In den nächsten Tagen tauchte Stiles nicht bei Derek auf. Der Alpha trainierte sein Rudel, ohne seine klugen Ratschläge und wenn er ehrlich war, dann vermisste er sie. Es war nicht nur Schwachsinn, was aus seinem Mund kam. Mittlerweile kannte der Mensch sich wirklich gut mit Werwölfen aus.
Er fragte vorsichtig bei Scott nach, ob irgendwas vorgefallen war. In Wirklichkeit wollte er nur wissen, ob es für Stiles noch einen anderen Grund gab, ihm und dem Rudel fernzubleiben, als ihre letzte geimeinsame Nacht. Derek war sich sicher, dass er ihn überfordert hatte, dass er sich nun den Kopf zerbrach und sich lieber zurückzog, als sich den Dingen zu stellen. Vielleicht verlangte er ja auch zu viel. Vielleicht hatte er auch einfach einen Fehler gemacht, als er angeboten hatte Stiles in seiner 'Phase' zu unterstützen.
Nach zwei Tagen tauchte Stiles plötzlich wieder auf, als wäre nichts gewesen. Er alberte mit Scott herum und wich nicht ein einziges Mal Dereks Blick aus. Eigentlich tat er das, wenn er ihm aus dem Weg gegangen war.
»Wie fandest du den Film, den wir uns letztens angesehen?«, fragte Stiles.
Die anderen Werwölfe trainierten und Derek beobachtete jede noch so kleine Bewegung von ihnen.
»Ganz... gut«, antwortete Derek zögernd und erlaubte es sich, seine Aufmerksamkeit kurz auf Stiles zu richten.
»Hast du Lust dir den zweiten Teil zu sehen?«
Derek hatte das 'Nein' schon auf den Lippen. So gut hatte er ihm dann doch nicht gefallen. Er hatte abgesehen davon viel zu wenig vom Film mitbekommen. Doch er stoppte sich rechtzeitig. Schließlich gab es zwei Möglichkeiten: Entweder Stiles hatte vor, ihm den Film zu leihen, dann musste er ihn ja nicht gucken oder Stiles wollte ihn mit ihm zusammen sehen, und in diesem Fall würde Derek zu so ziemlich jedem Film »Ja« sagen.
»Ja, warum nicht...« Derek versuchte, beiläufig zu klingen. Er tat so, als würde er sich nur auf das Rudel konzentrieren, dabei waren all seine Sinne auf Stiles ausgerichtet. Das Herz des Jüngeren schlug eine Spur schneller. Derek nahm die Nervosität wahr, trotzdem war er verhältnismäßig ruhig.
»Morgen Abend?«, fragte Stiles.
Nun musste Derek sich von seinem Rudel abwenden. Er riss den Kopf herum und sah Stiles überrascht an.
»Ja«, bekam er grade so über die Lippen.
»Okay, dann bis morgen.«
Stiles lächelte ihn an und griff nach seinem Rucksack. »Ich mach mich schonmal auf den Weg. Hab noch was mit meinem Dad vor.«
Er winkte den anderen kurz zu und machte sich auf den Weg.
Solch komische Aussagen wie: 'Man könnte dahinschmelzen' oder 'Da geht einem das Herz auf', hatte Derek immer verhöhnt. Und ganz stark angezweifelt. Jetzt grade, konnte er beide nur zu gut nachempfinden. Sein Herz holperte vor sich hin, ihm wurde heiß, sein ganzer Bauch kribbelte. Er versuchte das Gefühl wegzuatmen und war froh, dass es nicht klappte, denn trotz allem, fühlte es sich gut an.
Am nächsten Tag wartete Derek ungeduldig darauf, dass Isaac endlich verschwand und Stiles kam. Allerdings geschah das nicht in der gewünschten Reihenfolge. Isaac war noch in seinem Zimmer, als Stiles die Tür aufzog und Derek nicht nur die Worte fehlten, sondern ihm schlichtweg die Spuke wegblieb.
Stiles trug eine dunkle Jeans, die aussah, als wäre sie nur für ihn gemacht worden. Dazu ein rotes T-Shirt, das sich perfekt an seine Figur schmiegte und alles vorteilhaft betonte. Irgendwas an seinen Haaren war anders, Derek konnte nicht mal sagen was genau, aber es stand ihm unheimlich gut. Er hatte geduscht und anscheinend ein neutrales Duschgel benutzt, denn Derek konnte nichts außer Stiles Eigengeruch wahrnehmen und für Dereks Werwolfsnase war es das Größte.
»Hey«, sagte Stiles und kam vor ihm zum Stehen.
»Hey« Derek war selbst erschrocken, wie heiser seine Stimme klang.
