Time Changes Everything

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Sie wollte eigentlich nicht zurück, an diesem Ort hafteten zu viele Erinnerungen. Als sie vor Jahren die Stadt verlassen hatte, war es wirklich ihr Wunsch gewesen nie wieder zurück zu kehren. Aber ihr Herz wollte wieder Heim, nach Hause. Doch dies war nicht mehr ihr Zuhause. Gesichter haben sich geändert, Namen haben sich geändert - auch ihr Name war nicht mehr der selbe, ihre Geschichte war nicht mehr die selbe. Zumindest nicht dieses Mal.

Verträumt blickte sie über die Straße, sie saß draußen, vor einem kleinen Café, auch wenn Leute sie ungläubig anschauten, es war schließlich der heißeste Tag in diesem Jahr.
Aber sie spürte die Hitze nicht, spürte sie schon lange nicht mehr. Seit jenem Tag, in jener Stunde, als ihr Leben stehen blieb.

Nicht sie war gestorben, sie lebte obwohl sie nicht wollte, das schlagende Herz in ihrer Brust bestätigte es ihr in jeder Sekunde.

Sie lebte und er war tot.

Ihr fiel erst auf das sie weinte, als der Kellner sie ansprach ob alles okay wäre und ihr dabei ein Taschentuch reichte. Sein Gesicht war gezeichnet von Fürsorge. Nicken bestätigte sie das alles okay ist, auch wenn ihre Tränen sie lügen straften. Dankend nahm sie das Taschentuch entgegen und tupfte vorsichtig die Tränen weg.
Wie sich der Kellner besorgt abwandte und wieder in den klimatisierten Laden ging, den Blick weiterhin auf sie gerichtet, bekam sie nicht mit.

Nie hätte sie gedacht so sehr jemals an jemanden zu hängen, nicht nach dem Tod ihrer Mutter. Oberflächlich hatte sie Freundschaften aufgebaut, mit diesen Freunden hatte sie sich getroffen und gelacht, Zeit verbracht und vieles erlebt.
Tief in sich hinein hatte sie niemanden blicken lassen.
Oft war sie schon in jungen Jahren unter Tränen eingeschlafen, lag Wochenends nur im Bett und tat nichts.
Ihr Vater war besorgt, die Psychologen sagten sie hätte eine Depression, ausgelöst durch den Tod der Mutter.
Tabletten sollte Sie nehmen und in eine Therapie. Das wollte sie nicht und tat sie auch nicht.
Keiner konnte sie zwingen.
Sie wollte nicht noch mehr annormal sein als sie eh schon war, sie wollte eine normale Oberstufen Schülerin sein, zumindest nach außen hin.

Mit der Kaffeetasse in der Hand erinnerte Sie sich wie Sie ihn kennengelernt hat, unkonventionell und absolut nicht so wie man es seinen Kindern oder Enkelkindern erzählen würde.
Ihr Blick viel auf das Spiegelbild in der Scheibe des Ladens, sie sah das sich ein Lächeln auf ihre Lippen gelegt hatte. Ein leichtes Lächeln, welches sie ihm oft geschenkt hatte. Unglaublich das am Anfang sie ihn gehasst hatte, nicht nur einwenig sondern richtig. Seine ganze Art, sein Gehabe und trotzdem hatte er ihr Herz gewonnen.
Von ihren Freunden wusste sie, dass der Kerl nichts gutes verhieß. Es hatte sie nicht interessiert, den es war als hätte ihr Schicksal sie zusammen geführt, er verstand sie und hörte ihr zu. Wenn er konnte empfing er sie auch zu unmöglichsten Stunde bei sich zuhause. Oft saß sie bei ihm der Wohnung, Tränen überströmt und er saß dort und wachte über sie.
Bis heute wusste sie nicht ob er sie je geliebt hat, ob sie nur ein hübscher Zeitvertreib war bis die nächst beste kam.
Den Kaffee umklammert blickte sie ihrem Spiegelbild in die Augen.

Nein.

Er hat sie geliebt, gesagt hatte er es nie, doch ihr Herz, ihre Seele, wussten es.
Kurz hörten ihre Gedanken an ihn auf, ihr Blick schwirrte durch die Gegend. Wegen ihm war sie gegangen und wegen ihm ist sie wieder hier.

Das ganze hatte Sie ihrem Onkel zu verdanken, er hat ihr geholfen. Er hatte die Fähigkeiten dafür um ihr zu helfen.
Nach seinem Tod, dem Tod ihres Herzens. War sie eine leere Hülle, sie hat zwar gegessen und getrunken, ist zur Arbeit gegangen. Doch jeder hat ihre Veränderung bemerkt, sprachen sie an da sie nicht mehr die selbe wäre. Alle hat sie ignoriert, die Kontakte abgebrochen. Sie konnte ihre Freunde nicht mehr anschauen, zu sehr erinnerte es sie an die gemeinsame Zeit mit ihm.
Doch dann kam ihr Onkel, gerufen von ihrem Vater und meinte er könnte ihr helfen. Sie wusste er könnte ihr helfen, seine Fähigkeiten waren ihr bekannt.

Angefleht hatte sie ihn, er solle sie zurück schicken, dahin schicken. Ein paar Minuten früher, so das sie ihn retten könne. Das könnte er aber nicht. Das war das Schicksal, es war vorher bestimmt das ihr Herz an diesem Tag starb. Tränen waren ihr wieder über das Gesicht gelaufen. Wie wollte er ihr dann helfen? Er brach nur wieder ihre Seele, ihren Geist.

Die Nacht, in der ihr Herz gestorben war. War der Tag an dem sie ihm auch gesagt hatte das Sie kein Mensch ist, zumindest nicht vollkommen ein Mensch. Mit ihren Fähigkeiten hatte sie versucht ihn zu retten. Die tödliche Kugel zu entfernen, aber es half nicht. Der Schaden war zu groß und sie konnte nicht heilen. Diese Fähigkeiten hatte sie nicht. Weg ziehen mussten sie sie von dem langsam kalt werdenden Körper. Sie wollte ihn nicht alleine lassen, auch wenn sie wusste das es nur eine leere Hülle war. Ihr Herz selber war fort.

Doch ihr Onkel machte ihr einen Vorschlag, er konnte sie nicht in diesem Sein zurück zu ihm führen. Doch in einem anderen Augenblick. Sofort verstand sie was er meinte, ein anderer Augenblick, ein anderes Sein.

Eine andere Zeit.

Sofort stimmte sie zu, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Weswegen sollte sie auch? Hier hielt sie nichts und ihr Vater verstand was sie tat. Er hat sie immer verstanden und versucht sie zu unterstützen.
Doch jemand der gebrochen ist, braucht manchmal etwas was niemand ihm geben kann.

Damit war sie hier gelandet, in dieser Stadt aus geschmolzenen Sand. Gut versteckt hatte Sie sich gehalten, Jahre hinweg und niemand hatte sie erkannt oder wirklich von ihrer Existenz gewusst, so war es noch immer. Dieser Körper war ihrer aber gleichzeitig auch nicht. Ihr Onkel hat ihr vieles erzählt, wichtige Informationen. Damit sie nicht auffiel.
Den diese Zeit war anders als die aus der sie kam, dies merkte sie selbst.

Gefunden hatte sie ihr Herz aber schon, nur angesprochen nicht. Sie traute sich nicht, es war zwar ihr Herz aber gleichzeitig auch nicht.

Er war wer anders in dieser Zeit.

Und Sie galt als Tod in dieser Zeit.

In dieser Zeit, hatte Sie sein Schicksal erlitten.

Zeit ändert gar nichts, es wiederholt sich und ist gleich. Nur die Details waren anders.

Deswegen war Sie in dieser Zeit eine Umbra, ein Totengeist.

Ein Schatten.

Umbra Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt