Finsternis umhüllte ihn. Es war so kalt an diesem Ort. Ihm war so kalt, sodass er so stark zitterte, dass sogar schon seine Zähne anfingen zu klappern.
„Wo bin ich?" fragte er sich selbst, doch seine Stimme klang eher wie ein Echo, als direkt von ihm. Hohl und leer, wie ein Fass ohne Inhalt. In der Ferne nahm er plötzlich schemenhafte, fast durchsichtige, Gestalten war, die auf ihn zu zukommen schienen. Sie hoben sich kaum von ihrer Umgebung ab, nur ihre blutroten Augen stachen hervor und je mehr John sich anstrengte, um Details erkennen zu können, desto mehr verschwammen sie und verbanden sich mit der Umgebung. Erst als sie näher an ihn heran gekommen waren, erkannte er sie. Er konnte nicht sagen, wie lange sie für den zurückgelegten Weg gebraucht hatten, da ihm sein Zeitgefühl abhanden gekommen war. Sie alle waren Opfer von Verbrechen gewesen, die er nicht hatte retten können. John durchlebte ein Déjà-vu, als er in ihre blassen Gesichter schaute. Diese schauten ihn wiederum vorwurfsvoll an.
„Du hast uns nicht gerettet!"
„Warum musste ich sterben?"
„Warum nur? Warum ich?"
„Du bist Schuld!"
„Warum hast du es nicht verhindert?"
„Du bist der schlechteste von allen. Wegen dir sind wir jetzt Tod?"
„Du hast es nicht verdient weiter zu leben!"
„Wir wollen das du stirbst!"
Schrien die Gestalten durcheinander. Die Stimmen kamen von allen Seiten und die Schuld fühlte sich an wie Messerstiche. Sie nahm ihm die Luft zum atmen. Die Gestalten kamen immer näher und das jagte ihm große Angst ein. Ein kalter Schauer jagte John über den Rücken und er schwitzte mittlerweile fürchterlich. Er versuchte wegzulaufen, fort von alldem. Aber es fühlte sich für ihn an, als würde seine Umgebung aus Watte bestehen. Er kam kaum voran und das frustrierte ihn. Er konnte ihre kalten Hände schon spüren, sie brannten sich durch seine Haut und hinterließen höllische Schmerzen. Er war am Ende. John konnte einfach nicht mehr.
„Nein. Lasst mich los. Lasst mich in Ruhe." keuchte er.
Er hielt sich die Hände seitlich an den Kopf, die Finger in sein Haar gekrallt, während er zu Boden sank. Sein Körper fühlte sich an, als würde er in Flammen stehen. Er brannte, von der Haarspitze bis zu den Zehen. Auf einmal rückte das Gekicher, der Gestalten, in weite Ferne und der Schmerz ebbte langsam ab.
„John, Liebling. Wach auf." vernahm er Lisa's wunderschöne Stimme, die die Finsternis durchdrang. Aus dem Nichts erschien ein Licht, in dem sich ihr Gesicht spiegelte.
„Wach auf."
Er ging auf sie zu und je näher er ihr kam, desto weniger tat ihm sein Körper weh, die Schmerzen wurden vom Licht gelindert. Eine Welle der Ruhe und des Friedens überkam John.
„Sch sch. Liebling. Alles ist gut. Das ist nur ein Traum. Wach auf."
Plötzlich konnte er die Wärme ihrer Umarmung spüren und nahm den leichten Duft ihres Parfüms war. Er schlug die Augen auf.
DU LIEST GERADE
Chicago-Krimi: 1) Eishölle, Auszug aus Kapitel 3; Willkommen im Nichts
Mystery / ThrillerIn Chicago geht es wieder heiß her. Ein Mörder, der seine Opfer anzündet, um sie dann brennend davon laufen zu lassen, treibt dort sein Unwesen. Aber als wenn das nicht genug wäre, verkürzt sich der Abstand zwischen den Morden zunehmend, während er...