Kapitel 5

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Am nächsten Abend saß mir die Zurückweisung noch genauso in den Knochen wie in der Nacht zuvor. Ich war verletzt und wusste nicht ob es mich so getroffen hatte, weil ich ihn mochte oder aus Prinzip. 

Vermutlich eher letzteres. 

Wie konnte man auch dreist genug sein mich als Flittchen zu bezeichnen? Und für wen hielt sich dieses Arschloch, dass er sich traute so mit mir zu reden?

Ich versuchte mich eindringlich davon abzuhalten an seine Worte zu glauben, trotzdem war ich traurig.

"Ich dachte du wärst so eine." Die Worte klangen  in meinem Kopf nach und ich konnte nicht anders als sie mir zu Herzen zu nehmen. War mein Charakter wirklich so wertlos, dass ihn niemand mit all seinen Ecken und Kanten kennenlernen wollte?

"Schatz, Elisa ist da", rief meine Mom aus dem Flur und ich zuckte zusammen. 

"Shit", entfuhr es mir und ich schaute auf die Uhr. Hatte ich gerade ernsthaft eine halbe Stunde in Selbstmitleid gebadet? 

"Ähm, ich brauch noch kurz", antwortete ich und öffnete die Badezimmertür. Ein bisschen länger als kurz, dachte ich schuldbewusst und überlegte wie ich mich am schnellsten Schminken und Föhnen sollte - gleichzeitig? Zum Anziehen hatte ich mir auch noch nichts rausgelegt, ohje. 

Meine Zeitplanung war mal wieder absolut on point.

"Kannst du ihr bitte aufmachen und sie in mein Zimmer schicken?", meinte ich und streckte den Kopf aus dem Zimmer. "Ich komme gleich."

Darauf nickte meine Mam nur und ging runter um Elisa ins Haus zu lassen.

Ich schloss die Tür wieder und schaltete den Föhn ein. Jetzt wurde der Mädelsabend genossen und keine sinnlosen Gedanken an Jungs ohne IQ verschwendet, ermahnte ich mich streng und versuchte mich auch die nächsten Stunden daran zu halten.


"Nati!", schrie ich quer über den Parkplatz und rannte auf meine Freundin zu. Nicht minder grinsend streckte sie ihre Arme in die Luft und winkte. Elisa und Sina hinter mir lachten.

Die drei trafen sich öfter aber ich war nun mal weggezogen und da war es schon ein Spektakel, wenn wir uns endlich wieder alle vier trafen. 

Nati war meine beste Freundin, aber da sie auch studierte sahen selbst wir zwei uns ziemlich selten. Ich schloss sie in meine Arme. 

Wir mussten ein ziemlich witziges Bild abgeben wie wir so da standen, denn Natalia's Kopf verschwand direkt in meiner Achsel. Ich schätzte sie ungefähr auf 1,60m aber da meine Sneaker eine erhöhte Sole hatten und ihre nicht war ich mit meinen 1,80m nochmal ein gutes Stück größer als sie. 

"Bist du in den fünf Wochen gewachsen?", fragte sie mich als hätte sie in meinen Gedanken gestochert und ich verzog das Gesicht. Tatsächlich war ich die Einzige von uns vieren die so riesig war. Elisa und Sina mussten beide um die 1,65m rum sein. Gnome.

"Ha ha", sagte ich und sah dabei zu, wie Nati auch von den beiden anderen umarmt wurde und sie sich kurz über irgendwas unterhielten, ich hing kurz meinen Gedanken nach und steuerte in Richtung Restaurant. Die drei quatschten über irgendwas während wir unsere reservierten Plätze suchten und ich versuchte mich zusammenzureißen. Fast hätte ich es geschafft, als ich vor unseren Stühlen stehen blieb und den Blick hob. 

Dort hinten, fünf Plätze von unserem entfernt, saß ein Typ und sah Lukas so ähnlich, dass sich mein Vorsatz in Luft auflöste.

"Warum bist du überhaupt hier?"

Dein HerzschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt