Teil 22

230 8 3
                                    

Das Gesicht meiner besten Freundin zeigte wie verwirrt sie war. Natürlich. Sie hatte bestimmt die letzten Tage um mich getrauert, mich tot geglaubt und jetzt stand ich plötzlich vor ihr.

Ich umarmte sie noch einmal, aber diesmal zögerlicher. "Ich bin es, es tut mir leid wenn du dir Sorgen gemacht, aber ich bin wieder da.", flüsterte ich und an mich gedrückt, begann sie zu weinen. Sie weinte um eine tot geglaubte Freundin. Es waren Freudestränen.

Auch mir kamen die Tränen, weil ich sie nur zu gut verstehen konnte. Die ganzen Strapazen der letzten Tage brachen schon wieder aus mir heraus. Und so fanden wir uns bald auf dem Boden der Waschküche wieder und weinten, weil wir uns wieder hatten.

Nach einer Weile beruhigten wir uns wieder und sie wischte sich die letzte Träne weg, bevor sie mich fragte wo ich gewesen war. Auch ich, die inzwischen sehr geübt ihm weinen war, beruhigte mich. Erst jetzt kam mir die Erkenntnis, dass ich gar nicht so genau wusste, was ich auf diese Frage antworten sollte.

Einerseits war sie meine beste Freundin und war nebenbei sogar noch in die ganze Vampirsache eingeweiht, aber anderseits hatte ich das Gefühl, sie durch zu viele Infos vielleicht gefährden zu können. Außerdem wusste auch unter den Brüdern nicht jeder die ganze Geschichte. Für die einen war ich die Opferbraut von Shuu, für andere eine Freundin oder ehemalige Freundin und für Subaru eine hässliche Erinnerung seiner Vergangenheit.

"Und, willst du mir jetzt vielleicht mal erzählen, was passiert ist?", fragte sie erneut fordernd.

Ehrlich gesagt, nein. Nein ich wollte es ihr nicht erzählen. Sie schien mein Zögern falsch zu verstehen, denn sie wicht plötzlich einen Schritt zurück. "Du bist doch nicht jetzt ein Vampir, oder?", fragte sie geschockt, "weil.. weil du warst tot. Oder du sahst jedenfalls so aus... Ich mein du hast dich nicht bewegt. Und du bist so blass... aber anderseits warst du das ja schon immer. Aber wie sollst du sonst überlebt haben? Und wo warst du überhaupt.. und und wie machst du jetzt weiter und.." Sie brach ab und sah mich fragend an.

Ich wollte sie gerade beruhigen, ihr sagen, dass ich kein Vampir sein und selbst keine Ahnung hätte, was ich jetzt tun solle, aber etwas hielt mich davon ab.

Hinter mir erklang ein amüsiertes Lachen. Wir beide kannten dieses Lachen und wichen jetzt langsam zurück.

Laito kam langsam die schmale Wendeltreppe herunter und rückte sich seinen Hut zurecht. Sofort spielte sich die Szene Sekunden bevor er mich gebissen hatte, vor meinem Augen ab. Mein erster Instinkt war Flucht, aber mein zweiter war es Lina zu beschützen, die so aussah als würden ihr gleich die Augen aus dem Kopf fallen. Der Anblick von Laito in der kleinen Waschküche war aber auch zu ungewöhnlich.

Beschützerisch stellte ich mich einen Schritt vor sie, bevor er zu sprechen anfing. Seine Stimme klang amüsiert und verspottend. 

"Sie, sie soll ein Vampir sein. Hahaha, schau sie dir doch mal an. Sie ist genauso schwach wie du." Bedrohlich kam er ein paar Schritte auf uns zu, doch ich blieb gespielt mutig genau da wo ich war. Langsam hob er die Hand und schloss sie dann um meinem Hals. "Sie ist nicht stärker, als jeder Andere von euch." Trotzig hielt ich seinem Blick stand, jetzt so vor Lina konnte ich mir meine Angst nicht eingestehen. "Das einzige was sie richtig gemacht hat, war, dass sie sich Shuu geangelt hat." Jetzt ging sein Blick wieder zu Lina, die hinter mir an der Wand stand. "Der Trottel hat sich Hals über Kopf in sie verliebt und jetzt gehört sie ihm. Eigentlich schade.", das Letzte sagte er leiser, sodass ich nicht wusste, ob es Lina überhaupt noch verstanden hatte. Endlich ließ er auch wieder meine Hals los, aber griff dafür nach meiner Hand und zog mich zu sich.

Wieder an meine Freundin gewannt meinte er: "Sag deinen kleinen Freunden in der Küche, dass sie jetzt ein Gast des Hauses ist.", und an mich, "und als solcher auch nicht arbeiten sollte, weil das Reiji nämlich gar nicht gefallen würde." 

Seine Stimme klang nicht mehr so amüsiert, wie zu Beginn. Eher wirkte er jetzt verärgert, so als hätte ich seine Gastfreundschaft nicht zu wissen gewusst. Ich wollte etwas darauf erwidern, ihn zurecht weisen, aber er packte mich einfach nur und zog mich aus dem Raum, die Treppe hinauf. Zurück blieb eine zu Tode geschockte und verwirrte Lina, die ihre Freundin schon wieder verloren hatte.

___

Als er mich durch eine weiteren Flur wortlos hinter sich er zog, machte ich mich endlich los. "Lass mich endlich los Laito!", schrie ich wütend. Genervt drehte er sich zu mir um und drückte mich schon wieder an die Wand. "Willst du das alle im Haus aufwachen oder warum musst du so laut sein?" "Mir doch egal!", ich konnte mich einfach nicht einkriegen, "Dir geht es nur darum, dass du deine scheiß Beute nicht teilen willst. Hast du nicht schon genug?"

Er verdrehte die Augen und hielt mir den Mund zu bevor er zu zischen anfing: "Ich wollte dir eigentlich nur helfen. Reiji hätte dich umgebracht, wenn er dich da erwischt hätte,aber du. Undankbar wie immer!"

Was erlaubte er sich eigentlich? Er tauchte hier auf und wollte, dass ich ihm sofort verzeihe, dass er mich einfach so da liegen lassen hat. Mich gebissen und hintergangen hat. Ich glaube der hat sie nicht mehr alle!

"Aber ist das nicht eigentlich Shuus Sache?", fragte eine Stimme, die sich als Subarus herausstellte. Er stand gelangweilt an die Wand gelehnt neben uns. 

"Eigentlich sollte doch Shuu sich um sie kümmern, wenn er sie schon für sich beansprucht, oder?"

Laito löste sich von mir und fragte seinen jüngeren Bruder genervt, was es ihn anginge. "Naja, vielleicht will ich ja nur dein Bestes", meinte er übertrieben fürsorglich, "schließlich haben wir ja gesehen, wie emotional unser Bruder werden kann, wenn es um sie geht."

"Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß", fuhr Laito ihn wütend an, wand sich dann jedoch ab. Im Weggehen knurrte er noch ein wütendes: "Dann eben nicht. Ihr werdet schon noch sehen.", bevor er ganz verschwand. 

Als er verschwunden war, ließ ich mich dankbar an der Wand herunter gleiten. Das Laito Stimmungsschwankungen hatte wusste ich ja schon immer, aber er verwirrte mich mit seinem Verhalten, doch immer aufs Neue. Erst war ich ihm egal, dann tat er, als würde er sich um mich Sorgen und plötzlich bin ich wieder Luft für ihn. Da soll mal einer aus ihm Schlau werden.

Neben mir räusperte sich Subaru laut. Ihn hatte ich ja ganz vergessen. Langsam blickte ich in seine blutroten Augen. "Ich würde jetzt gerne wieder ins Bett gehen, wenn hier endlich Ruhe ist und du solltest das Selbe tun." Langsam nickte ich und stand auf.

Er musste in die selbe Richtung, wie ich und so folgte ich ihm langsam mit etwas Abstand. Schweigend gingen wir die Gänge entlang. Eigentlich konnten er ja so schnell wie er wollte überall verschwinden und auftauchen, weswegen ich mich fragte, ob er wohl auf mich aufpassen sollte? Ob Shuu ihn wohl dazu angestiftet hatte?

Wir erreichten mein Zimmer zuerst und blieb ich stehen und bedankte mich, für meine Rettung. Obwohl ich wusste, was er getan hatte und eigentlich Angst vor ihm hatte, hatte er mich doch vor Laito beschützt und außerdem war ich zu müde, um mir zu überlegen, ob ich hier gerade das Falsche tat oder nicht. Der Tag hatte mich wirklich Kraft gekostet.

"Pass einfach in Zukunft besser auf, es nervt echt tödlich, dich immer retten zu müssen. Ich will nicht auf zwei Trottel aufpassen müssen.", erwiderte er gelangweilt. Ich grübelte noch, wen er denn noch beschützen musste, als er wieder zu sprechen anfing. "Du bist ab morgen in meiner Klasse, nur falls es dich interessiert." Überrascht blickte ich auf. "Reiji will es so, weil du zu dumm für die andere Klasse bist.", erklärte er auf meinen fragenden Blick hin. 

Ja, dass hörte sich nach Reiji an. Und auch wenn mir die Nähe zu Subaru nicht mochte, so konnte ich dort vielleicht wirklich mithalten oder zumindest besser. Dann würde ich auch nicht mehr so viel Probleme mit Reiji bekommen. Der Gedanke vielleicht wirklich eine Abschluss an einer richtigen Schule zu bekommen, stimmte mich gleich viel besser.

Gerade als ich aufsah, um etwas zu erwidern, bemerkte ich, dass Subaru schon weg war. Einfach verschwunden, wie er es eigentlich schon die ganze Zeit hätte machen können. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, Shuu musste ihm doch den Auftrag gegeben haben mich zu beschützen. Was würde ich nur ohne den blonden Trottel machen?


Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 22, 2018 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Diabolik Lovers - mal aus einer ganz anderen SichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt