Kapitel 16

575 26 7
                                    


Paddy:

Der Schatten bewegt sich erneut zur Tür und rüttelt daran. Es ist zwar komplett dunkel, aber trotzdem merke ich das Zoé Angst hat. Sie zittert und atmet unregelmäßig. Als würde sie die Luft anhalten wollen damit sie niemand bemerken kann. Ich lege meinen Arm um sie und sie zuckt direkt zusammen. "Hey keine Angst. Du bist nicht allein.", flüstere ich und versuche sie so zu beruhigen. Sie lehnt sich an mich was direkt eine beruhigende Wirkung auf mich hat. Auf sie anscheinend auch da sie direkt gleichmäßiger atmet.

Das poltern an der Tür hört auf und es ist direkt total still. Nur der Regen, der gegen die Scheiben prasselt, ist zu hören. "Ich schaue mal kurz aus dem Fenster ob die Person weg ist.", teile ich ihr mit und bewege mich langsam auf das Fenster zu in der Hoffnung nirgendwo anzustoßen. Dort angekommen, werfe ich vorsichtig einen Blick nach draußen. "Da läuft jemand in Richtung Wald.", sage ich leise. "Zum Wald?", fragt mich Zoé mit unsicherer Stimme. "Ja. Eine Person mit einem schwarzen regenmantel. Mehr kann ich nicht erkennen. Jetzt ist sie weg.", beschreibe ich meine Sichtung. "Paddy das macht mir Angst", gesteht sie nun. "Mach bitte mal das Licht an. Die Person ist ja jetzt weg.", bitte ich Zoé und direkt geht das Licht an. Ich gehe zu ihr und nehme sie in den Arm. "Wer auch immer das war ist jetzt weg. Wir müssen aber noch etwas hier bleiben. Bei dem Regen wird es schwer durch den Wald zu gehen und jetzt krank zu werden ist auch nicht besonders.", erkläre ich ihr. Sie nickt und vergräbt ihr gesicht in meiner Halsbeuge.

Es tut gut sie so nah bei mir zu spüren. Am liebsten würde ich sie einfach nicht mehr loslassen. Sie atmet jetzt ganz ruhig und scheint es auch zu genießen. Schweren herzens, lasse ich sie los um die Kerze erneut anzuzünden. "Mal sehen ob es hier noch mehr Kerzen gibt.", rede ich vor mich hin und sehe mich um. Als wäre es eine Aufforderung gewesen, tritt an die Küchenzeile und durchsucht sie. "Hier sind noch ein paar Teelichter!", sagt sie nun und hält sie mir entgegen. Auch diese zünde ich nun an und verteile sie im raum.

Auf der Eckbank liegen ein paar Decken und ich gehe direkt hin und nehme sie. Die eine lege ich sorgfältig auf die Bank und setze mich drauf. Ich sehe Zoé an und klopfe neben mich auf das bedeckte Holz. Sie versteht was ich sagen will und setzt sich neben mich. Einen Arm lege ich um sie und lege die andere Decke über uns. "So sollte es doch fürs erste möglich sein es hier auszuhalten.", schmunzel ich. "Ja du hast gute Ideen. So ist es echt schön hier. Hat schon was romantisches wenn man das ganze geschehene drum herum ausblendet.", grinst sie mich an und lehnt ihren Kopf an meine Schulter. "Ja da hast du Recht.", stimme ich ihr zu und streiche ihr über den Arm.

Eine ganze Weile sitzen wir einfach so gemeinsam da und genießen die Zeit. Sie hat vollkommen Recht. Es hat wirklich etwas romantisches hier. Ich hebe mit meiner anderen Hand ihr Kinn an und lege meine Lippen sanft auf ihre. Ein Gefühl von Wärme durchströmt direkt meinen Körper. Es fühlt sich unglaublich schön an ihre weichen Lippen auf meinen zu spüren. In meinem Bauch kribbelt es total als wären plötzlich tausende von Schmetterlingen losgebrochen. Sie erwidert meinen Kuss und ich wünsche mir das er nie endet. Dieses Mal kann uns niemand stören.

Dachte ich zumindest bis wieder ein trampeln zu vernehmen ist. Wir fahren erschrocken auseinander und sie sieht mich mit großen Augen an. Aus Reflex ziehe ich sie direkt Näher zu mir, als müsste ich sie vor etwas bösem beschützen. An der Tür wird dieses Mal nicht wie wild gerüttelt, sondern sie wird normal aufgeschlossen. Eine Person im schwarzen Regenmantel steht jetzt in der Tür. Sie hat einen rucksack auf den Schultern und die Kaputze tief ins Gesicht gezogen. "Na nu. Was ist denn hier los?", fragt die Person jetzt verwundert und setzt die Kaputze ab.

Das Gesicht einer älteren Dame kommt nun zum Vorschein und starrt uns erschrocken an. "Wer sind sie und was machen sie in meiner Hütte?", fragt sie nun erstaunt. "Es hatte total angefangen zu regnen, wie sie sicher festgestellt haben, und da haben wir die Hütte entdeckt und als Unterschlupf genutzt. Wie war aufgeschlossen daher haben wir uns nichts dabei gedacht. Tut uns

leid. Wir wollen ihnen keine Umstände machen und gehen natürlich.", versuche ich ihr zu erklären und wollte gerade aufstehen als die Dame den Kopf schüttelt. "Bleiben sie ruhig hier. Bei dem Wetter sollte keiner raus. Ich wohne hier in der Nähe und bekomme heute besuch von meinen Enkeln. Sie lieben es bei Unwetter hier in der Hütte zu übernachten und sich gruselige Geschichten zu erzählen. Ich wollte vorhin schon alles vorbereiten aber die Tür war abgeschlossen. Normalerweise ist sie offen aber ich habe mir nichts weiter gedacht und erstmal den Schlüssel geholt.", sie setzt ihren Rucksack ab.

"Für die kleinen Wirbelwinde habe ich eigentlich warme Milch und Kekse mitgebracht, aber ich glaube das können sie jetzt besser gebrauchen. Sie können gerne noch bleiben. Dann schlafen die Jungs heute eben bei mir. Sobald sie gehen wollen, können sie das einfach tun. Die Hütte ist wie gesagt normalerweise eh aufgeschlossen. Die Sachen werde ich morgen in der Früh wieder abholen.", lächelt uns die Dame an. Zoé und ich starren sie mit großen Augen an. "Vielen vielen Dank. sie glauben gar nicht wie sehr sie uns gerade helfen.", kommt Zoé nun als erstes zu Wort. "Ach alles gut. Deshalb lasse ich die Hütte offen. Habe nur heute nicht mit Besuch gerechnet.", zwinkert sie nun. "Dann wünsche ich ihnen mal einen angenehmen Aufenthalt. Bedienen sie sich ruhig." Sie zeigt auf die Kekse und die Milch und geht wieder nach draußen. Mit so viel Gastfreundlichkeit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Immernoch total baff starre ich ihr hinterher. 

Mitten ins Herz (Michael Patrick Kelly FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt