a r t h o e

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jungkook war eigentlich nie jemand gewesen, der die kunst gerne gemocht hat.

in der schule mied er das fach so viel er konnte, seine wände zuhause behielt er lieber kahl anstatt sie mit gemälden, bildern oder ähnlichem zu verdecken.

sein leben war von prinzipien geleitet, von strukturen, von festen abläufen - eben von dingen, die keine zeit mehr für kunst übrig lassen.

jungkook war noch so jung, doch bereits so erwachsen. sein leben war wie es manche nennen wollten, perfekt, erstrebenswert oder auch einfach nur gut und angenehm, auch wenn sie nicht sahen, ob und wie ihn dieses ganze leben doch leiden ließ.

er hatte schon lange nicht mehr erfahren können, wie es war, am abend nach hause zu kommen und einfach nur nichts mehr zu tun, an nichts mehr zu denken, nicht noch hunderte von telfonaten erledigen zu müssen.

aber jungkook muss funktionieren. jeder muss funktionieren in dieser gesellschaft. tut man es nicht, überlebt man nicht.

nur dass man nicht immer funktionieren kann. ein mensch ist kein maschine, die weiter läuft, auch wenn sie gerade aufgeladen wird, nein, ein mensch braucht seine ruhe, ein mensch darf auch einmal nicht funktionieren können.

und heute konnte jungkook nicht funktionieren.

heute waren sein gedanken nicht dort, wo sie sein sollten, heute schienen die strukturen in seinem leben nicht zu funktionieren.

heute zogen sich falten durch sein weißes hemd und lose fäden über seine dunkle hose.

aber jungkook selbst war zu erschöpft, um sich um solche minderheiten zu kümmern. zu kaputt, zu zerstört, zu sehr mit den gedanken wo anders.

den salzigen geschmack der getrockneten tränen immer noch auf der zunge und den wangen, die haare immer noch etwas zaus in seine stirn hängen stand er vor diesem einen gemälde und starrte es an, ohne zu verstehen, was es darstellen sollte.

er verstand die farben auf dem bild nicht, er verstand die bewegung nicht, die es ausstrahlte.

er hätte genauso gut auf eine seiner vielen aktientabellen starren können und hätte mehr verstanden.

kunst war für ihn immer nichts sagend gewesen, ausdruckslos, vielleicht auch still. beruhigend wahrscheinlich, auch wenn er es nicht wahrhaben wollte.

und so stand er nun da,  haare über den augen, hände unanständiger weise in den hosentaschen.

und mit den gedanken ganz wo anders.

"es ist schön, nicht wahr?", ertönte auf einmal eine tiefe stimme neben ihm.

jungkook blickte nicht auf sondern fixierte seine augen nur weiterhin auf das gemälde und biss sich auf die lippe, um nicht loszuweinen.

"ich interessiere mich nicht für kunst.", entgegnete er trocken und hoffte, dass seine stimme nicht allzu gebrechlich geklungen hatte.

"wie findet ein nicht-kunst-interessierter seinen weg in eine kunstgalerie?", erwiderte die stimme wieder, dieses mal bereits näher als zuvor.

"... auszeit.", war alles was jungkook von sich geben konnte, bevor er seinen kopf etwas weiter senkte, sodass der fremde neben ihm seine tränen nicht sehen konnte, "ich habe einen ort gebraucht, der mich nicht mit erinnerungen überschwemmt."

der fremde antwortete nicht, sondern stattdessen spürte jungkook, wie er näher kam und seinen doch eher kalten atem gegen seinen hals prallen ließ.

er riecht gut, fiel jungkook sofort auf. eine sanfte mischung aus lavendel und flieder, leicht und nicht zu aufdringlich, im gegensatz zu seinem eigenen, der wohl immer aus kaffe und ziagrettengestank bestehen musste.

irgendwie roch er für jungkook nach freiheit.

nach der freiheit, die er nie hatte, aber immer wollte.

"vor welchen erinnerungen willst du denn weglaufen? "

nun wandte jungkook doch seinen kopf und sah dem fremden direkt ins gesicht. die nasen der beiden streiften sich für den bruchteil einer sekunde, so nah waren sie sich.

schön wäre eine untertreibung gewesen. silbernes haar, das teils seine dunklen augebrauen verdeckte, große augen, perfekte haut und lippen, die geradezu danach zu lechzen zu schienen, geküsst zu werden.

"... nicht so wichtig.",  entgegnete jungkook nur, da er auf einmal alle wörter die er jeh gekannt hatte vergessen zu haben schien.

"... wie heißt du? ",  bohrte der fremde weiter,  ohne dabei auch nur einmal den blickkontakt abzubrechen.

"jungkook.",  hauchte der braunhaarige und er war sich sicher, dass der fremde den geruch von zigaretten deutlich vernommen hatte. jedoch zuckte er nicht einmal mit der wimper.

"weißt du, jungkook, ich habe eine vorliebe für schöne dinge und das direkt vor mir ist besonders schön.", ein leichtes lächeln schlich sich auf diese sündhaft schönen lippen, die jungkook immer noch so in ihren bann zu reißen schienen.

"wirklich... wäre mir nicht aufgefallen.", meinte jungkook nur trocken und schluckte leise.

der fremde lehnte sich ein stück zurück und augenblicklich schien es jungkook ein bisschen kälter zu werden.

mit einer leichten bewegung griff der fremde in die tasche seiner ausgetragenen jeans und zog etwas heraus,  dass sich als polaroid herausstellte.

er hielt es jungkook entgegen,  lächelte etwas breiter und meinte dann: "dieses kunstwerk ist wirklich eines der schönsten die ich jemals sehen durfte."

sobald jungkook das kleine polaroid in der hand hatte, vergrub der fremde seine hände in seinen hosentaschen, genauso wie es jungkook noch kurz zuvor getan hatte, und ließ den verwirrten jungen so zurück.

jungkook ließ seinen blick auf das bild fallen und musste zweimal nachdenken,  bevor er wirklich verstand,  was darauf abgebildet war.

es war jungkook. jungkook, wie er gedankenverloren auf das gemälde starrte.

er wandte das polaroid herum, nur um einen winzigen schriftzug lesen zu dürfen.

taehyung, XXXXXXXXXX, vielleicht ruft mich das kunstwerk ja einmal an

und in diesem moment wusste jungkook,  dass der fremde, taehyung, nicht von dem gemälde gesprochen hatte.

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Shitty one shot Für zwischendurch

:3

Art Hoe  | VKook | One ShotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt