Familienverhältnisse

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Regulus POV

Noch halb schlafend stand ich vor dem Fenster in meinem Zimmer und schaute hinaus. Dafür, dass es erst August war, schien das Wetter sehr kalt und grau. Die Straßen waren ziemlich leer, niemand trieb sich zur Zeit auf dem Grimmauldplatz herum. Meine Gedanken kreisten mal wieder um alles Mögliche.  Bald würde mein drittes Schuljahr anfangen. Drittes Jahr, wichtiges Jahr. Zumindest sagten meine Eltern das meistens so. Ich hoffte, dass ich im kommenden Schuljahr besser abschneiden würde. Dass ich meine Eltern endlich zufrieden stellen konnte. Es würde wohl schwer werden, aber ich müsste es wenigstens versuchen. Ich wollte nicht, dass sie schlecht von mir dachten. Dass sie dachten, ihr Sohn wäre ein Nichtsnutz. Faul. Dumm.

Oft verglich Mutter mich mit Sirius. Laut ihr, hatte ich besser zu sein, als er. Besser, als ein Blutsverräter. Sie wusste, wie sehr ich es hasste, mit ihm verglichen zu werden. Egal ob ihn positiven oder negativen Sinne. Und was ich noch weniger ausstehen konnte war, so gegen ihn gestellt zu werden. Vielleicht hoffte sie, mich damit mehr anzuspurnen, damit ich mich mehr anstrengte. Auch, wenn es meistens eher das genaue Gegenteil bewirkte. Ich wusste, dass ich vermutlich nie besser sein würde als er. Ich konnte es versuchen, aber ob es mir gelingen würde, war eine andere Frage. Oft fühlte ich mich auch einfach wertlos, wenn Mutter so etwas sagte wie ' Sogar die Noten deines Bruders sind besser als deine!', es gab mir das Gefühl, nur eine schlechte  Kopie von ihm zu sein. Ein billiger Ersatz, für den erstgeborenen Sohn, der eigentlich der Erbe der Familie sein sollte.

Ich war nie der Bessere. Nie der Beliebte. Wohl nicht mal der Hübschere.  Immer die zweite Wahl. Der Zweitbeste. Der Uninteressante. Ich hatte schon immer zu diesem Typ von Menschen gehört, die leicht einfach übersehen wurden. Es war manchmal, als wäre ich nicht da, obwohl ich direkt vor jemandem  stand. Als wäre ich unsichtbar. Ich war zu ruhig. Zu normal. Nichts Besonderes, zwischen allen anderen Schülern. Auch, wenn ich aus einer der wichtigsten Zaubererfamilien stammte. Auch, wenn ich wenigstens etwas Anerkennung verdient hätte. Die mir jedoch verwehrt blieb. Früher dachte ich, es würde einen vielleicht interessanter, wichtiger machen, aus so einer Familie zu kommen. Doch ich hatte mich geirrt. Es brachte einem keinen Respekt von den Anderen ein. Eher Verachtung. Die meisten Schüler gingen mir einfach aus dem Weg, wo sie konnten. Vermieden mich, so gut es ging. Ich verstand nicht, wieso. Ich würde wohl nie wirklich verstehen, wieso.

Es war, als gehörte ich einfach nicht dazu. Als wäre ich irgendwas Abstoßendes, mit dem man lieber nichts zu tun haben wollte. Als wäre ich irgendeine Art von Monster, dem man lieber aus dem Weg ging, um nicht zu riskieren, verletzt zu werden. Sirius hingegen gehörte wohl zu den Beliebtesten seines Jahrgangs oder vielleicht sogar der Schule? Er und die anderen drei waren, bis auf einige Ausnahmen, fast bei allen Schülern beliebt. Man könnte fast meinen, sie wären mit fast allen Schülern auf irgendeine Art befreundet. Standen fast immer im Mittelpunkt. Die meisten Lehrer regten sich zwar meistens über ihre Streiche auf-, doch ich hatte das Gefühl, dass sie selbst bei den Lehrern auf gewisse Art, wenn auch nur ein wenig  beliebt waren.

