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Kiesel wurden aufgestoben, dass Gestell des gelben Busses knarzte, die Landschaft war ein Film.

Den Kopf gegen die mit Permanent-Marker-Kunstwerken geschmückte Scheibe gelegt, ließ er die Landschaft aus Wald und noch mehr Wald an sich vorbeiziehen, sein Blick in die Ferne gerichtet, auf keinen bestimmten Punkt. Der Wind wehte durch ein Belüftungsfenster hinein, welches sich über jeder Scheibe im Bus separat öffnen und schließen ließ. Frische Luft erfüllte seine Nase, so auch der Geruch von Erde, Staub und Wald. Seufzend sog er diese Düfte ein und lächelte, hatte er bis vor kurzem noch die stickige Luft der Großstadt atmen müssen. Diese Gerüche waren es gewesen, welche als erstes verkündet hatten, dass sie bald Zuhause waren.
Seine Mundwinkel zuckten. //,,Zuhause..."// Es war die Wahrheit. Fortan sollte diese Kleinstadt, genannt Gravity Falls, sein Zuhause sein. Es hatte einiges an Überredungskunst, Schmeicheleien und auch etwas Arschkriecherei bedarft, um seine Eltern davon zu überzeugen, dass er künftig bei seinen Großonkeln in der Kleinstadt leben durfte. Dipper war sich sicher, dass er noch nie in seinem Leben derartig tief gekrochen war, um jemanden um etwas zu bitten, auch wenn es seine Eltern waren. Gerade weil es seine Eltern waren, war es ihm umso peinlicher gewesen. Aber was tat ein Mensch nicht alles, um zu bekommen, was er sich wünscht. Trotzdem ... die Peinlichkeit konnte Dipper nicht leugnen. Seine Schwester zog ihn noch heute damit auf, was für ein braver Junge er doch war. ,,Kleines Mustersöhnchen" hatte sie ihn genannt und sich dergleichen über ihn lustig gemacht.
Er erinnerte sich an einen Witz von ihr, den sie über ihn gerissen hatte.

,,Du, Dipper? Brauchst du Hilfe?"

,,Hilfe? Wobei?"

,,Du steckst doch fest, oder nicht?"

,,Ich steck fest?" Irritiert hatte er sich umgesehen. ,,Wo denn?"

,,Na, du steckst doch sicher fest. So tief wie du in Papas Arsch gekrochen bist!"

Daraufhin hatte sie gekichert und im nächsten Moment war sie unter Kissen begraben worden, mit denen Dipper sie beworfen hatte. Ehrlich, er liebte seine Schwester, aber ihre freche Art und ihr offenes Gemüt konnte einen so besonnenen Menschen wie Dipper den letzten Nerv rauben. Zwei Jahre waren seit ihrem letzten Aufenthalt in Gravity Falls vergangen und seine Schwester hatte nichts, aber auch wirklich nichts von ihrer kunterbunten Art verloren. Doch... im Nachhinein war er dafür dankbar. Mabel war, ist und wird auf immer ein Sonnenschein sein, der jede Wand aus Wolken, so dicht sie auch sein mag, durchbricht. Ein Fels in der Brandung. Sein Fels in der Brandung.

Gedankenverloren strich er seiner Schwester, welche friedlich schlummerte, mit Schwabbel zu ihren Füßen, durch das Haar.
Der Entschluss, von Zuhause auszuziehen, war ihm wahrlich nicht leicht gefallen. Es ging ihm nicht darum, dass er Freunde aus der Schule zurückließ, die er nicht hatte, oder seine Eltern. Nein, er würde seine Schwester zurücklassen...
Zwar liebte sie die mysteriöse Kleinstadt genauso sehr wie Dipper und ihr fehlten auch ihre alten Freunde, doch sie war nunmal ein Kind der Stadt und sie brachte es nicht über's Herz, ihre Eltern zu verlassen. Und trotz ihrer Trauer, dass Mabel und ihr Bruder künftig getrennt voneinander leben würden, wünschte sie Dipper alles Gute. Mabel mag zwar noch immer die selbe sein, aber auch sie ist in diesen zwei Jahren reifer geworden. Damals, kurz vor der abnormalen Katastrophe ,,Seltsamageddon", hatte Mabel durch Zufall über ihre Walkie Talkies mitangehört, wie Dipper und ihr Großonkel Ford darüber gesprochen haben, dass ihr Bruder, statt Gravity Falls zu verlassen, bei Ford bleiben könnte. Sie hatte das einfach nicht glauben können, dass ihr Bruder sie verlassen wollte und war unter Tränen davongelaufen. So war es damals gewesen, doch das lag nun zwei Jahre zurück und mittlerweile waren die Geschwister im Teenager Alter und gleichzeitig reifer als früher. Ihnen war klar geworden, dass sie, so unzertrennlich sie auch waren, früher oder später getrennte Wege gehen würden. Dipper hatte dahingehend die Entscheidung getroffen, dass der Tag des Abschieds am Ende der Sommerferien stattfinden sollte. Eine lange Zeit hatte er mit sich und seinem Gewissen gehadert, hatte sich selber gefragt, ob er seine Schwester zurücklassen konnte. Letzten Endes war die Sehnsucht, das Heimweh, das ihn in diese mehr als außergewöhnliche Kleinstadt zog, stärker gewesen. 6 Wochen waren Dipper nicht genug, er gehörte in diese Wälder, in diese Stadt! Er war hier Zuhause.

Big DipperWo Geschichten leben. Entdecke jetzt