New Beginning
Nun stand ich hier, betrachtete mich seufzend im Spiegel, und erkannte mich selbst kaum noch wieder. An mir war nichts wie noch vor sechs Wochen, genauso wenig wie mein Leben noch so war, wie vor sechs Wochen.
Leicht belustigt, leicht genervt pustete ich mir Haarsträhne die mir mal wieder wild im Gesicht hing, nach hinten - und blickte meinem Spiegelbild entschlossen das Letzte mal zu. Erfolglos sprach ich mir Mut zu, bis ich dann endlich aus dem Bad trat, und meine Schritte zur Haustüre setzte.
"Stopp, mein Manulein! Du wolltest ja wohl nicht gehen, ohne mich verabschiedet zu haben!", lachte hinter mir eine Stimme auf. "Natürlich nicht, Tante Elli.", schmunzelte ich, und wurde kurz darauf in eine feste, viel zu stürmische, Umarmung gezogen. "Das wird schon Manu.. Und pass auf dich auf.", nickend, immernoch unschlüssig wie ich mich heute fühlen sollte, verabschiedete ich mich von ihr.
Die noch erfrischende Morgensluft stieß mir ins Gesicht, und ließ mich kurz frösteln bis ich meinen Weg zur Bushaltestelle bestritt. Für Spätsommer war es heute erstaunlich kalt - leider.
Endlich war ich im warmen, und vorallem überfüllten, Bus angekommen. Gerade so ergatterte ich mir einen Sitzplatz, fing an verträumt aus dem Fenster zu blicken, und die verschlafenen Menschen außerhalb zu beobachten. Dabei musste ich an Patrick denken, und an seine aufmunternden Worte welche ich in den letzten Wochen, immer wieder, zu hören bekommen hatte. Auch wenn jeder Anfangs mich mitleidig angeschaut hatte, und mir jeder ein paar Minuten seiner Zeit geschenkt hatte um mir tröstende Worte zuzusprechen - sie hatten es alles vergessen. Oder zumindest schon längst aus ihren Gedanken verbannt, und fingen alle an zu erwarten, das ich dies auch tue.
Nur Patrick wusste immer, wenn ich an meine beiden verstorbenen Eltern denke und wann ich deshalb niedergeschlagen bin. Und auch nur ihm glaubte ich, das er seine Worte wirklich ernst meinte. Seine Worte schenkten mir momentan all die Kraft die ich brauchte, um den Schulwechsel zu überstehen. Welcher zwar vor sechs Wochen noch gewollt war, doch nun konnte ich mir nicht ausmalen wie es, ohne die Unterstützung meiner Eltern, werden sollte.
Eigentlich war ich doch nur ein verlorener Junge, welcher sich zwar bemüht in der Welt allein klar zu kommen, aber eigentlich auf seine Eltern angewiesen ist. Eltern die zu früh gehen mussten, Eltern welche er verlor ohne Sinn oder Zweck.
Ja, so fühlte ich mich in den letzten Wochen. Selbst Tante Elli, die immer für mich da war, schafft es nicht mir dieses Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit wieder zu geben. So wie ich es damals von seinem Elternpaar bekam.
Die Angst vor dem neu Einfinden verunsicherte mich zwar, doch trotzdem versuchte ich auf das Beste zu hoffen, ich bemühte mich den Tag nicht schon, bevor er richtig begonnen hatte, zu veruteilen. Versuchte wirklich erleichtert über den Schulwechsel zu sein; auf meiner alten Schule wäre ich auch irgendwann verrückt geworden.
Ein quitschendes Geräusch ertönte, und die Schüler um mich herrum wirkten plötzlich aufgeregter. Und fröhlicher. Jeder saß oder stand bei seinen Freunden und war am lachen. Nur ich saß hier, ohne meine wenigen Freunde von der anderen Schule, und ohne meinen Freund.
Nur mühselig schleppte ich mich aus dem Bus, und betrat dann das weiße Schulgebäude.
[❁❁❁]
"Liebe Schüler, Liebe Schüler ich begrüße euch ersteinmal herzlich zu diesem neuen Schuljahr. Die meisten hier kennen mich noch vom letzten Jahr; Herr Delent. Aber jetzt möchte ich euch allen unseren neuen Schüler vorstellen..-", hörte ich dem Lehrer zu, der sich als Herr Delent herausstellte. Nun schlug also mein großer Moment an, denn alle Schüler blickten neugierig zu mir, musterten mich und ich bemerkte nur wie meine Hände anfingen schwitzig zu werden - ihre Blicke brannten sich quasie auf meiner Haut ein.
Nach einem kurzen Räuspern, stellte ich mich ganz kurz und knapp vor. Ich zwang mir ein Lächeln ins Gesicht, um nett zu wirken, und wurde dann auf einen freien Platz relativ weit hinten im Raum, gesetzte. Links saß ein nett aussehender Junge, welcher mir allerdings böse Blicke zuwarf. Während rechts von mir niemand saß, sodass ich meinen Rucksack auf den kleinen Stuhl stellte.
Aus meinem schlicht gehaltenen schwarzen Rucksack kramte ich mein kleines Federmäppchen herraus, und schlug einen Collageblock auf dem Tisch auf. Zwar versuchte ich anfangs noch dem Lehrer zuzuhören, und seinen Erklärungen fürs neue Schuljahr zu folgen, doch irgendwann war ich in meiner Gedankenwelt angekommen.
Nicht nur das ich meinen Patrick jetzt schon vermisste, nein, ich fühlte mich komplett falsch am Ort. Niemand den ich hier kannte, niemand der mir helfen wird mich hier zurechtzufinden. Warum konnte ich nicht irgendeinen netten Jungen, oder ein nettes Mädchen direkt am ersten Schultag kennenlernen, welches sofort meine beste Freundin wird und mich überall rumführt? - wie in all den Jugendbüchern, oder Fan - Fiction die ich ab und zu lese.
Ohne es zu merken, fing ich nebenbei an ein wenig auf dem schwarz weiß karierten Papierblock herumzukritzeln, und warf immer wieder sehnsüchtige Blicke der Uhr zu. Doch was brachte mir das Klingeln, welches mich erst in einer halben Stunde erlösen sollte, wenn keine fünf Minuten danach die nächste Stunde beginnen würde, und alles von vorne startete?
Noch bevor ich wegen dieser Erkentniss aufseuzen konnte hörte ich ein Räuspern direkt vor meinem Tisch. Dies riss mich so aus meinen Gedanken, dass ich erschrocken zusammen zuckte und den Stift in meiner Hand fallen ließ.
Wie sollte das denn jetzt wirken, wenn der Neue schon in der ersten Vierstelstunde nicht aufpasste und wahrscheinlich gerade eine Frage, welche an ihn gerichtet war, nicht mitbekommen hatte.
Doch vor mir stand nicht wie erwartet Herr Delent.
First Chapter is done!
I'd be so happy about Feedback, boys & girls out there hehe <3
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Liebe hasst mich » Kürbistumor oder Glpaddl?
FanfictionWas tun, wenn man erst die Familie verliert und sich dann dein Freund auch noch verhält, wie nie? Was tun, wenn plötzlich neue Menschen in dein Leben treten. Und wie sollst du reagieren wenn diese neuen Menschen doch nicht so neu sind, und alte Ge...