"Schreib' uns, wenn ihr wieder im Hotel seid, ja?", fragt meine Oma, als wir uns an der Tür verabschieden.
Bei den beiden ist es wirklich schön, aber langsam wird es Zeit, dass wir zurück ins Hotel gehen. Dann kann ich vielleicht auch mal Bernd anrufen und ihm erzählen, was heute alles passiert ist. Vielleicht hat er ja auch einen Rat an mich, wie es jetzt weitergehen soll.
Lara und ich machen uns also erstmal schweigend auf den Weg zurück zum Hotel. Auf der Hälfte des Weges durchbreche ich jedoch die Stille:
"Danke, dass du mitgegangen bist!"
"Du meinst wohl eher, dass ich dich gezwungen habe, hinzugehen.", gibt sie grinsend zurück.
"Mein' ich doch."
Jetzt muss ich auch anfangen zu grinsen. Ich glaube, ohne Lara hätte ich nie den Mut gefunden zu meinen Großeltern zu gehen.
"Kein Ding. Vielleicht kommst du jetzt auch endlich mal aus diesem Loch von Kinderheim raus."
Als Lara diese Worte ausspricht wird ihr Blick leicht wehmütig. Oma und Opa hatten uns erzählt, dass mein Vater tatsächlich der Torwart Manuel Neuer ist und in München wohnt. Wenn ich also aus dem Kinderheim raus will, dann muss ich zwangsweise entweder zu meinen Großeltern nach Gelsenkirchen oder nach München zu meinem Vater.
"Aber ich will nicht weg aus Leverkusen. Das ist doch mein Zuhause!"
Vielleicht war es ja doch keine so gute Idee, dass wir zu meinen Großeltern gegangen sind ...
"Ich will auch nicht, dass du gehst. Aber wenn es da doch besser ist, als im Heim?"
Lara richtet ihren Blick traurig auf den kleinen See, der vor uns liegt.
Nachdenklich sehe auch ich auf den kleinen See, der hier im Park ist. Was ist denn besser? Noch zwei Jahre in dem Kinderheim zu leben, in dem ich schon mein halbes Leben verbracht habe und das schon fast einer Ruine gleicht oder mein Zuhause verlassen und dafür zu meiner Familie gehen, die ich seit dreizehn Jahren vermisse?
"Ich weiß nicht. Ich glaube, ich will gar nicht weg. Auch wenn im Heim das Wasser durch die Decke kommt, wenn es draußen regnet, es nur noch die Wassertemperaturen 'Eiszapfen' oder 'Verbrennung dritten Grades' in der Dusche gibt und ich über zwei andere Betten klettern muss, damit ich an mein eigenes komme, so ist es doch immernoch mein Zuhause. Und vor allem ist Leverkusen mein Zuhause. Die Spielplätze, der Sportplatz, unsere alte Grundschule und das Bayer Werk - das alles gehört doch zu mir. Das kann ich doch nicht einfach alles vergessen, oder? Und was ist mit dir, Jonas, Bernd oder der Mannschaft? Das ist mein Leben!"
Ja, das ist es. Andere würden mein Leben vielleicht als scheiße bezeichnen und ich würde es vermutlich auch nicht abstreiten, aber es ist immernoch mein scheiß Leben!
"Es ist dein Zuhause, ja. Aber trotzdem ist es kein sonderlich schönes Leben. Ich bin deine beste Freundin. Ich will dich nicht verlieren, aber ich wünsche dir ein besseres Leben."
Wir liegen uns in den Armen. Nie hätte ich gedacht, dass ich mal vor dieser Entscheidung stehen werden. Aber ... genau genommen muss ich mich doch gar nicht entscheiden, oder?
"Eigentlich müssen wir doch noch gar nicht weinen oder an irgendwelche Umzüge denken. Ich kenne meinen Vater nach wie vor nicht und das bleibt auch vorerst so. Meine Großeltern kenne ich auch noch nicht gut genug. Ich habe sie heute das erste Mal nach dreizehn Jahren wirklich getroffen! Und deshalb hören wir jetzt sofort mit diesen Gedanken auf! Vielleicht können wir ja mit der Hilfe meiner Großeltern unsere andere Idee umsetzten, mit der wir die letzten Male immer gescheitert sind?"
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590 WörterEs tut mir schrecklich Leid, dass am Sonntag nichts gekommen ist, aber ich musste Faust 1 lesen ... grauenhaftes Buch ... wirklich schrecklich. Dafür kommt heute dieses Kapitel und am Sonntag dann hoffentlich wieder wie gewohnt! Ich sehe ja, dass die Geschichte gelesen wird und versuche immer neue Kapitel zu schreiben und hochzuladen, aber die Schule geht vor. Jetzt muss ich auch noch eine Facharbeit schreiben ...
Bis Sonntag (hoffentlich)!
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Spiel des Lebens
FanfictionDiese eine Nacht vor dreizehn Jahren, die alles für die damals dreijährige Sophia veränderte, verfolgt nicht nur das junge Mädchen aus Leverkusen. Immer wieder kommen in der Familie die Erinnerungen an die Zeit vor dem 26. September 2004 zurück - ab...