Prolog: Der Fall

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Eine Sache hat mich diese Stadt gelehrt. Alles hat seinen Preis: Geheimnisse, dein Ruf, dein Leben. Und Vertrauen? Wenn du um Etwas bitten musst, kannst du dir es nicht leisten. Andererseits spielt es für Jemanden wie mich wohl keine Rolle. Sagen wir es mal so: Wann habe ich je für Etwas bezahlt?

Es ist der Abend des Mittsommertagfestes. Eine perfekte Zeit, um meinen Beruf auszuüben, denn heute haben die, die sich Alkohol leisten können, Alkohol getrunken. Mein Beruf? Ich bin ein Dieb, ja, ein Dieb. Warum wird dieser Beruf so schlecht geredet? Wenn der reiche Adel nicht auf seine Sachen aufpassen kann, leihe ich sie mir etwas länger.

Ich bin aktuell in einer Wohnung eines Beamten. Natürlich schläft er tief und fest von seinem Schnaps, den er mit Sicherheit gerade getrunken hat, wie jeder andere Reiche auch. Die Kerzen mache ich natürlich aus, denn diese werden mich verraten. Ein paar schöne Dinge hat er hier: Silberkruge, Schmuck, und Geldbörsen. Ich öffne und schließe die Schränke und Schubladen wieder leise, weil auch diese mich verraten würden. Ich schweife aus dem Fenster, natürlich leise, heraus, auf dem Weg zum nächsten Fenster. Als ich über den unstabilen Balken die Straße von oben überquere, sehe ich die ganzen betrunkenen Wachen und die vor Seuche hustenden Armen. Die Welt ist so unfair, aber auch ich muss das Beste draus machen. Als ich durch das nächste Fenster steige, sehe ich nur Vogelvolieren mit Raben. Raben. Gespenstige Viecher. Sie verraten einen schneller, als jeder Kerze. Langsam schleiche ich durch den brüchigen Raum, denn am Ende ist ein hübsches Gemälde, wo ich denke, dass noch etwas Mehr dahinter steckt. Als ich sicher am Ende des Raumes angelangt bin, schweife ich meine Finger um den Bilderrahmen und KLICK. Dort war natürlich ein Knopf. Ich öffne das Gemälde und finde einen kleinen Tresor. Als Meisterdieb habe ich immer einige Dietriche dabei und in Code knacken bin ich auch kein Amateur. Im Tresor befindet sich eine schöne Kette. Ein Unikat: Das funkelnde Federkleid. Genau in dem Moment, wo ich die Kette einstecken wollte, bebte das Dach, als würde eine Gruppe Soldaten über das Dach springen. Vom Dach fallen einige Holzstücke und die Raben schreien, als würde es keinen Morgen geben. Zügig springe ich aus dem anderen Fenster, Richtung Bucht und natürlich ist der Ausblick wundervoll: Der Sternhimmel lässt die Bucht glänzen und die schöne Flötenmusik bringt mich gänzlich zum grinsen. Ich schreite um die Ecke und finde ein kleines Kästchen mit einem Seilpfeil. Als Dieb braucht man einen Bogen und unterschiedliche Pfeile. Es gibt Seilpfeile, Wasserpfeile, Feuerpfeile und viele mehr. Ich schieße den Seilpfeil an einen Haken, der höher liegt, damit ich das Seil hochklettern kann und auf dem höher liegenden Dach bin. Als ich das Seil hochgeklettert bin sah ich Jemanden mit dem ich nicht erwartet habe.

