ecken des Teiches verschwinden.

Ein leichtes Zittern durchfährt mich, als ich registriere, wie kalt es auf einmal geworden ist. Etwas verwirrt blickt Ju mich an. Er ist ein Stück von mir zurückgewichen und endlich kann ich wieder klarer denken.

"Was passiert jetzt schon wieder?", fragt er angespannt und schlingt dabei leicht bibbernd die Arme um seinen nackten Oberkörper. Ich zwinge mich sein Gesicht und nicht seine Tattoos und leicht angedeutete Muskeln, anzusehen. Nicht, dass seine dunklen Augen in irgendeiner Weise weniger schön wären...

"Ich habe keinen Plan, aber-", beginne ich, doch ehe ich meinen Satz beenden kann, ändert sich wieder etwas.

Wir können einfach nur dastehen und mit offenem Mund auf die Wasseroberfläche um uns starren.

Langsam, aber dann immer deutlicher, taucht ein Bild darauf auf.

Erst verändert sich nur die Wasserfarbe, von dem tiefen blau und weiß des Mondlichtes, zu dunkleren Schattierungen von grau und braun Tönen.

Dann werden aus den noch undefinierten Farbflächen immer genauer einzuordnende Formen, ein grauer, verregneter Himmel, kahle, schwarze Bäume im Hintergrund.

Ich strenge meinen Blick an um mehr Einzelheiten zu erkennen.

Da ist ein Mann, er trägt einen dunklen Anzug, sein Gesicht ist von uns abgewandt, aber ich meine, seine Stimme zu vernehmen. Sie ist in meinem Kopf, als wäre er ich,... doch gleichzeitig scheint sie auch von allen Kraterwänden wieder zu hallen, auf mich zurück zu schlagen...

Immer mehr habe ich das Gefühl, dass Bild wäre nicht nur um mich herum, umkreise und umspiele mich im Einklang mit den sanften Wellen, sondern ich würde Teil von ihm.

Das eisige Wasser umgibt wie tausend Nadelstiche auf meiner Haut, ein aufkommender Wind bläst mir die noch nassen Haare aus dem, wie versteinerten nach unten gerichteten Gesicht. Ich kann mich nicht bewegen, nicht wegsehen.

Wo ist Ju... ich weiß es nicht mehr...

Eine leichte Panik beginnt, von mir Besitz zu ergreifen.

Ich will mich zu der Seite, wo er eben noch stand, umdrehen, aber ich bin wie gelähmt.

Stattdessen befindet sich der Mann plötzlich unmittelbar vor mir.

Die Szenerie hat sich jetzt komplett gewandelt, der felsige Krater ist verschwunden. Nur noch ein grauer Himmel überflutet mein Sichtfeld...

Langsam geht der Mann im Anzug auf ein rechteckiges Loch im Boden zu... Meine Beine bewegen sich nicht, doch trotzdem bin ich jetzt ebenfalls direkt neben der tiefen Grube.

Ein Sarg, in den Tiefen liegt ein Sarg...

Es ist, als geräte bei diesem Anblick meine Realität ins Wanken...

Das darf nicht sein. Meine Welt macht keinen Sinn mehr, wenn das, was ich da sehe wahr ist... wer liegt dort unten?

Blut läuft aus einem Spalt im Holz, füllt das Grab, es geht so schnell.

Schon schwappt die dunkle Flüssigkeit über den Rand, umspült meine Füße, oder sind es überhaupt noch meine?

Ich blicke an mir herunter, auf schwarz glänzende Lackschuhe und eine schwarze Hose mit tadelloser Bügelfalte.

Wer bin ich?...

Beim Anblick des Blutes um mich herum zieht sich alles in mir zusammen, ich will würgen, schreien, fortlaufen, aber alles was geschieht ist, dass mir etwas heißes, dickflüssiges aus den weit aufgerissenen Augen über die Wangen läuft... 

Rote Tropfen fallen geräuschlos in das ebenso rote Meer zu meinen Füßen.

Und plötzlich weiß ich, wer in diesem Sarg liegt.

Der Boden unter meinen Füßen scheint zu verschwinden...

Julien.

Mein Körper kippt, wie in Zeitlupe falle ich...

Ju ist tot... 

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Hm, zuende?

Nah, natürlich nicht!

Danke für all eure lieben Kommentare, so etwas motiviert mich echt doch noch :)

Leider hatte ich heute noch keine Zeit, alle zu beantworten, aber das werde ich gleich tun!