47. Unknown Number #SurpriseSurprise

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Das Schweigen um uns herum wird augenblicklich zu einer Spannung, die alle hier spürbar nervös werden lässt. Jedoch schenke ich den anderen Anwesenden in dieser Sekunde nicht länger meine Aufmerksamkeit, sondern bereite mich innerlich auf ein provokantes Gespräch mit Crowley vor. Er wird wahrscheinlich Forderungen stellen - oder mir einfach gleich mit dem Tod drohen.

Ich drehe mich leicht von der Gruppe weg und nehme zur selben Zeit den Anruf an. Denn es hat keinen Sinn, meinen Vater zu ignorieren. Dass habe habe ich schon früh erkannt. Ich presse mein Handy an mein Ohr und lausche erwartungsvoll in den Hörer, auch wenn ich selbst keine Begrüßung ausspreche. Stattdessen warte ich darauf, dass mein Vater diesen ersten Schritt tut.

„Raven?"

Verwundert über die unerwartet weiche Stimme, die noch nicht einmal annähernd zu Crowley passen möchte, ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Zur selben Zeit macht mein Herz einen Sprung, während es in meinem Kopf 'Klick' macht. „Matty?" frage ich jetzt fassungslos in den Hörer und ein ungläubiges Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. „Raven?! Oh mein Gott du bist es wirklich," stellt mein Ersatzvater jetzt genauso fassungslos überrascht fest und auch in seiner Stimme kann ich ein Lächeln heraushören. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, seit dem ich seine Stimme das letzte Mal gehört habe, trotzdem habe ich keine Probleme sie zu erkennen oder auch nur die kleinste Stimmungsschwankungen darin wahrzunehmen.

„Wie geht es dir? Wo bist du?" überlädt Matty mich sofort mit Fragen, bevor er sich selbst bremst: „Warte ich stelle auf Laut. Dann kann Lewis direkt mithören!" „Lewis ist auch hier?" frage ich daraufhin mehr als nur glücklich nach und ohne die teils verwunderten, teils fragenden, Blicke der Rudelmitglieder zu beachten, drücke ich mich an Scott McCall vorbei und verlasse mit schnellen Schritten das Loft, in dem ich über die Glasschiebetüre auf den schmalen, länglichen Balkon trete. Es ist dabei das erste Mal, dass ich den Balkon betrete. Während am anderen Ende der Leitung Stille herrscht - Matty ist scheinbar noch immer mit der Lautsprecherfunktion beschäftigt - lasse ich meinen Blick kurz über den Rand des Balkons schweifen. Die Aussicht von hier oben ist nicht schlecht. Zwar kann ich sie unmöglich mit der aus Crowleys Apartment vergleichen, jedoch ist sie nicht weniger schön. Erleichtert stelle ich fest, dass keine Raben über dem Gebäude kreisen.

„Hey Raven," begrüßt mich jetzt die ruhige Stimme von Lewis und mein Lächeln wird wesentlich breiter, „Wie geht es dir? Wir dachten schon du wärst Tod!" In Lewis Stimme schwingt eine altbekannte Freude und Gelassenheit mit und obwohl seine Worte in dieser Sekunde unbekümmert klingen, erkenne ich problemlos die Ernsthaftigkeit dahinter. Bis vor wenigen Minuten dachten die beiden wahrscheinlich wirklich noch an meinen Tod. Durch diesen Gedanken und noch viel mehr aufgrund den damit verbundenen Schuldgefühlen wird das Lächeln auf meinem Gesicht etwas gedämpft und beruhigend erwidere ich in den Hörer: „Ja alles gut. Mir geht es gut!" Obwohl wir nur über das Handy mit einander kommunizierten, kann ich selbst durch die schlechte Verbindung hindurch das erleichtere Ausatmen von Matty hören.

„Man wir haben dich verdammt nochmal vermisst," informiert mich jetzt Lewis über den scheinbar ernst gemeinten Gefühlszustand der Beiden und während mein Lächeln erneut breiter wird, lehne ich mich auf dem Balkon leichtsinnig nach vorne und stütze meinen Oberkörper mit den Ellenbogen auf dem stabilen Betongeländer ab. Dadurch bewege ich mich minimal aus dem Windschutz des Gebäudes heraus, sodass mich eine leichte Windböe erfasst und meine Haare zu einem wilden Tanz auffordert. Tränen steigen in meine Augen und blinzelnd schiebe ich sie auf den Wind.

„Ich habe euch auch vermisst," erwidere ich anschließend wahrheitsgemäß auf die Worte meines Adoptivbruders und wische mir mit meiner freien Hand schnell über die tränennassen Augen. Es tut so gut, endlich mal wieder die altbekannten Stimmen meiner Familie zu hören und auch wenn es schon gefühlte Jahrhunderte her ist, fühlt sich das letzte Gespräch zur selben Zeit auch an, wie erst gestern geführt. Mir wird mit einem bedrückenden Gefühl erneut klar, dass unser letztes Gespräch tatsächlich nicht annähernd so prickelnd war wie erhofft. Ich schulde Matty noch mehr als nur eine Entschuldigung - das weiß ich selber. Doch in dieser Sekunde erscheint mir dieses ganze Thema wie eine Regenwolke an dem schönsten Sommertag der Geschichte. Also schlucke ich meine Entschuldigung vorerst herunter.

Silver Bullet [Teen Wolf FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt