Chap. 14 - The things you haven't told

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Wir fallen weiter, von der Decke der Hölle bis zu ihrem Grund ist es ein ziemliches Stück. Lucifer detoniert mit einer solche Gewalt auf dem Boden, das hätte kein Mensch je überleben können. Als die Staubwolke sich legt, erkenne ich, das er am Grunde eines Kraters liegt. Ich eile zu ihm, der "magnetismus" ist fort.

Vorhin, im Himmel, als er vor dem Tor lag, mit ausgebreiteten Flügeln, da dachte ich, er sieht aus wie ein gefallener Engel. Doch jetzt weiß ich, wie ein gefallener aussieht. Von Kopf bis Sohle verbrannt, kein einziges Haar mehr am Körper. Auch keine Haut, nur Muskeln und Sehnen. Seine Flügel sind Federlos, und hängen jetzt als pulsierende Fleischige Lappen von seinem Rücken. Er rührt sich nicht. Hätte ich seinen Herzschlag nicht durch seine durch scheinenden Adern gesehen, ich hätte ihn für tot gehalten.

Schluchzend lege ich mich an seine Seite doch ich kann nichts für ihn tun. Ich weiß nicht wie lange wir hier liegen, doch als ich meine Augen wieder öffne, ist er von einer dicken Ascheschicht bedeckt. Es muss sich um Wochen gehandelt haben, aber wie ist so viel Zeit vergangen? Ich habe doch nur die Augen geschlossen.

Der Aschehaufen regt sich, und langsam richtet Lucifer sich auf. Seine Flügel kommen unter der Asche hervor, sie haben ihre Federn wieder. Doch für seine Haut gilt nicht das gleiche. Er sieht an sich herunter, und beginnt zu schreien. Ob vor schmerz, oder entsetzen, das kann ich nicht beurteilen. Seine Flügel schwingen wild umher, und plötzlich trifft mich ein Schlag..

..und ich wache auf.

Da liegt er neben mir im Bett. Verbrannt, die Decke hat er fort gestrampelt. Sein T-shirt hängt in Fetzen von seinen Schultern, mit seinen Fingernägeln verkratzt er sich den Brustkorb. Und immer noch schreit er.
''Lucifer? Lucifer! Wach auf, es ist nur ein Traum. Es ist vorbei! Es ist alles wieder gut, ich bin ja da.''
Und tatsächlich beginnt er sich zu beruhigen, doch noch immer schaben seine Fingernägel über seinen Oberkörper. Kurzerhand setze ich mich rittlings auf ihn, und klemme mit meinen Knien seine Arme an seine Seite. Seine Flügel zucken hier und da noch etwas, und ab und zu wird sein wimmern und stöhnen von einem Schrei unterbrochen. Doch im Vergleich zu vorhin ist das schon eine ganze Stufe besser.
Ich weiß nicht, wie lange ich ihn so festhalte, doch irgendwann muss ich wieder eingenickt sein, denn ich wache in der Hölle wieder auf.
Lucifer sieht deutlich besser aus, als direkt nach seinem Sturz. Er läuft in einer Höhle auf und ab, ich nehme schwer an, das es das Äquivalent zu seinem Schlafzimmer in seinem Apartment auf der Erde ist. Der Raum scheint aus dem Stein geschlagen zu sein, auf einer Erhöhung aus Lavagestein sind Tierfelle ausgebreitet. Er legt sich darauf, und klammert die Arme um seine Knie, seine Flügel bilden einen schützenden Kokon. Lange Zeit liegt er da, und irgendwann geselle ich mich einfach zu ihm. Ich hätte fast erwartet, durch das Bett hindurch zu sinken, da ich ja noch immer in meiner Nebelgestalt hier bin. Doch ich kann mich ganz normal darauf legen, auch wenn sich bei den Tierfellen unter mir nicht ein Haar bewegt. Neugierig stecke ich meinen Kopf durch seine Flügel hindurch. Das sanfte leuchten von ihnen erhellt sein Gesicht. Er schläft. Doch in einem kontinuierlichem Rinnsal laufen Tränen sein Gesicht herunter. Ab und an flüstert er im Schlaf Dinge wie:

'Mutter'

'Mich allein gelassen.'

'Wieso?'

Erneut stehen wir in seinem Zimmer, doch dieses mal ist er wach. Er sitzt auf seinem Bett, einen Flügel hat er nach vorne gestreckt, und eine nach der anderen reißt er sich seine Feder heraus. Von jedem Federkiel tropft etwas Blut, ebenso seine nun kahlen Flügelstellen bluten. Doch es scheint ihm nicht zu sehr Kopfzerbrechen zu bereiten. Er fährt damit fort, sich selbst zu rupfen, und als der Stapel Federn irgendwann umzufallen droht, und er selbst mehr wie ein gerupftes Hühnchen wirkt, hört er auf. Er nimmt zwei Federn in die Hand, und hält ihre Kiele aneinander. Mit Daumen und Zeigefinger bedeckt er nun diese Stelle, und als es etwas zu qualmen anfängt, lässt er die beiden los. Sie sind zusammengeschmolzen. So verfährt er weiter. Eine an die andere Feder schmilzt er zusammen, bis sich irgendwann eine menschliche Form erahnen lässt. Als er dann nach mehreren Stunden schlussendlich fertig ist, kann man wirklich einen Menschen erkennen. Zwar ohne Gesicht, doch das wäre auch schwer in die Federn zu schnitzen. Lucifer holt aus einer Ecke ein Gefäß. Es ist bis zum Rand mit Asche gefüllt. Damit kehrt er zu Federpuppe zurück und überschüttet sie. Zu meinem erstaunen bleibt die gesamte Asche wie eine Haut an der Puppe liegen. Hier und da nimmt Lucifer noch ein paar Veränderungen vor, ich kann nicht genau erkennen wie und was er tut, doch als er einen Schritt zurück tritt, um sein Werk zu betrachten kann ich eindeutig Maze Gesicht erkennen. Vor erstaunen bleibt mein Mund offen stehen. Lucifer tritt wieder an die Maze Puppe heran... und küsst sie!

Lucifer | PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt