Oneshot

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Es war einer dieser Tage, an denen Zombey nicht wusste, wie er sich fühlen sollte. Es war nicht so, als wäre er einsam, immerhin hatte er wirklich coole Freunde mit denen er auch viel Zeit verbrachte, doch wenn er die ganzen glücklichen Paare sah, dann wünschte er sich auch solch eine Person. Jemanden, dem er bedingungslos vertrauen konnte und der ihn so nahm wie er war. Plötzlich wurde Zombey von der Seite aus angesprochen. Erschrocken zuckte er zusammen, so sehr war er in Gedanken versunken. Als er zu der Seite schaute, von welcher er angetippt worden war, erblickte er eine ältere Dame, die er auf Mitte 40 schätzte. Sie lächelte ihn an, doch nicht mit so einem aufgesetzten Verkäuferlächeln. Ihr Lächeln war ehrlich und er lächelte automatisch zurück. „Wollen Sie eine Rose haben?" Erst jetzt bemerkte er den kleinen Wagen mit lauter Rosen, doch er lehnte ab. „Nein, danke. Ich habe niemanden, dem ich diese Rose überreichen könnte." antwortete er dann. Die Frau hielt ihm trotzdem eine der vielen roten Rosen unter die Nase. „Nehmen Sie sie und vielleicht treffen Sie ja noch jemanden, dem Sie diese Rose überreichen können." Sie lächelte ihn geheimnisvoll an und Zombey nickte nur. Er nahm die Rose an sich, bedankte sich und lief dann weiter.
Irgendwann fingen seine Beine vom laufen an zu schmerzen, weshalb er sich auf die nächste Bank fallen ließ. Erleichtert seufzte er auf. Ein Blick auf seine Handyuhr sagte ihm, dass er schon länger unterwegs war als erwartet. Erst dann viel ihm auf, dass es auch schon recht dunkel war. Die Person, die mit hängenden Schulter und gesenktem Blick neben ihm auf der Bank saß, bemerkte er erst Minuten später. Dann fragte er sich, wie zum Teufel er den Jungen übersehen konnte, denn dieser war ein Riese und das konnte Zombey erkennen, obwohl der Junge saß. Jetzt, wo er darauf achtete, hörte er auch das leise Schluchzen und nahm die bebenden Schultern seines Nebenmannes wahr. Dieser weinte und Zombey würde lügen, wenn er behaupten würde, dass er nicht restlos überfordert war. Was tat man in so einer Situation? Einen Freund würde er jetzt in den Arm nehmen, um ihn zu trösten, doch das konnte er ja nicht bei einem wildfremden Jungen tun. Andererseits wollte er den Jungen auch nicht weinend hier sitzen lassen. Also entschied er sich dem Fremden vorsichtig eine Hand auf die Schulter zu legen und ihn anzusprechen. „Hey." Super, Zombey, sehr einfallsreich. Der Blonde zuckte stark zusammen und er hob ruckartig seinen Kopf, ehe er sich fast schon panisch umschaute, bis er Zombey entdeckte. Daraufhin entspannte sich der Junge ein bisschen und blickte ihn mit einer Mischung aus Erleichterung und Verwirrung in den glasigen Augen an. Damit ermöglichte er Michael den Blick in die schönsten Augen, die dieser bisher sehen durfte. Kurz verlor er sich in diesen Augen, bis er sich zusammenriss und sich daran erinnerte, dass er gerade jemand fremden vor sich hatte. Er lächelte dem Jungen leicht zu und auch die Mundwinkel des Anderen hoben sich halbherzig, ehe dieser den Blick wieder auf den Boden senkte. "Es ist schon spät." Das war das Erstbeste, was Micha einfiel. Der Junge zuckte nur mit den Schultern, was Micha fast zum aufseufzen gebracht hätte.  "Was machst du so spät noch hier?" Smalltalk. "Das könnte ich dich auch fragen." Es war das Erste, was der Junge, dessen Namen er nicht kannte, sagte. Ihm fiel direkt auf, dass der Junge eine höhere und in gewisser Weise kindliche Stimme hatte, was er aufgrund dessen Statur nicht gedacht hatte. "Ich mache nur einen Spaziergang, damit ich mich zu Hause nicht so einsam fühle. Ich weis zwar nicht, ob der Anblick, der ganzen verliebten Pärchen besser ist, aber jetzt bin ich ja einmal hier." Sein Nebenmann lächelte tatsächlich. "Das ist so ungefähr auch mein Grund, weshalb ich hier bin." Das er das nicht komplett ernst meinte, merkte Zombey, immerhin hatte der Junge geweint, doch er wollte nicht weiter darauf eingehen. Es ging ihn im Grunde auch nichts an. "Von wem oder für wen ist dann die Rose?" fragte der Blonde mit einem Blick auf die rote Blume in Zombeys Hand. "Eine ältere Dame hat sie mir gegeben. Ich solle sie jemandem besonderen schenken, falls ich solch eine Person heute noch treffen sollte." murmelte er den Blick noch immer auf die Rose gerichtet. Der Junge hingegen hob sein Blick von der Rose zu Zombeys Gesicht und musterte dieses. Anscheinend hatte er so eine Person nicht getroffen. Schweigend saßen sie ein paar Minuten nebeneinander. "Ich sollte mich auf den Weg nach Hause machen." sagte Zombey in die Stille. "Aber nicht, bevor ich nicht weiß wie du heißt." fügte er schmunzelnd hinzu. "Maurice, aber nenn' mich maudado." Ein seltsamer Spitzname, aber er nahm das hin. "Ich bin Michael." Zombey erhob sich und maudado tat es ihm gleich. Nun standen sie sich gegenüber, unsicher, was sie tun sollten. "Bekomme ich deine Nummer?" Michael kratzte sich am Hinterkopf, während er dies fragte. Er wusste nicht wieso, aber dieser blonde Junge interessierte ihn und er würde diesen gerne näher kennenlernen. Maudado war überrascht und, warum auch immer, denn normalerweise würde er das nicht machen, ließ er es zu, dass Micha seine Nummer in sein Handy tippte. "Okay, dann bis irgendwann mal." nuschelte maudado, nachdem er sein Handy wiederbekommen hatte und drehte sich um. Er kam keine fünf Schritte weit, als Zombey ihn mit einem "Warte." aufhielt. Fragend drehte sich maudado wieder zu ihm. "Hier, ich glaube, dass du die richtige Person für diese Rose bist." Er hielt dem Blonden die Rose vor die Nase und dieser war froh, dass das Licht der Laterne nicht so hell ist und deshalb nicht zeigte, dass er rot geworden war. "D-du willst mir diese.. diese besondere Blume schenken?" Seine Stimme zitterte, doch Zombey nickte. "Ja, irgendwie mag ich dich." Freudig nahm er die Rose an und betrachtete sie in dem spärlichen Licht. Dann blickte er wieder zu Zombey. "Danke." In diesem einen Wort steckte so viel Ehrlichkeit. Er drückte Zombey einen Kuss auf die Wange und lief dann, überrascht von sich selber, seinen Weg weiter.
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~1013 Wörter

Rose #ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt