Prolog
Carim
Ersaß wie fast jede Nacht auf einem Baum am Rand der Straße, als erplötzlich aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er hörte rauesGelächter und Schritte, nur wenige Meter entfernt von ihm. Es warenzwei Männer, die sich laut unterhielten. Als sie an dem Baumvorbeikamen, auf dem er saß, konnte er ihre Gesichter erkennen. Siemussten vor kaum länger als einem Jahr das Mannesalter erreichthaben. Ihre Gesichter wiesen noch nicht die Spuren auf, die ihre Artmit dem Alter verunzierten. Er hörte, dass sie getrunken hatten. Siemussten von einem der Feste kommen, die überall im Land anlässlichdes Geburtstags des Königs veranstaltet wurden. Der selbstverliebteMonarch, hatte vor Jahren verfügt, dass an diesem Tag Feiern imgesamten Reich zu seinen Ehren stattfinden sollten. Die Männermussten das eine oder andere Glas Wein zu viel getrunken haben. Dasssie so versessen darauf sind sich mit ihrem billigen Fusel zubetrinken, obwohl sie es nicht vertragen wundert mich immer wieder.Ich habe zwar selbst eine gewisse Schwäche, wenn es um Alkohol geht, aber ich würde zumindest nicht volltrunken durch die Straßentaumeln. Erschmunzelte, als in ihm eine Erinnerung an eine Feier in seiner Heimat aufstieg.Na ja,wenn ich so überlege, würde ich sagen, ich bin nicht viel besser.DieStraße war dunkel, bis auf den Schein der Laternen, die am Wegesrandaufgestellt waren. Sein Blick folgte ihnen eine Weile, doch schonbald wandte sich sein Geist anderen Dingen zu. Ichbin nachlässig geworden, ich hätte sie früher bemerken müssen.Vielleicht sollte ich mich nicht so von meinen Gedanken ablenkenlassen.Auf einmal hörte er einen der Männer etwa eine Gasse entfernt vonseiner Allee rufen: » He Süße, komm doch mal her! «
Ihm gefiel sein Tonnicht, es klang nach Ärger. Er sprang von seinem Ast und war imnächsten Moment auf dem nächstgelegenen Dach, zu schnell als dasein Blick ihm hätte folgen können. Dort erblickte er die beidenMänner und eine junge Frau, fast noch ein Mädchen.
Das Mädchen wandte sichim Gehen um, doch als sie die Männer erblickte, beschleunigte sieihre Schritte. Der Mann gab aber nicht nach und lief ihr hinter her.
» Jetz' hab dich nich'so! Mach ja gar nichts! «, rief er.
» Es ziemt sich nichtfür eine junverheiratete Dame, mit einem fremden Mann zu sprechen.«, antwortete sie ihm mit zitternder Stimme. Er konnte ihre Angstriechen, obwohl sie größtenteils vom Gestank der Männer überdecktwurde. Der Mann packte sie an der Hüfte und zog sie an sich heran.Die Frau versuchte frei zu kommen, aber sie schaffte es nicht, er wareinfach zu stark für sie. Während der Andere davon taumelte, umsich zu übergeben, küsste er die Frau. Es verstörte siesichtlich.
» Komm schon wehr dichnich', is' besser für dich, hast sowieso keine Wahl Kleine! « Alsdie Frau begann seine Hand abzuwehren und um Hilfe zu rufen, konnteer nicht mehr anders. Er sprang von dem Dachfirst auf dem er saß undlandete einen Augenblick später mit einem leisen Aufprall hinter demBetrunkenen. Sein Gestank nach Schweiß biss ihn in die Nase. Das waretwas, was er an den Menschen verabscheute. Sie rochen schlimmer alswilde Tiere und benahmen sich oft, als seinen sie welche.
» Es wäre klug vondir, sie gehen zu lassen. Andernfalls, könnte es für dichunangenehme Konsequenzen mit sich bringen «, zischte er mit einemgefährlichen Unterton in das Ohr des Fremden, während sich seineFinger um die Schulter des Mannes legten. Der Mann ließ das Mädchenlos und drehte sich erschrocken um, ob des unerwarteten Auftauchenseiner anderen Person, begann jedoch zu lachen als er ihn sah.
» Willst du mir etwadrohen? Du magst bei den Frauen vielleicht Eindruck schinden, aberauf mich ganz sicher nicht. Die gehört mir! Geh und lass uns inRuhe! «, sagte er verächtlich, während er sich die Lippen leckenddem Mädchen zuwandte.EinLächeln umspielte seinen Mund. Siemachen immer den Fehler sich von meinem Äußeren täuschen zulassen. Wie unsagbar töricht von ihnen! Eswar wahr, dass er nicht sonderlich stark schien, aber der Scheintrog, er war stärker, schneller, schöner, intelligenter und vorallem gefährlicher als jeder Mensch. Er packte den Trunkenbold amHals und hob ihn mit einer Hand in die Luft. Dass Mädchen, dass vondem Mann angepöbelt worden war, stand wie erstarrt und mit vorSchreck geweiteten Augen auf der Straße, während der Saufkumpan desMannes, der zuvor noch gelacht hatte, nun Hals über Kopf die Fluchtergriff.
» Du solltest es dieserRatte gleichtun Mädchen. «, sagte er mit einem Nicken in Richtungdes Fliehenden. » Du musst das nicht mit ansehen! «
Sie stolperte rückwärtsund lief schließlich so schnell sie konnte davon. Er wandte sichwieder an den Mann, der immer noch in der Luft hing und langsam blauanlief. Er legte den Kopf schief.
» Nun, was soll ich mitdir machen... Es ist wohl klar, dass ich dich nicht einfach laufenlassen werde. « Der Mann schnappte nach Luft, doch gegen deneisernen Griff um seinen Hals hatte er keine Chance.
» Du bist es mir nichtWert, mich lange mit dir zu beschäftige, also schätze dichglücklich, du wirst nicht lange leiden müssen «, sagte er, währender den Kopf abschätzend hin und her wog.
Die Angst in den Augendes Mannes wurde immer stärker. Es gefiel ihm, wie die Erkenntnis,dass er sterben würde, dem Mann die Blässe ins Gesicht steigen ließund er begann um sein unwürdiges Leben zu wimmern. Er war nichtgrausam, allerdings vergab er nicht leicht und die Niedertracht derMenschen machte ihn wütend. Niemand seiner Art würde je auch nur inErwägung ziehen, eine unschuldigee Person anzugreifen, oder, dass zumachen was dieser Mann vorhatte.
Er konzentrierte sichauf die Ader, die sich am Hals des erstickenden abzeichnete. Erspürte, wie das Blut in seinem Körper pulsierte. Es brauchte nichtmehr als einen leichten Stoß seiner Gedanken um die Haut aufplatzenzu lassen, wie bei einer überreifen Frucht. Ein Schwallkarmesinronten Blutes quoll aus der aufgebrochenen Haut des Mannes.Er sprang zurück, um sein Gewand nicht zu beschmutzen. Er sog tiefden metallischen Geruch des Blutes ein und Lächelte, als er dieletzten Zuckungen des Unbekannten vergehen sah. Er hatte nichtgelogen. Der Mann war schnell verblutet, seine Halsschlagader waraufgebrochen, was ihn kaum hatte leiden lassen.
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Die 12 - Geistbrecher
FantasyEine Reise quer über das vom Krieg zerschlagene Land, in der Hoffnung einen Verbündeten zu gewinnen, der den scheinbar unerreichbaren Sieg bringen soll. Alte Freunde und noch ältere Feinde in einem Machtspiel, dass vor Jahrhunderten begann. Und das...