Kapitel 15

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Pov. Ju

Vorsichtig taste ich mich leicht geduckt durch den düsteren Gang, den Blick von der Decke zum Boden huschend, um nirgendwo gegen zu laufen oder zu stolpern. Vik ist immer noch dicht hinter mir, zumindest höre ich ihn ab und zu fluchen und vor sich hinmurmeln, dass das alles eine ganz blöde Idee ist.

Ein kalter Wassertropfen fällt mir in die Stirn und läuft meine Wange herunter, müde wische ich mit dem Handrücken darüber, generell...

Diese finstere Enge macht mich träge, lässt meine Augenlider unglaublich schwer und meine Muskeln immer schwächer werden. Es ist, als würde die Last all des Steins und Fels, der mich umgibt auf mir lasten und mich zu Boden ziehen zu wollen...

„Kommt...", vernehme ich aus undefinierbarer Entfernung die Stimme des Traumfresserchens an meine Ohren wabern. Es klingt gespenstisch, wie die Worte flüsternd von den kalten Felswänden widerhallen, sich in den Tiefen des Berges verlieren...

Plötzlich meine ich, ein seltsames Geräusch hinter mir zu hören, als würde etwas Hartes auf den Stein fallen. Dann durchfährt mich ein kurzer Ruck, wie eine starke Schallwelle, die mich ins Wanken bringt.

Alles scheint verzögert zu passieren, sich zu drehen, mein Verstand arbeitet zu langsam, um noch verlässlich zu sein... Mit verschwommenem Blick stütze ich mich an der nassen Wand ab, atme kraftlos aus.

Meine Hand fährt über scharfkantigen Stein, meine Beine fühlen sich an, als könnten sie mich nicht länger tragen...

Weiter...

Ich muss weitergehen.

„Ju...", sagt Vik auf einmal mit erschöpfter, rauer Stimme hinter mir und ich drehe mich schwerfällig zu ihm um. Ein eisiger Schauer überläuft mich, als ich ihn im fahlen Lichtschein erkenne.

Seine Haut glänzt vor Schweiß und leuchtet ungesund bläulich, seine Haare hängen ihm strähnig in die Stirn. Ich blicke von seinen dunklen Lippen, als wären sie von Blut verschmiert, in die weißlichen Augen...

„Viktor...", ich habe das Gefühl, meine eigene Stimme käme aus weiter Ferne...

„Pass auf!", Viks Worte driften an mir vorbei, als würde ich sie in der feuchten Luft sehen können, ihnen mit brennenden Augen folgen, aber sie nicht erreichen.

Etwas Kühles streift mich am Knöchel und scheint meine Waden schneidend zu umschlingen.

Angst steigt in mir auf, aber ich bin wie gelähmt, kann mich kaum bewegen, als hätten mich klebrigen Fäden umsponnen und hielten mich gefangen. Meine Gedanken sind wie blockiert, ich will endlich verstehen, was geschieht, aber alles ist von einer Masse aus grauer Gleichgültigkeit umschlossen...

Wie in Zeitlupe hebe ich den Arm, um mir durch die verschwitzen Haare zu fahren, aber wieder werde ich von einer unsichtbaren Barriere aufgehalten.

Das kalte Etwas scheint an mir hoch zu krabbeln, tausend winzige Klauen graben sich durch den Stoff meiner Jeans in mein Fleisch, aber der Schmerz erreicht mich kaum.

Und da ist wieder diese Stimme, die ich schon am Felstor gehört habe.

Aber diesmal taucht auch ein Gesicht vor mir auf und hunderte, eisblaue Augen starren aus dem Nichts direkt in meine Seele...

Eine Frau, sie ist wunderschön.

Schöner als jeder sonst, den es geben kann, selbst als Viktor...

Ihre weißen Haare, in denen tausende silbrige Sterne funkeln und glitzern, wehen um ihr zartes Gesicht. Wie von innen heraus scheint sie zu strahlen, beinahe überirdisch.

Schillernde, Perlmuttfarbende Ketten hängen aus ihrem gewellten Haar und von ihren Ohren, liegen elegant geschwungen auf ihren schmalen Schultern.

Eine silbrige Flüssigkeit läuft aus einem ihrer Mundwinkel, tropft von ihren vollen, hellen Lippen herab auf ihre Brust.

Mit nachtschwarzen Augen sieht sie mich an, so dunkel, als würden sie jedes bisschen Licht, das es wagt, in ihrer Gegenwart zu scheinen in sich aufsaugen.

„Julien!" Diese Stimme, sie gräbt sich in mein Bewusstsein, aber es ist nicht die, der Frau vor mir. Es ist Viktor.

Plötzlich explodiert die Sonne vor meinen Augen und ein stechender Schmerz durchfährt meinen Kopf.

Stolpernd taumele ich aus dem Tunnel ins Freie und falle keuchend in weiches Moos.

Keine Sekunde später spüre ich einen harten Tritt in der Seite, dann sofort noch einen. Knochige Fäuste hämmern brutal von oben auf mich ein, treffen mit Wucht auf meine glühende Haut. Ich winde mich vor Schmerz und reiße panisch die Augen auf.

Ein paar vereinzelte Bäume ragen über mir in den blauen Himmel und ich sehe das Traumfresserchen, wie es seine spitzen Zähne gefletscht hat und immer weiter auf mich einprügelt.

„Bist du denn wahnsinnig!", brüllt Vik und das kleine Wesen dreht sich blitzschnell um, faucht ich aggressiv an und holt aus, um auf ihn loszugehen.

Reflexartig werfe ich mich vom Boden hoch und auf es. Mit dem Schwung meines Hechtsprunges presse das Wesen mit meinem gesamten Gewicht in das feuchte Gras.

Zappelnd versucht es mich von sich zu werfen, brüllt und schreit in einer fremden Sprache, aber Vik springt ebenfalls los, landet halb auf mir und fixiert das völlig außer sich geratene Wesen unter uns.

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Im Moment kommen mehr OneShots, da ich sie nachts am Papier schreiben kann und dann abtippe. Meine Eltern nehmen mir immer mein Handy abends weg :(

Ich weiß nicht, ob die Geschichte zu langweilig ist und ich das Shipping mehr in den Vordergrund stellen soll- was meint ihr?


Irrlichter -JUBLALI Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt