Kapitel 7 - Der Beginn einer Reise

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Riley blickte zwischen der Feengöttin und seinem Mann hin und her, die einander entsetzt, wissend und verschwörerisch ansahen.

»Ähm ... hätte vielleicht einmal einer von euch die Güte, mich aufzuklären oder bin ich nur als schmückendes Beiwerk mitgekommen? Es ist auch mein Sohn!«

Belle seufzte und nickte, während Phobos den jungen Vampir zu einer Sitzgruppe vor dem Kamin führte.

»Malucius Maleachi ist ein Hexer aus dem Volk der Reaper. Das bedeutet, er absorbiert die Energie anderer Lebewesen, um sich zu nähren, stärker zu werden, sein Leben zu verlängern und Magie daraus zu ziehen. Ganz ähnlich wie wir, wenn wir Blut trinken. Mit dem Unterschied, dass die Kraft, die er absaugt, dem Opfer verloren geht. Dessen Leben verkürzt sich signifikant, je mehr ihm genommen wird, während die, die uns ihr Blut geben, keinen bleibenden Schaden für ihre Lebensdauer nehmen.«

Der Unsterbliche lehnte sich zurück und starrte ins Feuer. »Wir haben ihn damals, als die ersten Fairieden niedergingen, in einer Festung im Krea-Tief-Tal eingesperrt und gehofft, er würde dort niemals herauskommen ... oder besser, nur für ihn wurde dieser Ort überhaupt geschaffen. Es musste öde sein, damit er nirgends Energie absorbieren konnte. Und der böse Zauber, der auf dem Tal liegt, sollte Leichtsinnige davon abhalten, sich dorthin zu verirren, die Festung zu betreten und ihm als Futterquelle zu dienen.«

»Was will er mit Ari?«

Belle schwebte auf das Tischchen vor dem Kamin und setzte sich hin. »Nun, Arian ist etwas nie Dagewesenes. Vermutlich glaubt Malucius, seine Energie würde alle anderen übertreffen. Immerhin ist er durch Magie entstanden.«

Phobos knurrte. »Hör' auf, es zu beschönigen. Ich weiß genau, warum es ausgerechnet Ari und nicht irgendein anderes magisches Wesen dieses Landes ist. Es ist seine Rache. Und ich hatte dir damals gesagt, ich weiß, dass so etwas irgendwann passieren würde! Gott, wie konnte ich nur so dumm sein und nicht mehr daran denken, was wir getan haben!«

»Was genau habt ihr getan?« Riley starrte zwischen beiden hin und her.

Belle schwieg, denn sie meinte, nicht das Recht zu haben, die Geschichte zu erzählen. Phobos hingegen seufzte schwer und räusperte sich.

»Er und ich kamen gemeinsam in dieses Land, vor langer Zeit. Wir flohen vor der Verfolgung unserer Rassen aus unserer alten Heimat und fanden hier eine Zuflucht, die uns annahm und zu akzeptieren schien. Doch die Menschen Belletristicas damals waren noch jung und Malucius machte ihnen Angst. Und das zu Recht. Er war ... verbittert. Beherrscht von dem Gedanken, in diesem Land eine große Macht zu werden, bei all der Magie, die seine Kraft steigerte. Er fing an, willkürlich Energie zu rauben, ließ ganze Landstriche für Monate verdorren und tötete schließlich Leute. Er verfiel dem Wahnsinn, weil er all die Macht, die er gesammelt hatte, nicht tragen konnte.« Der Unsterbliche schwieg einen Moment und sah betreten aus.

»Er war vermutlich Belletristicas erster Schurke und hätte sich zu einem unbesiegbaren Tyrann entwickelt, wenn man ihn nicht gestoppt hätte. Denn im Gegensatz zu Blutvampiren wie uns werden Energievampire rasend schnell unbezwingbar, wenn sie viel Nahrung bekommen, während es bei uns oft Jahrzehnte des Bluttrinkens braucht.«

»Also«, setzte Riley an und zog die Beine an die Brust, »habt ihr ihn gefangen? Wie?«

»Ich ... habe ihn verraten. Ich wünschte, ich könnte es weniger hart ausdrücken, aber das kann ich nicht. Er war mein Freund. Und ich habe ihn hintergangen. Ich weiß, dass es notwendig war«, der Vampir blickte zu Belle, die offenbar etwas hatte einwerfen wollen, »doch die Schuld, die trage ich dennoch. Belletristica wäre nicht das, was es heute ist, wenn Malucius damals nicht verbannt worden wäre.«

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