Erin. Natürlich. Immer noch hat sie ihre zierliche Figur, kurze schwarze Haare und ein kühles Gesicht mit dunklen Augen. Ich kannte sich schon, als sie ein kleiner Säugling war und habe sie von dahin immer geschützt, bis und das Schicksal trennte. ,, Geht es noch etwas lauter?" sage ich zu ihr. Sie erwidert:,, Woher hättest du sonst gewusst, das ich es bin?" Langsam gehe ich dichter an sie heran. ,,Basso hat dir gesagt, dass wir zusammen arbeiten, oder?" Ich antworte: ,, Tja, ich bin gekommen, also was denkst du?" Sie schmunzelt. Basso hat immer gute Aufträge für seine engsten Vertrauten, also ich und Erin. Sie lächelt und sagt zu mir:,, Ich denke, du hast dich nicht verändert. Komm schon, das wird wie früher." Sie rennt los und hüpft von Dach zu Dach. Ich folge ihr und schwinge mich von Ziegel zu Ziegel und Zaun zu Zaun, bis wir ein Dach herunterrutschen und in einer Gasse bleiben. Sie sagt mit scharfen Blick:,, Schön, dass du's geschafft hast." Ich frage sie:,, Hast du die Route genommen, weil sie schnell war oder weil sie Spaß gemacht hat?" Sie erwidert:,, Geht nicht auch beides?" Sie lächelt mich an und ich antworte:,, Komm schon, erledigen wir Bassos Auftrag."

Wir gehen geräuschlos aus einem Tor und bleiben außer Sicht. Wir schleichen durch die Straßen und achten auf Wachen. Auf einmal packt sie irgendetwas aus ihrer Seitentasche, eine Art Metallkralle. Sie sagt lächelnd zu mir:,, Du solltest dir auch so ein Ding besorgen. Wir sehen uns dann drüben!" Sie schwingt sich an der Mauer mit der Kralle hoch, als wäre es überhaupt keine Anstrengung. Weil ich sowas nicht besitze, muss ich den alternativen Weg nehmen und beobachte dabei ein Gespräch von zwei Wachen, die etwas trinken wollen, denn sie sind überzeugt, dass heute alle Diebe besoffen in irgendeiner Nebenstraße liegen. Sie haben wohl nicht mit uns gerechnet. Langsam schleiche ich durch die Stadt, nehme mir noch ein paar Krüge, Kletter Leitern hoch. Auf einem Dach treffe ich dann Erin. Sie fragt:,, Gefällt dir die Kralle? Hab ich selbst gebaut." Daraufhin sage ich:,, Das wird die Wachen sicher beeindrucken. Die haben uns garantiert gehört." Mit einem Grinsen antwortet sie:,, Die müssen mich erstmal kriegen!" und schweift davon. Ich sage ihr hinterher: ,, Halt einfach die Augen offen." Darauf ruft sie:,, Wir sind nicht hier um uns umzusehen, Garrett. Alles was zählt ist die Beute." Ich ducke mich und taste mich über das Dach. Erin steht schon wieder am einem Fenster und fragt mich misstrauisch: ,, Du klaust aber schon noch, oder?" Mit einem starken Ton beantworte ich:,, Ich habe schon gestohlen als du noch in den Windeln lagst." Sie stöhnt:,, Das ist der Garrett, den ich kenne. Wie wär's mit einem Wettkampf? Wer am meisten Einsackt, gewinnt" und schleicht davon. Für mich ist das klauen kein Wettkampf, sondern eine Passion, aber sie ist zu naiv um sowas zu verstehen. Ich gehe eine Leiter hoch bis ich auf einem Zwischendach angekommen bin. Da sehe ich Erin neben mir. ,, Sieh mal, was ich gefunden hab" pulsiert sie. Dann steckt sie ein schönes Amulett weg und sagt zu mir:,, Wir beide abends in der Stadt. Warum haben wir damit aufgehört?" Ich schaue verwirrt und frage sie:,, Weißt du das wirklich nicht?" und währenddessen ist sie schon weg. Ich schwinge mich in die Wohnung eines Voyeurs und plündere diese: einige Kelche, Silberbesteck,Armreife und das Tagebuch. Relativ langweilig, denn die reiche Schicht hat nunmal keine interessanten Themen. Allerdings wird über einen Tresor im Haus gegenüber gesprochen und das interessiert mich zutiefst. Im Haus gegenüber, in der Straße der Diebe, befindet sich tatsächlich ein Tresor. Gut versteckt. Ein Ziegelstein als Knopf, der eine geheime Wand öffnet. In dem Tresor befindet sich ein Ring und eine Halskette. Schöne Stücke. Ich gehe die Wohnung weiter hoch und finde Erin sitzend um eine Fensterbank. Flink fragt sie mich:,, Wieviel hast du gestohlen?" Sie lacht, aber ich finde das nicht witzig. Ich erkläre ihr:,, Es geht nicht um wieviel, sondern um was." Schnell erwidert sie wieder:,, Und auch um das wie." Sie stöhnt erleichtert und holt einen Brief heraus. Sie sagt zu mir:,, Dieses Urkraftsteinding, das Basso will, ist anscheinend im Zeremonienraum von Northcrest. Ich antworte überlegend:,, Ein Stein des Barons... Das wird schwierig." Für einen Moment schweigen wir. Dann fragt sie mich:,, Besorgt?" mit einer warmen Stimme. Ich erkläre ihr :,, Das solltest du auch sein!" Sie antwortet entspannt:,, Keine Sorge, ich springe für dich ein" und springt fröhlich aus dem Fenster. Ich stöhne, denn das Ding wird in jeder Sekunde komplizierter.

Wir befinden uns nun in einem Garten. Erin flüstert mir:,, Ziemlich viele Wachen." Ich stöhne:,, Und die sind bestimmt nicht zum Sommerfesttanz hier! Viele Wachen heißt viel Waffen. Diebe und Schwerter. Das ist schlecht." Lässig erklärt sie mir:,, Ich hatte nie Probleme mit Schwertern. Ich bin aber auch nicht bloß ein Dieb" und schleicht davon. Ich verhalte mich leise im Garten und bleibe außer Sicht. Erin und ich bestehlen Wachen gern, denn es ist immer wieder lustig, wie wenig sie aufpassen. Im Wasser muss ich besonders leise sein. Es soll nämlich Niemand wissen, dass ich da bin. Mit einem Wasserpfeil mache ich eine Fackel aus, denn wie gesagt, Licht verrät uns. An einen Ecke angekommen, stehen zwei sprechende Wachen in unseren Weg. Erin schleicht sie ein dem einen, tötet ihn und schleift ihn in die Ecke. Ich hatte keine andere Wahl, weil wir sonst aufgeflogen wären und musst die andere Wache K.O. schlagen. Ich schleiche zu ihr und prüfe den Puls der Wache. Ich fauche sie an:,, Was sollte das? Warum hast du ihn getötet? Er war kaum älter als du!" Sie zuckt mit den Schultern:,, Er war ein Wachmann, Garrett. Falsche Zeit, falscher Ort." Ich runzel die Stirn:,, Du hast dich nicht verändert, was?" Darauf hin fragt sie:,, Du hast noch Niemanden getötet?" Ich schnauze sie an:,, Ich töte nie ohne guten Grund und ich lasse mich nicht dafür bezahlen!" Sie erwidert:,, Also darfst du töten und ich aber nicht? Alles klar. Hab's verstanden." Sie atmet einmal tief durch:,, Dieser Junge wird nicht mehr aufwachen um uns Ärger zu machen." ,, Bevor irgendjemand aufwacht, bin ich normalerweise längst schon über alle Berge" sage ich ihr. Schweigend laufen wir zu einer Tür. Zuerst spähe ich hindurch, dann nehme ich mir meine Dietriche und versuche es zu öffnen. Währenddessen schmollt Erin:,, Wenn du unbedingt weg willst, sollte ich voraus gehen." Sie rumpelt mich an und faucht:,, Du hälst mich auf!" Ich erwidere:,, Deine verdammte Kralle hält dich auf." Sie zückt ihre Kralle und springt wieder anstrengungslos die Mauer hoch. Ich muss eine alte Glasflasche werden, damit die Wache abgelenkt ist und ich vorbei schleichen kann. Beinahe hat die Wache mich gesehen, aber ich habe es gerade noch geschafft. Auf dem Dache angekommen, balanciere ich über Planken, damit ich zum gesagten Dach ankomme. Ich muss auch wieder einen Seilpfeil schießen, damit ich hochkomme. Während ich von Seil abspringen will, sehe ich Erin, wie sie eine Wache mit der Kralle tötet. Sie stöhnt. Sie fragt:,, Hast du Angst, dass ich dir zuvor komme? Ginge mir ähnlich, schätze ich." Ich antworte:,, Ich habe Angst, dass du uns beide umbringst."Erin schnauzt:,, Ich kann auf mich aufpassen, ok? Ich kann mich damit schneller bewegen, schneller klettern," und ich beende den Satz:,, Schneller töten und schneller Fehler machen, schon klar. Du hast es nicht im Griff!" Erin erklärt:,, Deshalb bin ich besser. Freunde dich damit an." Sie rennt weiter und ich kann nur noch mit dem Kopf schütteln. Sie ergänzt:,, Machen wir einfach unsere Arbeit." Als sie um die Ecke späht nutze ich die Chance und klaue ihr die Kralle von der Seitentasche. Zum Glück hat sie es nicht bemerkt und die läuft weiter. Ich flüstere :,, Machen wir, ohne dieses Ding."

Auf dem Dach des Turms von Northcrest angekommen, beobachten wir wie Elias Northcrest eine Art Zeremonie mit seinen Anhängern macht. Ein Anhänger übergibt den Stein, den Basso will, an Northcrest.,, Ich nehme an das ist unsere Ziel, der Urkraftstein" erklärt mir Erin. Northcrest legt den Stein auf eine Art Tablett und ich murmel nur so dahin:,, Roben. Immer ein schlechtes Zeichen." Ich höre nur, wie Northcrest was von neuem Zeitalter und Kanalisierung schwefelt. Nun öffnen alle Anhänger ihre Arme und ein blauer Nebel entsteht. Der Stein wird immer heller und strahlt ein helles Licht ab. Erin lacht:,, Komm schon. Gehen wir runter. Wird lustig." Ich sage zu ihr:,, Nein. Wir sind fertig. Es ist vorbei." Daraufhin ruft sie:,, Was? Machst du Witze?" und verzieht ihr Gesicht. Ich erkläre ihr:,, Etwas stimmt nicht. Es ist zu gefährlich. Du bist noch nicht soweit." Sie faucht:,, Du weißt, dass ich kein Kind mehr bin! Ich schaffe das. Ich geh' darunter mit dir oder ohne dich." Sie versucht auf die Glaskuppel zu steigen, aber ich ich nehme die Kralle aus meiner Seitentasche und zeige ihr sie:,, Aber nicht ohne das hier." Sie stöhnt vor Wut. Sie versucht nach der Kralle zu greifen, aber ich ziehe die weg. Auf einmal fängt das Dach an zu beben. Als Erin nochmal versucht nach der Kralle zu greifen, fällt sie mir aus der Hand und fällt auf die Glaskuppel. Sie Klettert auf die Kuppel und ich schreie:,, Keine Bewegung!" aber sie reagiert nicht. Als sie auf der Mitte der Kuppel hockt und nach der Kralle greift, rollt die Kralle zur Seite.Das blaue Licht wird stärker und auf einmal zerbricht das Glas der Kuppel. Erin fällt in den Turm, aber ich springe direkt hinter ihr und schaffe es noch, ihre Hand zu schnappen. Sie schreit vor Angst:,, Garrett, ich rutsche. Garrett, gib mir die Kralle!" Ich greife nach der Kralle, aber sie ist zu weit weg. Hinter mir sehe ich drei Wachen und ich rutsche. Meine Hand lässt Erins los und sie fällt direkt in das blaue Licht. Ich sehe nur noch, wie sie über den Stein schwebt und wie erschreckt der Baron schaut. Auf einmal schreit Erin und Northcrest. Das Glas, worauf ich liege, bricht und ich falle in den Turm. Zum Glück hatte ich noch einen Seilpfeil, welche mich hält und ich hänge über Erin, dem Baron und allen anderen Angehörigen. Ich sehe nur noch blaues Licht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 28, 2018 ⏰

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