Nein, ich war nicht eifersüchtig. Oder zumindest schärfte ich mir oft selbst ein, dass ich es nicht wäre. Wenn man sich etwas oft genug einredete , konnte es sein, dass man es eines Tages selbst glaubte. Stets redete ich mir ein, außer meinen Freunden eh niemanden zu brauchen. Dass ich auch ohne Leute klarkommen würde, die an meiner Seite waren. Dass ich selbst stark genug wäre, das alleine oder fast alleine durchzuziehen. Doch dies stimmte nicht. Und das machte sich auch öfters bemerkbar. Oft fühlte ich mich in Hogwarts einsam, obwohl viele Leute um mich herum waren. Fühlte mich alleine, obwohl ich in der völlig überfüllten, großen Halle saß. Manchmal fragte ich mich, ob ich tatsächlich ein  Außenseiter war, weil ich nichts mit den anderen zu tun haben wollte. Sie nicht brauchte. Oder ob es daran lag, dass die Anderen nichts mit mir zu tun haben wollten. Weil ich in ihren Augen seltsam war. Vermutlich eher das Zweite. Das war eigentlich ziemlich offensichtlich, wenn nicht mal der eigene Bruder noch etwas mit einem zu tun haben wollte.

Seit jenem Tag, als die Malfoys zu Besuch da waren, hatten wir kaum miteinander geredet. Was vielleicht aber auch daran lag, dass Sirius sich so ziemlich in sein Zimmer verschanzt hatte. Lediglich Morgens oder zu Essenszeiten begab er sich in den Kreis der Familie. Und auch dann nur für so lange, wie es unbedingt nötig war. Die meiste Zeit verbrachte er jedoch in seinem Zimmer. Alleine. Alleine, weil niemand aus der Familie womöglich Verständnis für sein Verhalten hatte. Alleine, weil es unsere Eltern nicht sonderlich interessierte, wie es ihm ging. Alleine, weil ich mich nicht traute, vielleicht auch zu feige war, sein Zimmer zu betreten und mit ihm zu reden. Nach der Standpauke, die er nachdem die Malfoys damals gegangen waren, von unseren Eltern bekommen hatte. Ich hatte nicht alles von dem Streit mitbekommen. Doch ich hatte Mutter schreien gehört. Ich hatte gehört wie  Worte wie ' undankbares Misstück' und Sätze wie  ' Nicht wert, den Namen Black zu tragen.' gefallen waren. Und dies waren nicht die schlimmsten Ausdrücke von Mutter gewesen, oh nein. Ich hatte gehört, wie ein Glas an der Wand zerschellt war. Und ich hätte schwören können, das ich, nachdem Mutter aus seinem Raum gegangen war, ein ersticktes Schluchzen durch die geschlossene Tür gehört hatte.

Kaum vernehmbar, fast, als hatte er es nicht zulassen wollen, wegen ihr zu weinen. Vielleicht war es ihm doch nicht ganz so egal, wie er immer tat. Vielleicht verletzte es ihn irgendwo tief in seinem Inneren doch. Wenn auch nur minimal, kaum merklich. Zumindest von außen nicht. Allerdings wäre dies, wenn man Sirius nicht besonders gut kannte,  auch nicht wirklich möglich. Denn wie die meisten der Blacks, konnte er seine Gefühle ziemlich gut vor Anderen verbergen. Eine Eigenschaft, die er sich trotz allem mit dem Rest der Familie teilte. Blacks waren nunmal gut darin.  Zu gut. Meistens würde niemand  draufkommen, wie es einem wirklich ging- doch bei einigen Leuten war dies anders. Leute, die einen gut genug kannten, sahen hinter die Maske. Ob ich Sirius gut kannte- ich wusste es ehrlich gesagt nicht. Doch ich hatte manchmal das Gefühl, dass er nicht so war, wie er meistens tat. Nicht so hart, dass ihn nichts verletzen konnte. Verletztlicher, als er zugeben würde, oder als man ihm anmerkte. Plötzlich wurde ich durch das Knarren meiner Zimmertür aus den Gedanken gerissen. Kreacher trat herein, den Blick wie meistens auf den Boden gerichtet. " Mein Herr. Die Herrin ruft euch."

AN: Soo, das nächste Kapi ist draußen XD wie fandet ihr es so weit? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤

LG: Drawaine

Born to die || Regulus Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt