Kapitel 62

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Skye

Ich war schon früh auf oder eher plagten mich meine Gedanken, weshalb ich nicht durchschlafen konnte.

Camilla schlief noch tief und fest, während ich bereits schon duschen war. Meine Haare hatte ich unten im Bad mit dem Föhn getrocknet, um die anderen nicht wach zu machen. Unten im Bad blieb ich dann noch eine Weile und machte mich zu Ende fertig. Meine Haare band ich wieder zu einem unordentlichen Dutt und zupfte einzelne Strähnen raus. Ich packte mein ganzes Zeug zusammen und lief wieder in mein Zimmer. Leise schloss ich die Türe und schlich zum Kleiderschrank, aus dem ich mir meine dunkelblaue Denim Jeans mit einem grauen kurzen Top rausnahm und mich dann umzog.

In meinem Schmuckkästchen suchte ich nach meinen Perlenohrringe und als ich sie dann letztendlich fand, machte ich sie dann rein. Dann schlüpfte ich in meine Nikes und holte meine Lederjacke hervor. Mit meinem Rucksack, meiner Jacke und meinem Handy lief ich nach unten in die Küche, wo ich mich setzte und darauf wartete, dass jeder hier im Haus nun endlich mal munter wurde.

"Guten Morgen, Prinzessin", murmelte mein Vater verschlafen und drückte mir von hinten einen Kuss auf die Wange. Er lief zur Kaffeemaschine und machte sich logischerweise einen Kaffee. Dann tauchte noch mein halbnackter Bruder, Rafael, auf und gesellte sich neben mich. Er lächelte mich recht bekifft an und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.

"Was hast du da gemacht?", nuschelte er überfordert und zeigte auf meine lila-blauen Knöchel. Haarscharf zog ich die Luft ein und spürte dann auch den Blick meines Vaters auf mir. Klasse gemacht, Rafael.

"Ich hab jemanden geholfen, der in Schwierigkeiten war beziehungsweise der misshandelt wurde. Sie liegt oben in meinem Bett und schläft." Atmete ich, völlig in Gedanken wieder bei der Tatsache, dass ich sie gestern ebenfalls verletzt hatte, aus und wünschte mir nichts mehr außer es nicht getan zu haben.

Mein Vater musterte mich mahnend und zog die Augenbrauen hoch. Really? Rafa nahm seinen Kopf von meiner Schulter und sah mich von der Seite mit großen Augen an. Ihm war der Schock ins Gesicht geschrieben und er hielt für ein paar Sekunden die Luft an. Dann erhob er sich von seinem Stuhl und stand neben mir.

"Was hätte ich denn tun sollen? Hätte ich sie einfach bei den Typen lassen sollen und die sie weiter missbrauchen lassen? Garantiert nicht! Dieses Mädchen ist traumatisiert und total eingeschüchtert. Ich konnte sie in diesem Zustand doch nicht alleine durch die Gegend laufen lassen, Dad und musste ihr helfen", bracht ich aufgebracht heraus und stand empört auf.

"I-ich gl-glaube es ist besser wenn ich gehe.." Hörte ich von hinten und drehte mich von hinten. Rafael sah ebenfalls nach hinten und ließ genauso wie ich meine Augen über sie fahren. Ein gekränktes und ängstliches Lächeln trat auf ihr Gesicht und ich lief schnell auf sie zu.

"Du bleibst hier, Camilla! Ich werde direkt nach der Schule mit dir zum Arzt gehen, damit du dich untersuchen lassen kannst, okay. Und die nächsten paar Tage, Nächte, wirst du ebenfalls hier bleiben und wir finden gemeinsam eine Lösung."

Ich sah über meine Schulter zu meinem Vater und bemerkte seinen hilflosen und überrumpelten Gesichtsausdruck. Er war erschüttert und sah Camilla immer wieder von oben bis unten an. Letztendlich nach wenigen Minuten riss er sich wieder zusammen und sagte total ernst: "Wir sind für dich da und helfen dir, egal wie. Du wirst wie bereits gesagt erstmal hier bleiben und nachher zum Arzt gehen."

Er hatte doch noch ein Herz und tief im Inneren wusste ich es.

"Das wäre nicht nötig gewesen, aber ich danke Ihnen", sprach das junge Mädchen neben mir mit Glück in den Augen. Mit einem Nicken in Richtung Treppe wies ich sie an mit mir mitzukommen und tatsächlich tat sie es auch. Rafa schloss sich uns beiden an und zu dritt gingen wir eine Etage  höher. Unsere Wege trennten sich und Rafa verschwand in seinem Zimmer, um sich für die Schule fertig zu machen. Im Gegensatz zu uns, denn wir gingen in mein Zimmer und ich erklärte ihr wie heute alles ablaufen würde. Gehorsam hörte sie mir zu und willigte mit einem etwas echten Lächeln ein und Dankbarkeit in ihren Augen. Wir besprachen noch eine Sache bis mein Bruder mich dann abholte und wir zur Schule fuhren.

Ain't nobody takin my babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt