*Erzähler PoV*
Wenige Wochen später saßen einige Schüler Hogwarts vereinzelt an den Haustischen und genossen ihre freie Zeit, in der sie endlich einmal ihre angestauten Hausaufgaben erledigen konnten.
Doch nicht so Gwendolyn. Sie hatte mit den Weasley-Zwillingen und Lee die Köpfe zusammen gesteckt und besprachen eifrig ihren neuesten Streich.
„Was wäre, wenn wir Filch mal Niespulver ins Essen mischen?", fragte Lee aufgeregt und grinste dabei frech. „Das wird langweilig, wenn wir jedes Mal fast diesselben Ideen haben.", warf Gwendolyn ein und hatte dabei ihren Kopf in die Hand gestützt. „Und was schlägst du stattdessen vor?", fragte der Dunkelhäutige mit hochgezogener Augenbraue. „Habt ihr nicht mal irgendwas von Scherzartikeln gesagt?", wandte sie sich jetzt an die Zwillinge und fügtr dann hinzu: „Oder wir warten bis zum nächsten Hogsmead Wochenende und holen was von Zonko's." „Ja", George's Augen begannen zu leuchten, „Wie wäre es mit Instant Finsternispulver?"Doch bevor irgendwer von den Dreien noch etwas einwerfen konnte, stürmte ein keuchender Seamus Finnigan in die große Halle und schrie laut: „Er wurde gesehen. Er wurde gesehen. Er wurde gesehen." Alle, auch die vier Streichekönige hoben die Köpfe und sahen ihn verwirrt an. Erst Dean brachte ein „Wer?" zustande. „Sirius Black", sagte Seamus aufgebracht und warf den neuen Tagespropheten auf den Tisch. Sofort standen die Umstehenden auf und bildeten eine große Traube, sodass Gwen fast nichts sehen konnte. Erst als Fred zu einigen sagte „Rutscht mal ein bisschen auf. Die kleineren haben sonst den Nachteil." grinste sie, quetschte sich durch die Masse und schlug ihm dabei spielerisch in die Seite.
Hermine zog die Zeitung näher zu sich, warf einen kurzen Blick drauf und meinte geschockt: „In Dufftown? Das ist gar nicht weit von hier." Getuschel ertönte und Neville, der sonst so schüchtern war und kaum ein Wort über die Lippen brachte, murmelte: „Er kommt doch wohl nicht nach Hogwarts, oder?" „Mit Dementoren an jedem Eingang?", warf jemand von der anderen Seite ein, doch Seamus widersprach gleich: „Dementoren? Also einmal hat er die schon abgehängt. Wer sagt, dass er das nicht auch noch ein zweites Mal kann?" „Das ist wahr. Black könnte sich überall verstecken. Das ist so, als wöllte man Rauch fangen. Und zwar mit bloßen Händen.", meinte Dean noch.
Gwendolyn starrte bestürzt auf das Schwarz-Weiß-Foto von dem angeblichen Massenmörder. Wie er da so an seinen Ketten zerrte, mit den wirren Haaren, die ihren ähnlich sahen und dem verrückten Blick in den Augen, der so aussah, als würde er sie jeden Moment umbringen können. Sie erzitterte, spürte plötzlich Tränen in den Augen, taumelte rückwärts und wäre beinahe zu Boden gestürzt, hätte Fred sie nicht rechtzeitig hinten an der Taille gehalten. „Hey. Alles klar bei dir?", fragte er besorgt und zog die von der Menschenmasse weg aus der Halle zu einem Fensteretwas abseits der befüllten Flure. „Es geht schon.", murmelte sie, starrte aber geschockt auf das verschmierte Fenster, wobei sie die Landschaft nur verschwommen wahrnahm. Ihr Atem ging plötzlich immer schneller und sie hatte das Gefühl erdrückt zu werden. „Die Wände. Sie kommen näher.", murmelte sie leise, stolperte vorwärts, versuchte sich noch am Fensterbrett festzuklammern, doch rutschte ab, hörte noch, wie jemand ihren Namen rief und versank dann in tiefer Schwärze.
***
„Wie geht's ihr?", vernahm Gwendolyn eine gedämpfte Stimme wie aus weiter Ferne und spürte einen gewaltigen Druck auf den Ohren. Und erst ihr dröhnender Kopf. Stöhnend öffnete sie die Augen, kniff sie aber wegen des einfallenden Sonnenlichts schnell wieder zu. Gleich darauf spürte sie eine warme Hand auf ihrer rechten und vernahm wieder die Stimme, diesmal näher. „Wie fühlst du dich, Süße?", fragte ihre Mutter besorgt. „Mum?", blinzelnd öffnete sie die Augen und gewöhnte sich nur langsam an das grelle Licht, „Was machst du hier?" „Ich mache mir Sorgen. Dein Vater...", sie seufzte, sah kurz in eine andere Richtung und wandte sich dann wieder ihr zu. Anscheinend hatte sie den lästigen Gedanken einfach abgeschüttelt, dachte Gwen wütend und hielt sich aber stöhnend den Kopf, als sie sich versuchte aufzusetzen. „Hier.", sagte die Ältere und reichte ihr das Glas Wasser, was vor kurzem noch auf dem Nachttisch neben dem Bett stand. Lächelnd nahm die Jüngere es entgegen und trank einen Schluck. Seufzend bemerkte sie, dass der Druck ein wenig nachließ, aber nicht ganz verebbte. „Was haben wir heute für einen Tag?", fragte sie deshalb nur und sah wie ihre Mutter nur seufzend den Kopf schüttelte. „Du wirst es dir wohl nie merken, was?", fragte sie leicht enttäuscht, „Heute Nacht ist Vollmond. Warum bemerkst du die Anzeichen aber auch immer erst, wenn es zu spät ist?" „Hab ich wieder...?", fragte Gwen geschockt und wollte schon ruckartig aufstehen, doch ihre Mutter drückte sie in die Kissen zurück und sagte sanft: „Nein, hast du nicht. Es geht ihm gut, keine Sorge. Er hat dich hergebracht und saß bis ich kam an deinem Bett." Sie lächelte ihre Tochter an und strich ihr eine Strähne ihres wirren Haares aus der Stirn. „Die hast du von deinem Dad." „Warum sprichst du nie über ihn? Was ist damals passiert, Mum? Warum erfahr ich durch die Presse und meine Freunde, dass mein Vater in Askaban saß, als angeblicher Massenmörder geflohen ist und jetzt auf dem Weg hier her ist." Ihre Stimme wurde zunehmend lauter und hysterischer, doch es störte sie nicht. Sie wollte und brauchte endlich Antworten. Vernünftige Antworten, die ihr ihre Fragen endlich löschten und die sie dann nicht immer in ihrem Kopf hatte. Kein Wunder also, warum sie erneut zusammengebrochen war.
„Das ist nicht so einfach.", versuchte ihre Mutter, doch sie wurde rasant von Gwen unterbrochen: „Das sagst du ständig. Immer sagst du, dass ich noch zu jung dafür sei. Dass ich es noch nicht wissen müsste und dass es mich nichts angehe. Aber das tut es verdammt! Ich will endlich Antworten. Vernünftige, die mir weiter helfen und nicht noch mehr aufwerfen." Cathrine seufzte und stand mit gesenktem Blick auf. „Wag' es nicht, jetzt abzuhauen. Du bist mir was schuldig.", rief ihr Gwen hinterher, doch das wäre gar nicht nötig gewesen, denn die Ältere stellte sich nur mit dem Blick zum Fenster und starrte nach draußen zur Heulenden Hütte. „Dort ist es damals passiert.", begann sie leise. „Dort hat Remus mich gebissen. Seitdem bin ich so wie ich bin." Sie drehte sich zur Wand und lehnte sich an, dabei starrte sie immer noch aus dem Fenster. „Ich wurde dann Jahre von unseren Eltern Zuhause gehalten und durfte nach großen Startschwierigkeiten dann endlich wieder nach Hogwarts. Damals wusste ich nicht, dass ich bereits in Hogwarts gewesen war, aber die Jungs haben dann ständig Anmerkungen gemacht und ich fand mich in Hogwarts besser zurecht, als eigentlich möglich war. Wir haben dann herausgefunden, dass ich von..." Sie stockte. Sollte sie ihrer Tochter wirklich schon von ihrem Großvater erzählen? Oder war es noch zu zeitig? Sie entschied sich dagegen. „Dass ich schon mal hier war und ich von meinem Bruder gebissen wurde. Unsere Eltern hatten unsere Erinnerungen gelöscht und uns in dem Glauben gelassen, das es anders gewesen wäre. Aber das ist nicht wichtig." Sie drehte sich zu ihrer Tochter herum und lächelte gequält. „Naja, vielleicht doch. Denn es erklärt dir vielleicht, warum wir deine Großeltern nie besucht haben. Ich habe meine Eltern seitdem gehasst, obwohl Rem sie immer versucht hat zu verteidigen. Obwohl sie ihn irgendwie verstoßen hatten." Se seufzte und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Dann einige Jahre nach unserem Abschluss wurden Harry's Eltern von Voldemort getötet. Sirius soll sie verraten haben und wurde dann von Auroren abgeführt. Ich sehe sie jetzt noch vor mir. Damals warst du gerade mal vierzehn Monate alt." „Warum hast du Harry nicht zu dir genommen, wenn du seine Eltern doch kanntest?" „Das wollte ich erst. Dumbledore meinte dann aber, dass es besser wäre, wenn er weit weg von all den Zauberern aufwächst bei seinen Verwandten." „Dort fühlt er sich aber nicht wohl.", warf Gwendolyn harsch ein. „Das weiß ich. Aber das ist nicht so einfach wie du vielleicht denken magst. Dein Vater ist laut Ministerium ein gesuchter Massenmörder und eine Adoption von Harry, dem Überlebten, ist da nicht drin. Tut mir leid, aber da habe ich keine Macht dagegen." Ihre Tochter nickte ergeben und sah auf die weiße Bettdecke. Sie hatte plötzlich Gänsehaut und wusste nicht genau wieso.
„Du sagst ständig ‚angeblicher Massenmörder'. Glaubst du an seine Unschuld?", fragte die Schwarzhaarige nach einer ganzen Weile der Stille und blickte schüchtern zu ihrer Mutter auf. „Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, was ich glauben soll." Fragend sah Gwendolyn sie an. „Sirius ist kein schlechter Mensch und er ist auch nicht einer, der seine Freunde verrät und einfach Menschen umbringt. Andererseits war ich selbst dabei, als die Straße in die Luft flog und er stand einfach da hat und hat gelacht." Verzweifelt blickte sie zu ihrer Tochter, in der Hoffnung, dass sie die Antwort auf all ihre Probleme wäre. Doch das war sie nicht. Vielleicht noch nicht einmal jemand, mit dem sie ihre Probleme teilen konnte, aber Remus erst recht nicht. Er war mit sich selbst noch nicht im Reinen. Und Severus? Der hasste Sirius.
„Ich glaube, dass er irgendetwas gesehen hat, was ich nicht mitbekommen habe. Irgendetwas war da, was ihn zuerst stutzig gemacht hat und er sich dann darüber lustig gemacht hat, wie verzweifelt und komisch die Situation gewesen sein musste.", versuchte sie ihrer Tochter ihre Gedanken zu übermitteln. Und es half tatsächlich. „Weißt du was oder wer da war?" „Nein. Sonst würde ich mir nicht schon seit Jahren den Kopf darüber zerbrechen.", sagte sie ehrlich und ließ sich wieder auf der Bettkante ihrer Tochter nieder.Plötzlich ging die Tür auf und ein Rotschopf tauchte wenige Sekunden später neben dem Bett auf. „Hey. Du bist wach. Wie geht's dir?", fragte er leicht außer Atem und musste aber unwillkürlich lächeln. „Ganz gut, denke ich.", murmelte Gwendolyn und strahlte ihn förmlich an. Cathrine schmunzelte, erhob sich wieder und meinte: „Ich lass euch dann mal alleine. Ich komm in ein paar Stunden vorbei und dann gehen wir in den Wald." Verwirrt wollte Gwendolyn noch etwas einwerfen, doch ihre Mutter war schon durch die Tür geschritten auf dem Weg in Richtung Kerker.
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Die Gefahr lauert im Dunkeln (HP-FF, Rumtreiberzeit)
FanfictionDies ist die Geschichte Cathrine Sophie Lupin's, ja richtig gehört, sie ist die Schwester von Remus Lupin. Durch einen Unfall ist sie zum Wolfsblut geworden und wurde bis jetzt Zuhause unterrichtet und darf nun endlich wie ihr Bruder auch nach Hog...