Wir flogen die Nacht durch. Meine Flügel schmerzten bereits, der Sattel scheuerte auf meinen Schuppen und Hicks' Gewicht machte mich langsam zu schaffen. Es war hart und anstrengend und dennoch hielten wir uns strikt an die Karte. Mein Reiter hatte sie am Abend von seinem Buch auf einen Zettel geschrieben, damit wir erstens Gewicht sparten und zweitens das Buch auf unserer Reise nicht verloren.
Die Sonne war bereits aufgegangen, als wir die Insel der Nacht erreichten. Ich segelte durch die Wolken hindurch und landete schließlich auf den Boden.
Es tat gut, die Flügel einzufalten und das Gleichgewicht den Beinen zu überlassen.
Hicks spürte meine Aufregung und sprach auf mich ein: "Ganz locker bleiben, Kumpel. Vertrau' mir. Wenn die Karte stimmt, wird dir gefallen, was wir hier finden."
Ich schnurrte und stürmte daraufhin geradeaus. Irgendwo mussten doch Nachtschatten sein! Vielleicht hatten sie Hicks gesehen und sich versteckt? Ich kletterte einige Felsplatten entlang und erhaschte somit einen Ausblick auf die Insel. Allgemein hatte sie viele Ähnlichkeiten mit meinem Zuhause. Schwarze Steine, kahle Bäume und uneben. Nur eine Sache war seltsam. Die Insel war einsam. Nicht ein Drache zeigte sich. Langsam zweifelte ich an Borks Aussage.Nur Hicks empfand noch Hoffnung und seufzte: "Bist du soweit?"
"Ich war noch nie soweit wie jetzt!", glurrte ich zahnlos.
"Alles klar, es geht los." Hicks erzeugte den Drachenruf des Nachtschattens. Ich ließ währenddessen meinen Blick schweifen. Diese Insel war höchst merkwürdig. Noch nicht einmal den Duft eines Nachtschattens konnte ich wittern.
Der Ruf meines Reiters schallte für einen Augenblick gegen die Felsen, bis ein Brüllen erklang. Ich zuckte mit den Ohren und suchte nach der Quelle des Brüllens."Ha! Ich glaub es ja nicht!", staunte Hicks, "Hast du das gehört?"
"Natürlich!", raunte ich begeistert. Das Brüllen wiederholte sich. Es ähnelte meiner Klangfarbe sehr. Fast so, als... würde mir ein Familienmitglied antworten...
Bei dem Gedanken erstarrte ich. Konnte es möglich sein, dass... meine Familie hier war? Ich musste es herausfinden!"Feuerblüte? Nachtflug? Seid ihr hier?" Ich lauschte und suchte jeden Felsen ab.
Plötzlich rückte eine schwarze Gestalt hinter einigen Steinen hervor. Ein Nachtschatten? Die Gestalt stand steif da und regte sich nicht. Aber sie sah wie ein Nachtschatten aus!"Da ist einer!", gluckste ich und Hicks ergänzte: "Bork hatte Recht." Er tätschelte meine Stirn, stieg vom Sattel ab und sagte mir: "Geh zu deinen Freunden!"
"Danke, Hicks!" Begeistert rannte ich das Gestein entlang und sprang einen Abhang hinunter. Aber konnte ich Hicks alleine lassen?
Ich legte meine Ohren zur Seite und schaute noch einmal zu meinem Freund zurück. Würde er es mir verzeihen?Verstehend sprach er auf mich ein: "Ja, ist schon okay. Lauf, lauf! Ich bin direkt hinter dir."
Ich nickte und schritt voran. Der Nachtschatten stand noch an Ort und Stelle. Ich wollte es erstmal ruhig angehen und stellte meine Ohren begrüßend auf. Zudem weitete ich meine Pupillen, eine weitere freundliche Geste unter uns Nachtschatten.
Aber... was würde der Drache zu meiner Prothese sagen? Oder zu meinem Sattel? Würde er Menschen bei sich in der Nähe akzeptieren? Ich war verunsichert, nur ließ ich es mir durch ein Lächeln nicht anmerken. Erstmal Ruhe bewahren! Es war bloß ein Nachtschatten, dem ich gerade begegnete. Etwas gewöhnliches. Jetzt nur nicht in Panik verfallen. Alles war gut.Mit einem Satz sprang ich auf einen Felsen hinauf und sah mich um. Wo war der Drache? Vorhin stand er genau hier.
"Hallo? Bist du da?", glurrte ich, "Ich tue dir nichts."
Das selbe Brüllen von gerade eben erklang aus einer anderen Ecke. Es war nach wie vor monoton. Das war merkwürdig. Etwas stimmte nicht.
"Wo bist du?", wollte ich wissen, aber ich bekam keine Antwort. Fürchtete sich der Drache vor Hicks? War er schüchtern? Ich ließ meinen Blick schweifen, fand aber keine Spur. Schließlich schnüffelte ich am Boden. Ich witterte etwas scheußliches.
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Ohnezahns Lebensgeschichte
Hayran KurguTROTZ OFFENEM ENDE WIRD DIESE GESCHICHTE NICHT MEHR FORTGESETZT UND GILT ALS ABGESCHLOSSEN. Woher kommt er? Ist er der Letzte seiner Art? Wo ist seine Familie? Was musste er alles durchmachen? Wie sah seine Vergangenheit aus? So viel Unwissen über d...