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   Es war schon spät in der Nacht als sie alle Leichen und Überlebenden geborgen hatten und ihr Lager aufschlugen. Aber immerhin gab es überhaupt Überlebende und Marialle kam sich so nicht ganz so nutzlos vor. Ihr graute eh vor dem morgigen Tag, wenn sie alle Verstorbenen beerdigt hatten und sie die passenden Worte, für die Hinterbliebenen und die tapferen Soldaten finden musste. Und so saß sie, Trübsal blasend, am großen Lagerfeuer in der Mitte des Lagers und versuchte gerade nicht daran zu denken.
Die junge Frau die sie aus dem Kellerraum befreit hatte machte grrade Anstalten sich neben sie zu setzen und die Priesterin nickte ihr freundlich zu.

"Ich wollte euch noch einmal danken, Mylady Lichtsprung. Mein Name ist Nadice, meine Eltern haben ein paar Jahre auf dem Hof eurer Eltern gearbeitet, vielleicht erinnert ihr euch? Als wir klein waren haben wir ab und an miteinander gespielt, wenn ihr daheim wart." Das Bild eines süßen rothaarigen Mädchens tauchte vor dem inneren Auge der Priesterin auf und sie nickte lächelnd.
"Natürlich, Nadice. Ich erinnere mich gut. Deine Eltern....?" Sie unterbrach sich als sie sah wie sich der Ausdruck der jungen Frau verfinsterte.
"Wir haben gemeinsam hier im Internierungslager gearbeitet. Sie sind nicht unter den Überlebenden." Ein feuchter Schimmer legte sich in die grünen Augen der Rothaarigen.

Marialle legte ihr mitfühlend eine Hand auf den Unterarm.
"Das tut mir sehr leid, Nadice."
"Schon gut sie hatten ein glückliches Leben und...." Ihre Stimme wurde von Tränen erstickt und die Priesterin nahm sie tröstend in die Arme, in denen die junge Frau hemmungslos zu weinen begann.
Marialle spürte derweil einen vertrauten, forschenden Blick auf ihrem Rücken der zu wandern schien und schließlich hörte sie Schritte die an ihr vorbei, vor sie traten und die Hochelfe kniete schließlich vor ihnen nieder.
"Kann ich irgendetwas für euch tun?", begann sie mit besorgtem Ausdruck auf dem makellosen Gesicht.

"Wenn ich eine übertrieben fürsorgliche Paladose brauche die mich bemuttert sage ich euch schon bescheid, Kommandantin!", zischte sie zurück, weshalb Dolette sofort  aufstand auf und eilig auf ihr Zelt zu trat, um Augenblicke später darin zu verschwinden.
Die Rothaarige drückte sich sanft aus der Umarmung und sah die Priesterin verwirrt an.
"Nanu, was war das denn?"
Marialle funkelte noch immer auf die Stelle wo die Paladin gerade verschwunden war.
"Was denn?", fragte sie bemüht gleichgültig, doch ihr Blick strafte ihre Worte Lügen.
"Wieso seid ihr die Kommandantin denn so angegangen? Sie schien doch sehr freundlich und ehrlich besorgt um eure Person. Außerdem hat sie euch in der Hütte das Leben gerettet."

Die Augen der Priesterin verengten sich. Zu verletzt war sie um die Edelmütigkeit der Paladin gerade jetzt einzugestehen. Denn das, war das was sie am wenigsten von ihr wollte, diese verdammte Nächstenliebe, die die Diener des Lichts allesamt teilten.
"Ach sie ist so...argh!" Ihr fehlten die Worte, um dem Ausdruck zu verleihen, was in ihr tobte.
"Es liegt doch in ihrer Natur so vorsintflutlich zu sein! Sie behandelt doch jeden so!", platzte es energisch aus ihr heraus.
"Ach das ist euer Problem." Die junge Frau zog frech eine Augenbraue hoch und fuhr dann fort.

"Ich denke absolut nicht, dass sie in euch dasselbe sieht, wie in allen anderen hier. Im Gegenteil ihr fehlt zu euch jegliche Distanz." Marialle sah sie nicht ganz überzeugt an.
"Mag sein, aber dafür wahrt sie die Distanz doch ziemlich gut. Ach und sie hat ja eigentlich auch recht damit! Nur dann will ich davon am liebsten nichts mitbekommen!" Die Rothaarige nickte verstehend.
"Dann werdet ihr wohl oder übel mit ihr darüber reden müssen, sonst wird sich nichts daran ändern." Nadice schenkte Marialle noch ein aufmunterndes Lächeln.

"So, ich werde mich nun aber hinlegen, ich bin mehr als erschöpft."
Marialle stand höflich auf, während die junge Frau es ihr gleichtat.
"Dann danke ich dir für das Gespräch und wünsche dir eine angenehme Nacht."
"Für euch ebenso, Mylady. Lasst den Kopf nicht hängen, es wird sich schon alles fügen." Die Priesterin nickte dankbar und schaute der jungen Frau zu, wie sie in einem der Zelte verschwand.

Sie überdachte das Gesagte. Sie könnte auch einfach die Tage, die noch übrig waren, versuchen zu überstehen und der Paladin aus dem Weg gehen, doch würde sie sich das Verzeihen können? Sie war zwar noch nie zuvor verliebt gewesen, dennoch war sie sich absolut sicher, dass sie die Elfe über alles liebte, darum konnte sie sich einfach nicht vorstellen, es nicht zumindest noch einmal zu versuchen. Und mit dieser Gewissheit begab sie sich dann auch auf ihr Lager und hatte eine traumlose und doch unruhige Nacht vor sich.

Am nächsten Tag war alles damit beschäftigt Gräber für die vielen Verstorbenen auszuheben und sie darin zu betten. Als alle Gräber zugeschüttet waren stand die Sonne schon tief am Horizont und man versammelte sich, um den Toten die letzte Ehre zu erweisen.
Marialle stand vor der versammelten Gruppe Soldaten und Überlebender. Sie war aufgeregt, doch ließ es sich nicht anmerken. 
"Wir haben uns heute versammelt um den vielen Opfern zu gedenken, die im Internierungslager, hier in Lordaeron, ihren Tod fanden. Sie alle hatten besseres verdient und ihre Opfer werden wir nie vergessen. Von hier unten blicken wir zu euch hinauf und wünschen euch eine gute Reise, bis wir uns irgendwo wieder sehen. Möge das Licht eure Seelen leiten."

Ausnahmslos alle senkten den Kopf, viele der Hinterbliebenen fingen an zu weinen.
Sie standen so noch eine ganze Weile, bis sich die Menschen langsam in ihre Zelte oder an die Feuer verteilten. Es wurde zu Ehren der Verstorbenen gefeiert und die Stimmung im Lager war relativ gelöst.
Sie fand Dolette an einem der Feuer, die etwas abseits lagen.
Diese straffte ihre Haltung, als sie die Priesterin an sich heran treten sah.
"Mylady Lichtsprung, das waren bewegende Worte", sagte sie steif. 
"Wenn ihr das sagt, Lady Paladin." Sie musterte die Elfe. Sie war deutlich gezeichnet vom letzten Tag, aber dennoch war sie immer noch eine atemberaubende Erscheinung.

"Darf ich dich etwas fragen?", begann die Menschenfrau und versuchte die intime Schwelle der Ansprache schnell zu überbrücken.
"Selbstverständlich darfst du", wurde sie nicht enttäuscht.
"Ich möchte morgen gern dein Versprechen einfordern und dich mit zum Hof meiner Eltern nehmen." Dolette schluckte schwer. Sie machte den Anschein, als hätte sie mit diesem Thema im Leben nicht gerechnet.
"Ja natürlich, versprochen ist versprochen", sagte sie mit leichtem Missfallen in der Stimme. Da wäre sie wohl lieber drum herum gekommen, aber so einfach würde Marialle es ihr nicht machen.
"Gut ich hatte schon mit Gegenwehr gerechnet." Ein seichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

"Sag, wie geht es dir? Alles in Ordnung?" Wieder dieser forschende, alles durchdringende Blick, bevor Dolette antwortete.
"Das sollte ich wohl lieber dich fragen! Ich habe nicht zum ersten Mal Tod und Zerstörung gesehen."
Marialle schaute herab, um sich die aufkommende Trauer nicht anmerken zulassen, als sie zu einer Erwiderung ansetzte. "Ich wünschte du hättest recht, aber ich war bei der Zerstörung der Festung Sturmwind dabei. Glaub mir ich habe schon einiges an Leid und Tod gesehen in meinen jungen Jahren." Auf dem Gesicht der Elfe zeichnete sich Entsetzen ab.

"Beim Licht, verzeih mir! Hätte ich das gewusst...", sprach sie leise und zaghaft. Die Priesterin sah ihr in die klaren, blauen Augen und schmunzelte etwas.
"Nicht doch, wir tragen alle unsere Vergangenheit mit uns. Sie ist ein Teil von uns. Ich denke, das weißt du viel besser als ich." Nun war es an der Paladin einmal mehr ihr schönes Lächeln zu offenbaren.
"Nun, Lady Paladin. Wenn ihr mich morgen zu meinen Eltern begleiten wollt, solltet ihr ausgeruht sein. Also husch, husch, ab ins Körbchen." Marialle zwinkerte ihr verschmitzt zu, wandte sich zu ihrem Zelt und spürte deutlich die Augen der Elfe auf sich ruhen, bevor diese sich zu Borigan begab, um ihm Instruktionen für den Rückmarsch zu geben. Sie würden dann später zu ihnen stoßen. Und so nahm dieser traurige Tag wenigstens ein versöhnliches Ende.

Die dunkle RitterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt