Wir beide schnappen uns einen Rucksack, schmeißen ein paar Klamotten hinein, packen etwas Geld und ein Bild von unserer Familie ein und laufen los. Im Flur sehe ich mich hektisch um und erblicke die Feuertreppe, die ich hier erwartet habe. Ich schicke Jelena als erste die Leiter am Gebäude herunter. Dann ich. Ein letztes mal blicke ich nach oben zurück und falle vor Schreck fast die Treppe runter. Panik überkommt mich und ich dränge meine Schwester schneller zu klettern. Die Männer die zuvor in der Lobby saßen stiegen nun in einen rasantem Tempo die Feuerleiter runter, so dass sie uns fast einholen.
"Lauf schneller!" Schrei ich sie an und Jelena antwortet nur mit einem verzweifeltem Ausruf "Sie werden uns töten!"
Drei Stockwerke sind wir schon am Gebäude entlang runter gelaufen. Es fehlen noch weitere 3, doch meine Beine fühlen sich an, als wären sie aus Beton. Schwer und müde. "Halte durch. Du schaffst das." Spreche ich mir in Gedanken zu.
Ich höre wie die Schritte der Verfolger näher kommen. Mein Herz schlägt immer schneller. Auf dem Erdboden angekommen, gibt es keine Atempause. Jetzt heißt es renn um dein Leben."PENG"
Ein Schuss fällt und wir schrecken zusammen und ducken uns damit wir uns schützen können.
"Sie schießen!?"
"Dort lang, Lena!"
Wir biegen rechts in eine alte, verlassene Gasse ein. Naja. Das was man in dem alten, verlassenen Frankfurt dieser maßen bezeichnen kann. Aus einem großen schwarzen Mülltonnendeckel und ein paar rostigen Pfählen ist ein Schutz gebaut worden, unter dem wir uns sofort verkriechen und nur noch auf das beste Hoffen: Die Männer aus dem Hotel folgen uns nicht weiter.Das nächste an das ich mich erinnere ist, dass ich unter den strengen Blicken von 5 Kindern aufgewacht bin. Die Gesichter sind mir bekannt vorgekommen und Sekunden später identifiziere ich sie als die jungen Kids, die wir vor etwa einer Woche kennen gelernt haben.
"Wo ist deine Schwester?", fragt ein etwa 18 jähriger Junge, dessen Namen ich nicht kenne.
"Jelena? Jelena!", Panik überfällt mich. Ich stehe hysterisch auf und will am Liebsten die ganze Erde auf den Kopf stellen um nach ihr zu suchen, doch die Gruppe der Straßenkinder hält mich zurück. Sie versuchen mich zu beruhigen aber ich fange an zu schreien.
"Sie ist weg! Sie werden sie töten!"
"Wir werden sie finden Venus", spricht mir ein Mädchen Mut zu, aber ich sinke schon wieder auf den Boden. Voller Verzweiflung fange ich an zu weinen. Die Tränen schießen aus meinen Augen.
Ich muss wieder über die letzte Zeit nachdenken. Niemand im Leben hat es so schwer wie ich. Erst mein Vater, meine Mutter, dann meine Brüder und jetzt, wo ich gedacht habe ich sei in Sicherheit, meine Schwester. Ich gebe mir die Schuld für alles das, was passiert ist. Warum haben sie nicht mich mitgenommen? Warum mussten sie mich zurück lassen und Lena mitnehmen? Alles meine Schuld.
In meinen Gedanken versunken merke ich nicht einmal, dass eine schwarze luxuriöse Limousine vorfährt und ein großer, dunkel gekleideter Mann aussteigt. Sein Chauffeur steigt mit ihm aus und schützt den mysteriösem Mann mit einem Regenschirm vor dem Nieselregen. Ich habe ihn erst bemerkt als er schon direkt vor mir stand. Ich blicke auf und erschrecke mich und mache mich fluchtbereit, da ich vermute, dass er nun auch mich holen wird. Doch der überraschend gut aussehende junge Mann beugt sich zu mir und reicht mir die Hand.
"Du musst wohl eines der überlebenden Smirnow Opfer sein. Ich habe von deiner Ankunft hier in Frankfurt gehört. Aber so wie ich mich erinnere bist du nicht allein gekommen. Wo ist deine Schwester, Miss Smirnow?"
Komplett verwundert, versuche ich ein paar nützliche Wörter aus meinem Mund zu bekommen: "Sie.. Sie ist weg. Jelena. Sie wurde geholt."
"Ah, dann bist du also Venus. Was ein ordinärer Name, passt zu deiner Ausstrahlung."
Ich sehe mich um, doch es gibt keine Spur von den netten Waisen. Sie müssen wohl Angst bekommen haben. "Wer sind Sie", frage ich ihn. Doch der junge Mann lässt nur ein verschmitztes Lächeln über seine Lippen kommen.
Nach einer kurzen Pause stellt er sich dann doch vor.
"Ich bin Arseny Ivanow. Mir gehört der Laden hier", antwortet er selbstbewusst
Ich schaue ihn nur mit großen Augen an. Ein Russe! Er weiß wer ich bin! Er kennt mein Dilemma! Aus irgendeinem nicht vorhersehbaren Grund fühle ich mich in seiner Nähe vertraut und irgendwie auch hingezogen zu ihm. Also mustere ich ihn ein zweites mal. Diesmal genauer. Er trägt ein schwarzen Anzug, seine Haare sind zurückgegelt und an seinem Hals schaut ein Tattoo hervor. Auch seine Hände sind voll mit geheimnisvollen Abbildungen.
Erst jetzt bemerke ich, dass er mir seine Hand ausstreckt, um mir hoch zu helfen. Erst zögere ich einen Moment, doch entscheide mich meinem Gefühl zu vertrauen. Als ich seine Hand nehme, merke ich welch eine Kraft in seinen Armen steckt und fühle mich für einen kleinen Augenblick in meinem Leben sicher und geborgen.
Arseny führt mich zu sich in seine Limousine, in die ich dann auch einsteige.
"Ich bringe dich zu einem sicheren Ort" sind seine letzen Worte, bevor das Auto anfängt sich langsam durch die unbekannten Straßen Frankfurts zu bewegen.
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Das Mädchen vom russischen Mafiaboss
RomanceIn dieser Geschichte geht es um ein junges Mädchen, Venus, welches aus Moskau nach Frankfurt flüchtet, nachdem ihre Familie getötet wird. Sie muss auf der Straße leben. Nun will sie mit ihrer Cousine Jelena die Mörder ihrer Familie finden, doch gib...