In einer anderen Zeit

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Ganz langsam kam Luna wieder zu sich. Als sie ihre Augen aufschlug war sie immer noch an der selben Stelle wie vorher, doch etwas war anders, es war jetzt mitten am Tage und die Luft war stickig, schwül und heiß. Auch die Vegetation hatte sich gewandelt, die Bäume um sie herum trugen ein prächtiges, tiefgrünes Blätterkleid. Es musste also mitten im Sommer sein.

Sie hatte keine Ahnung, wie weit sie in der Zeit zurück gereist war. Geistesabwesend griff sie sich an ihren Hals und bemerkte, dass die Kette mit dem Zeitumkehrer gerissen war und neben ihr auf dem Boden lag. Zu ihrer Überraschung war der Zeitumkehrer so gut wie geschmolzen und man konnte nur noch schemenhaft das ehemalige Zifferblatt erkennen.

Plötzlich hörte sie etwas im Unterholz knacken. Panisch stand sie auf und wirbelte  wie der Blitz herum, ihre Hand griff automatisch nach ihrem Zauberstab, doch er war fort, sie musste ihn während der Flucht in dem verbotenen Wald verloren haben. Was sollte sie jetzt nur ohne ihn machen? Erneut stiegen Wellen der Hilflosigkeit in ihr hoch. Kaum hatte sie sich etwas beruhigt, war das Knacken erneut zu hören, doch diesmal schien es näher zu kommen. Instinktiv griff sie nach einem Stock, der neben ihr lag. Mit lautlosen Schritten näherte sie sich dem Geräusch, das von einer nahe gelegenen Lichtung kam.

Ihr Herz begann so sehr zu hämmern, dass sie meinte, es müsse ihr jeden Augenblick aus der Brust springen. Unaufhaltsam kam sie der Lichtung näher und näher, sie hielt den Atem an, und dann... erstarrte sie, um gleich darauf in schallendes Gelächter zu verfallen. Denn auf der Lichtung graste nichts weiter als eine Herde Thestrale. Als sich Luna von ihrem Lachanfall wieder beruhigt hatte, ging sie vorsichtig auf die Thestrale zu. Die Tiere bemerkten sie und hielten inne.

„Ganz ruhig, ihr braucht keine Angst vor mir zu haben."

Ganz langsam ging sie Stück für Stück näher an die Tiere heran. Behutsam streckte sie ihre Hand aus, neugierig kam eines der Tiere auf sie zu und begann an ihrer Hand zu riechen. Sachte begann sie das Thestral zu streicheln. Das Tier hielt stille und genoss ganz offenbar die Streicheleinheiten die Luna ihm gab. Wie sehr ihr doch diese Tiere ans Herz gewachsen waren, seit ihren Kindertagen waren sie Lunas Begleiter gewesen. Verträumt in sich versunken, bemerkte sie die leisen Schritte nicht, die sich ihr näherten. Und plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter...

Luna wirbelte herum. Vor ihr stand eine elegant gekleidete junge Frau mit langem schwarzen Haar, welches sie offen trug.

„Es tut mir leid, falls ich dich erschreckt haben sollte", begann die Frau leise, „Aber ich hörte beim Spazieren gehen ein lautes Lachen und beschloß daher, nachzusehen, wer sich hier mitten in den Sommerferien rumtreibt."

Stumm und mit besorgtem Blick musterte die junge Frau Luna von oben bis unten. Luna musterte die Frau ebenfalls.

„Mein Name ist Melanie Stone ich bin die neue Lehrerin hier auf Hogwarts für magische Geschöpfe, aber sag, was ist denn überhaupt passiert, dass du so mitgenommen aussiehst? Hattest du einen Unfall?" Schlagartig wurde Luna bewusst, wie sie aussehen musste mit ihren unzähligen Schrammen und Kratzern und einer Platzwunde an der Stirn. Matt begann Luna zu lächeln.

„Oh das ist eine sehr, sehr lange Geschichte."

In diesem Augenblick wusste Luna nicht, ob sie der jungen Frau vertrauen sollte, aber irgendjemand musste ihr helfen in dieser anderen Zeit. Denn eines war anhand der Kleidung der Frau offensichtlich: sie musste weit, sehr weit in die Vergangenheit zurück gereist sein.

„Welches Datum haben wir heute?", fragte Luna etwas unsicher.

Die Frau vor ihr sah sie an, als sei sie von allen guten Geistern verlassen. „Sonntag den 1. August."

Verloren in der Zeit - Luna LovegoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt