Kapitel1: Abreise
Carim
Nach dem Vorfalleinige Tage zuvor war er aus der Stadtverschwunden, in der
er inzwischen gesucht wurde. DasMädchen musste die Wachen alarmiert haben, nachdem sie geflohen war.Eine andere Grund konnte es nicht geben ,denn nur wenige Minuten,nachdem das Blut des Mannes die Straße rot gefärbt hatte, hatte erHundegebell und die Stimmen von Männern vernommen, die sich ihmnäherten.
Er wollte kein weiteres unnötigesBlutvergießen, darum verschwand er, sorgsam darauf bedacht keinerleiSpuren zu hinterlassen, in sein Quartier, ein schäbiges kleinesBleibehaus, in dem er ein Zimmer gemietet hatte. Er war nicht oftdort gewesen, doch er hatte einen Ort gebraucht, an dem er seineHabseligkeiten verstauen konnte. Die Zeit in der Stadt hatte ihmgefallen. Er hatte sich auf dem Marktplatz als Gaukler ausgegeben unddie Menschen mit kleinen magischen Tricks unterhalten, und sich soetwas Kleingeld verdient.
Er stand kurz unschlüssig im Raumherum, bis er den Entschluss fasste, der Menschenstadt den Rücken zukehren. Er ging auf eine schwere, hölzerne Truhe zu, in der seineSachen verstaut waren. Es war nicht sonderlich viel darin, nur einUmhang mit unzähligen Taschen, ein wenig Kleidung, zweiWaffengürtel, die man sich wie Schärpen umband und in denen blankpolierte Wurfmesser steckten, und zwei prall gefüllte Satteltaschen,in denen er seine kleineren Habseligkeiten verstaute, so wie einBeutel, in den er seine Kleidung stopfte. Er legte die Waffengurtean, und den schweren, schwarzen Umhang um die Schultern und nahmseine restlichen Sachen mit in den Stall, um sie dort am Sattel einesder Pferde zu befestigen.
Als er dieStadtmauern nun hinter sich gelassen hatte, begann er sich Gedankenzu machen, was er als nächstes tun sollte. Er hatte die Stadtgemocht. Die überall umhereilenden Menschen, die verwinkelten Gassenund die Gruppen von Männern, die abends in den Schankräumen saßenund ihre derben Lieder zum besten gaben. Es hatte ihn ein wenig anseine Heimat erinnert, auch wenn die Straßen dort wesentlichsauberer waren und es ein wenig gesitteter zuging. Er beschloss eineWeile einfach der Straße zu folgen und seinen Gedanken freien Laufzu lassen. Irgendwann, würde er schon wissen, wohin er gehen sollte.Das Pferd trabte eine Weile vor sich hin, während sein Reiter an dievergangen Tage dachte. Er hatte seit langer Zeit wieder Blutvergossen und er konnte nicht leugnen, dass es ihm Freude bereitethatte, diesen unwürdigen Kreaturen ihr Existenzrecht zu nehmen. Erhatte nicht vor, wahllos Morde zu begehen, nur um ein wenig Spaß zuhaben, doch er verspürte die Lust, das Schwert, das an seiner Seitehing, wieder zu benutzen. Obes überhaupt Mord wäre? Ich bin so wenig menschlich wie diesesPferd und ein Tier zu schlachten ist für einen Menschen immerhinauch kein Mord.Er dachte eine Zeitlang nach, bis er einen Entschluss gefasst hatte.Wenn er irgendwo von Nutzen sein konnte und gleichzeitig ein wenigseiner Kampeslust gerecht werden konnte, sollte er dort hingehen. Sofällte er die Entscheidung, sich dem Heer des Königs anzuschließen,welches seit Jahren zaghaften Widerstand gegen die Armeen desverfeindeten Potentaten leistete. Es widerstrebte ihm, sich demBefehl eines anderen unterzuordnen, aber er wollte von Nutzen seinund dafür war er bereit, sein Ehrgefühl zurückzustellen.Wenn auch nicht vollkommen.
Die Reise vonMakrash zur Front dauert für gewöhnlich nur etwa eine Woche, wennich mich nicht täusche, vielleicht etwas mehr. Erwar die ganze Nacht und einen Teil des Vormittags ohne größereUnterbrechungen durchgeritten und gönnte seinem Pferd nun einePause, an einem schmalen Bachlauf, der einige Meter abseits derStraße, die man eher als Feldweg bezeichnen musste, leise vor sichhin plätscherte. Nachdem das Tier seinen Durst gestillt hatte, finges an das Gras am Rand des kleinen Stroms zu fressen. Er betrachtetees eine Weile dabei, dann setzte er sich auf einen Stein, der aus dergelblich, trockenen Wiese ragte und beobachtete die Sonne, dielangsam ihre Bahn zog. Es war ein Vorteil gegenüber den Menschen,dass er sehr geduldig war. Warum sollte er auch durchs Leben hetzten?Die Menschen waren immer in Eile, ihr Leben war einfach zu kurz, alsdass sie sich Zeit lassen könnten.
YOU ARE READING
Die 12 - Geistbrecher
FantasyEine Reise quer über das vom Krieg zerschlagene Land, in der Hoffnung einen Verbündeten zu gewinnen, der den scheinbar unerreichbaren Sieg bringen soll. Alte Freunde und noch ältere Feinde in einem Machtspiel, dass vor Jahrhunderten begann. Und das...