So wie die Realität wirklich aussieht

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  Hell, Dunkel, Hell, Dunkel und wieder Hell.

Solange war ich nun schon hier. Eingesperrt in einem engen Käfig, wo ich kaum genug Platz hatte, um mich um mich selbst zu drehen. Der Boden war aus harten glänzendem Zeug, auch die Decke und Wände bestanden aus diesem. Der Käfig stand an einer Wand. Über und unter mir, ja sogar neben mir waren weitere solcher Käfige gestapelt, der ganze Raum war voll damit. Wir bekamen nichts zu essen und kaum was zu trinken, einige waren deshalb schon gestorben.
 
Ein mal am Tag kamen große hässliche Tiere herein, öffneten einen der Käfige und holten einen meiner Freunde heraus. Wer einmal seinen verlassen hatte, kam nie wieder. Niemand wusste wohin sie gebracht wurden, aber täglich kamen Neue in den Raum, gefangen und betäubt. Wenn sie aufwachten stellten sie Fragen und erzählten was ihnen geschehen war. Die Geschichte war immer gleich:

Gerade eben liefen sie noch glücklich durch die Straßen und Gassen der Städte und im nächsten Moment rochen sie etwas seltsames Süßes. Das nächste woran sie sich dann erinnerten, war dass sie mit höllischen Kopfschmerzen in diesen Käfigen aufwachten.

Plötzlich kam wieder einer dieser weißen Tiere herein. Da es das zweite Mal an diesem Tag war, brach mehr Unruhe aus, als sonst. Er kam auf meine Seite des Raumes und blieb unmittelbar vor meinem Käfig stehen. Von Panik erfüllt, drückte ich mich in eine Ecke und kreischte ängstlich auf.

Er öffnete die Tür und kam mit seiner großen haarlosen Tatze auf mich zu, umschlang meinen mageren Körper und zog mich, trotz meiner Gegenwehr aus dem Käfig. Er hielt mich fest gepackt als er den Raum verließ, ich hörte die Tür hinter mir mit einem endgültigen Knall zu gehen. Ich schrie immer noch ängstlich, wollte überall hin, in diesen stinkenden Abwasserkanal, wo ich einige Monate gelebt hatte, ehe ich in der Nähe eines Restaurants ein neues Heim gefunden hatte. Oder auch in die Straße zurück, wo ein fieser Hund lebte, der mich immer gejagt hat, ehe ihn seine Besitzer, die ich nie gesehen habe, zurückpfiffen.

Das weiße Tier trug mich einen langen Gang entlang, dann mehrere Treppen hinauf und durch viele Türen, die alle mit einem finalen Krachen zufielen. Plötzliche blieb es in einem riesigem Raum stehen. Trotz der Tatze, die mich umklammert hielt, konnte ich erkennen, dass er mit vielen Tischen vollgestellt war, auf denen lauter seltsame Sachen standen und vor lautere weiteren Tieren nur so wimmelte. Ein paar erinnerten mich an die vielen Flaschen, die immer zum Restaurant geliefert wurden. Allerdings waren da nie grüne und blaue Flüssigkeiten drin.

Ich wurde in einen noch kleineren Käfig gesteckt, in dem ich mich nicht mal mehr um die eigene Achse drehen konnte. Das weiße Tier ging zu seinen Artgenossen und sprach in einer seltsamen Sprache zu ihnen. Kurz darauf kam er wieder und hielt etwas in der Tatze. Er verschwand kurz aus meinem Sichtfeld und im nächsten Moment explodierte ein scharfer Schmerz in meiner Seite, der mich fast um den Verstand brachte. Ich verlor das Bewusstsein.

Die nächsten Minuten, Stunden, Tage (ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war) waren die reinste Hölle. Ein Schmerz, wie ich ihn noch nie erlebt hatte, durchfraß meine Organe und machte mich blind gegenüber allem,w as um mich herum passierte.
Als er nach einer Ewigkeit etwas nachließ, kam wieder eines von diesen Tieren und jagte mir etwas in die Seite, was die Qualen erneut entfachte.

Dieser Prozess wiederholte sich viele Male. Irgendwann lag ich auf der Seite, jeder Atemzug schmerzte mehr als der vorherige. Ich wünschte, ich würde sterben.

Früher hatte ich immer Angst vor dem Tod. Aber nun erschien er mir wie ein guter Freund, der mir helfen konnte, all den Schmerzen zu entkommen.
Ich verlor immer wieder über längere Zeit das Bewusstsein, diese Zeit war nicht unbedingt angenehm, da ich dem Schmerz auch da nicht entkommen konnte, erlauerte immer und zu jeder Zeit auf mich.

Als mir die Tier das nächste Mal etwas in die Seite jagte, spürte ich wie sich etwas in mir löste. Der Schmerz ließ plötzlich nach und ich spürte, wie mein Körper durch den Käfig schwebte, höher und immer höher, bis hinaus in die Welt.

Ich war frei.

  ,,Ach, so ein Mist. Schon wieder ist ein Versuch gescheitert. Wir müssen die Formel für das Medikament noch einmal überarbeiten."
,,Meinst du nicht, das es so reicht, ich meine es wirkt doch schon besser als die vorherigen..."
  ,,Sag mal spinnst du? Was denkst du ist wichtiger: Dass wir schnell fertig sind oder dass das Medikament wirkungsvoller ist, als die alte Version?"
,,Naja, aber wir haben jetzt schon 100 gescheiterte Versuche, wie lange soll das noch so weiter gehen? Für etwas, das wir nur verbessern?"
  ,,Solange bis wir zufrieden sind und jetzt sag dem Rattenfänger Bescheid, dass wir wieder neue Versuchsobjekte benötigen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 21, 2018 ⏰

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