Stiles' Plan schien aufzugehen, denn er nahm seine Reaktion auf Derek mit einem zufrieden Grinsen wahr. Und er musste wissen, dass er eine Reaktion auslöste, denn niemand zog sich so an oder sah so aus, ohne zu wissen, dass es jemandem auffallen würde.
»Sag mir bitte, dass du noch nichts gegessen hast«, hoffnungsvoll sah Stiles den Alpha an. Dieser brachte nur ein Kopfschütteln zu Stande.
»Super... dann können wir uns Pizza bestellen.«
Derek zweifelte zwar daran, überhaupt einen Bissen runterzubekommen, aber als Stiles ihn fragte, antwortete mit »Salami« und schon wählte der Jüngere die Nummer und telefonierte.
Derek sah ihn immer noch perplex an. Er hatte zwar auf Stiles gewartet, aber das hatte er nicht kommen sehen.
Er war wie ausgewechselt. Die Unsicherheit schien fort und er hatte sich scheinbar extra für dieses Treffen zurechtgemacht. Zumindest lief er sonst nicht so rum und Derek konnte nicht anders, als die ganze Zeit auf diesen leichten V-Ausschnitt zu starren.
»Hier«, Stiles holte den Film aus seinen Rucksack und warf ihn Derek entgegen. Der Alpha fing die DVD auf und wurde sich nur langsam dem Problem bewusst.
»Ähm«, er hob den Film hoch und sah Stiles entschuldigend an.
»Wir besitzen keinen BlueRay Player", ertönte plötzlich Isaacs Stimme aus dem Hintergrund. »Eigentlich haben wir nichts außer diesem Fernseher und Internet.«
»Was?«, fragte Derek irritiert. Seit wann besaß er Internet?
»Du erinnerst an den Zettel, den du unterschreiben solltest?« Isaac wartete das Nicken des Alphas ab. »Das war der Vertrag fürs Internet.«
»Du sagtest das ist für die Schule«, entgegnete Derek.
»Ja, stimmte doch auch irgendwie.«
Stiles grinste und sah Derek an. »Isaac hat recht, aber das du dir nicht mal durchliest, was du unterschreibst...« Stiles schnalzte tadelnd mit der Zunge und stellte seinen Rucksack auf die Couch. »Aber, du wirst lachen, ich hab sogar noch meinen BluRay Player eingepackt.«
Stiles zog ein kleines schwarzes Gerät aus der Tasche und hielt es hoch.
Isaac lachte auf und hob die Hände. »Ich bin weg«, verabschiedete er sich und verließ das Loft.
Derek und Stiles sahen sich kurz unentschlossen an, dann begann Stiles damit, den Player anzuschließen. Probehalber ließ er den Film anlaufen, aber alles sah gut aus. Zufrieden setzte er sich zu Derek.
»Alles funktioniert, Pizza kommt... läuft bei uns«, fasste er zusammen und grinste Derek an. Ohne weiter nachzudenken, zog Derek ihn zu sich und küsste ihn. Er schlang einen Arm um ihn, mit der anderen Hand strich er ihm über die Wange. Was tat dieser Kerl ihm bloß an? Erst sah er ihn Tage nicht, dann war er wieder da, als wäre nichts gewesen und dann tauchte er so in seinem Loft auf.
»Du siehst gut aus«, sagte er, ohne sich dabei zu weit von den Lippen zu entfernen.
»Das hat meinen Dad und mich auch einiges an Nerven gekostet«, verriet Stiles. »Weißt du wie schwer es war, in diese Hose reinzukommen? Ich frag mich, wie du mich da später wieder raus kriegen willst.«
Derek lachte und löste sich von ihm. Sein Blick blieb am Rucksack kleben, der noch immer voll war. Fragen sah Derek auf.
»Wechselsachen«, erklärte Stiles.
»Wofür?«
»Für morgen oder denkst du, ich zieh mir nach dem duschen die alten Sachen wieder an?«
Dereks Herz machte einen Hüpfer. Stiles hatte vor bei ihm zu schlafen? Ganz bewusst und freiwillig?
Ehe er was erwidern konnte, klingelte es. Stiles schnellte auf und lief zur Tür. Wenige Augenblicke später kam er mit zwei großen Pizzakartons zurück.
»Bereit?«,, fragte er.
Der Film wurde gestartet und zusammen, mit den Pizzakartons, saßen sie auf der Couch. Derek nahm zufrieden zur Kenntnis, das Stiles sich wohl fühlte. Was auch immer in ihn gefahren war, es war nicht vorgetäuscht.

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THUNDER * Abgeschlossen *
Fiksi PenggemarEin Geheimnis zwischen Stiles und Derek führt dazu, dass sie immer wieder aneinander geraten. Als ein weiterer Streit eskaliert, hat es ungeahnte Folgen. Derek riskiert sein Herz, in der Hoffnung Stiles' zu erreichen.