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Ich musste mit dem Buch in der Hand eingeschlafen sein, denn dieses lag auf meinem Bauch und war noch immer dort aufgeschlagen, wo ich als letztes gelesen hatte. Die Zofe von gestern kam ohne zu klopfen in mein Zimmer. Gott, sollte sie das noch einmal machen, drehe ich ihr den Hals um. "Ihr müsst Euch fertig machen. Die Anhörung vom Prinzen ist gleich.", sagte sie und kramte schon in dem Schrank rum. Heraus holte sie ein strahlend grünes Kleid. Ohne weitere Worte zu verlieren, zog ich es im Bad an. Leider sah das Kleid verdammt gut aus, ob Loki das gefallen würde?
Die Ärmel waren durchsichtig, mit Spitze besetzt und auf Höhe der Taille waren ein paar Strasssteine eingearbeitet, locker fiel es zu Boden. Sobald ich aus dem Badezimmer kam, fing sie an an meinen Haaren zu arbeiten und steckte diese kompliziert nach oben. "Wofür der ganze Aufwand?" "Nun, der König möchte Euch dabei haben, und deswegen müsst Ihr dort ordentlich und elegant auftauchen. Außerdem, dem Prinzen wird es mit Sicherheit auch gefallen." Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen, als sie die Frisur ein letztes Mal prüfte und mich danach kritisch von vorne betrachtete. "So könnt Ihr gehen.", lächelte sie. Also stand ich auf und verließ mein Gemach. Kaum war ich aus der Tür getreten, stand eine etwas älter aussehende Frau vor mir. "Liva? Ich bin Frigga, Mutter von Thor und Loki.", stellte sie sich vor. Überfordert machte ich einen Knicks und fiel dabei beinahe lang auf die Nase. "Äh, ja nett Sie kennen zu lernen." "Komm, gehen wir. Loki wird gleich da sein.", sagte sie und bedeutete mir, ihr zu folgen. 

Im Thronsaal angekommen, stellten wir uns neben den Thron von Odin. Als ich mich umsah, konnte ich nirgends Thor entdecken. "Wo ist Thor?" "Der ist auf Midgard.", antwortete die Königin kurz angebunden und schenkte mir ein leichtes Lächeln. Und dann, dann schwang die Tür auf und Loki kam mit Wachen im Schlepptau herein. Ein selbstgefälliges Grinsen lag auf seinen Lippen. Angekettet wie ein Tier lief er vor den Wachen her. Als er stehen blieb, ging sein erster Blick zu seiner Mutter. "Loki.", sagte diese. "Hallo Mutter. Erfülle ich dich mit Stolz?", fragte er, sein Blick kalt wie Eis. "Bitte, mach es nicht noch schlimmer." Die Stimme Friggas zitterte leicht, ließ mich ebenfalls nicht kalt. Nicht ein Augenblick hatte Loki mich angesehen, ob er mich überhaupt bemerkt hatte? "Definiere "schlimmer".", gab dieser nur von sich und jetzt sah er erst mich. Auf Knopfdruck wurde sein Blick für einige Sekunden sanfter, es schien als würde sich Reue in ihnen wiederspiegeln. Ich wollte gerade etwas sagen, da fing der Allvater an zu sprechen. "Genug! Ich werde alleine mit dem Gefangenen sprechen." Gefangenen? Das war sein Sohn! In mir brodelte die Wut, als Frigga sich abwand und mich mitnehmen wollte. "Liva. Du bleibst hier." Seine Stimme ging durch Mark und Bein und mit einem leichten Nicken und dem Blick wieder an Loki geheftet blieb ich stehen, schenkte Frigga noch einen beruhigenden Blick als sie ging. Ich bekam nicht viel mit von dem, was Loki sprach, zu fixiert war ich auf ihn. Die Rüstung stand ihm sagenhaft, nur die Ketten störten fürchterlich. "Erkennst du denn wirklich nicht, wie schwerwiegend deine Verbrechen sind?" Kurze Stille, bevor Odin weiter sprach. "Wo du auch warst -  überall herrschen Krieg, Verderben und Tod." Ich schluckte, während Loki anscheinend diese ganze Situation mehr als lustig fand. "Ich bin nach Midgard hinabgestiegen um über die Menschen zu herrschen wie ein huldvoller Gott. Genau wie du." Ich verbiss mir eine giftige Aussage, verdrehte nur die Augen und sah zu Odin. Was war nur mit und zwischen den Beiden passiert, dass solch eine Feindseligkeit herrschte? "Wir sind keine Götter. Wir werden geboren, wir leben, wir sterben. Genau wie die Menschen." "Plus, Minus 5000 Jahre.", entgegnete Loki. Sein Blick glitt zu mir und Besorgnis, Angst spiegelten sich in den blauen Augen wieder. Doch so schnell dieser Moment anfing, genauso schnell war er vorbei und die selbstgefällige, arrogante Maske legte sich auf sein Gesicht.
"All das nur, weil Loki für sich einen Thron fordert." "Er ist mein Geburtsrecht!", fauchte eben jener. Die wie aus dem Nichts lauter werdende Stimme Odins ließ mich erschrocken zusammen fahren. "Dein Geburtsrecht war allein der Tod!" In den blauen Augen des Prinzen erkannte ich den versteckten Schmerz all der Jahre, all der Dinge die er tat. Und ich konnte nichts tun als den Allvater angesäuert anzuschauen. "Als Kind, ausgesetzt auf einem vereisten Felsen. Und hätte ich dich nicht aufgelesen, dann könntest du mir nicht hasserfüllt gegenüber stehen." Warte, Loki war nicht sein Sohn? "Soll mich die Axt richten? Dann tu mir bitte den Gefallen und schwinge sie." "Loki!", rief ich erschrocken aus. Die Augen aller lagen nun auf mir, doch dies kümmerte mich nicht. Seine Aussage zerstörte etwas in mir, von dem ich nicht wusste was es war. "Frigga ist der einzige Grund wieso du noch lebst, und du wirst sie nie wieder sehen. Du wirst den Rest deiner Tage im Kerker verbringen." Sollte ich ihn nicht davon überzeugen, dass Loki sich ändern kann? Wieso brachte er dies nicht zur sprache? Die Wachen zogen Loki schon wieder zurück und ehe einer der Anwesenden hätte reagieren können, sprang ich auf Loki zu und fiel ihm in die Arme. Perplex rührte sich niemand, die Stille schien so stark, dass man eine Nadel hätte fallen hören können. Eine Wache schob mich von dem Prinzen weg und wütend schlug ich seine Hände weg, bevor ich mich zu Odin umdrehte.
"Wie war noch gleich Ihr Angebot Allvater? Wo ist dies hin? Steht es nicht mehr? Wollt Ihr euren Sohn verrotten sehen?" Meine Stimme bebte. "Lass gut sein.", hörte ich von hinten, doch ich dachte gar nicht daran. "Er ist nicht mein Sohn.", zischte jener jedoch nur. "Und wie er das ist! Ihr könnt ihn nicht wegsperren, wenn Ihr wisst das er anders sein kann. Das was Ihr hier macht, ist abartig." Ich drehte mich zu Loki um, welcher mich einfach nur ansah. Keine Regung zeichnete sich in seinem Gesicht ab, keine Emotionen in seinen Augen. "Loki mag vieles falsch gemacht haben, aber er ist nicht böse. Er tat was ihm jahrelang vorgesagt wurde. Er wollte zeigen, dass er Thor ebenbürtig ist. Und Ihr? Stoßt ihn von Euch wie Abfall." Gerade wollte ich wieder anfangen zu reden, da hob Odin die Hand. "Nun gut. In den Kerker mit ihm." "Was?!" "Bis ich mit Frigga geredet habe. Und eine Wache für ihn habe. Dann kann er mit dir gehen."

"Was bildet er sich ein?! Uff ich bin der Allvater, das Leben ist ja so schwer! Lass ich den Frust doch an meinem Sohn aus!", redete ich mich in Rage und schlug gegen die Wand. "Jetzt beruhig dich doch.", sagte Loki und sah mich aus seiner Zelle an. "Ich will aber nicht. Gott, ich hasse diesen Mann so sehr!" "Nachher kommst du auch noch hier rein.", lächelte er leicht und seufzte danach. "Du hättest für das, was du gesagt hast wirklich eingesperrt werden können." "Na und? Wenn er nicht sieht, was er tut ist das nicht mein Problem. Ja, du hast nicht viel Gutes getan, doch das bedeutet doch nicht, dass es immer so ist." Schritte hallten an den Wänden des Kerkers wieder. "Wer kommt denn jetzt?" Loki zuckte nur mit den Schultern. Es war kein Mann der da in meinem Blickfeld auftauchte, doch was war es dann? Er trug einen komischen Helm mit zwei Hörnern und seine Rüstung schien intakt. Wachen folgten ihm. Da stimmte doch was nicht, oder? Loki folgte ihm mit seinem Blick, bevor er mich wegschickte. "Ich brauche meine Ruhe. Bitte geh." "Aber.." "Liva.", mahnte er. Ein letztes Mal musterte er mich von oben bis unten, bevor ich mich umdrehte. "Du siehst bezaubernd aus." "Und du bist ein Arsch." Ein Lachen, herzhaft und irgendwie ehrlich, verließ seine Kehle und jagte mir einen wohligen Schauer über den Rücken. Dann trugen mich meine Beine endgültig aus dem Kerker und in mein Gemach. Dort entledigte ich mich dem Kleid und zog gemütlichere Klamotten an. Ich wollte noch kurz zu Apollo, bevor ich schaue wo es was zu Essen geben würde. 

Eilig ging ich durch die Gänge und raus aus dem Palast, direkt in die Ställe. "Apollo?" "Hier!", kam es zurück. Dieser stand hinter Atlas und sattelte diesen gerade ab. "Thor ist also wirklich gegangen?", fragte ich ungläubig. "Schon vor Stunden Liva. Ich musste gerade eben bis zum Bifröst laufen um den Großen hier wieder herzubekommen." Liebevoll klopfte Apollo dem weißen Tier den Hals. Dieser schnaubte nur und legte die Ohren an. "Wie lief es bei der Anhörung?" "Frag bloß nicht.", grummelte ich und warf mich in den Strohhaufen neben dem Stall von Atlas. "Nun, klingt ja nicht sehr überzeugend. Hat Loki wieder Scheiße gebaut?" Ohne auf seine Frage zu reagieren, entgegnete ich: "Wieso denkt ihr alle bloß so schlecht von ihm? Er ist kein schlechter Mensch!" Apollo sah mich überrascht an und zog die Augenbrauen zusammen, bevor er Atlas in die Box stellte und sich neben mich in das Stroh schmiss. "Dir liegt etwas an ihm.", stellte er fest. "Wir kennen uns seit gestern.", lachte ich. "Na und? Ich habe das Gefühl, dass du hier außer Thor, Loki und mir niemanden hast." "Gut erkannt, Sherlock." Fragend sah er mich an. Lachend schüttelte ich den Kopf. "So nennen wir einen Detektiven auf Midgard." Ihm schien das noch immer nichts zu sagen, aber er fragte nicht weiter nach und beließ es dabei. "Leider hatte ich noch keine Möglichkeit mit dem König zu sprechen oder mit einem der Wachen, was die Pferde angeht." "Apollo, momentan steht mir der Kopf wo anders. Sobald sich das ganze ein wenig gelegt hat, komme ich gerne mit dir mit." "Ich würde mich freuen." Ein freundliches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und als er aufstand, half er mir ebenfalls hoch. "Komm, gehen wir durch die Gassen." Also liefen wir durch die zwei Stallgassen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Eines der Pferde fiel mir besonders ins Auge. Ich wusste, dass Odin das achtbeinige Pferd Sleipnir ritt, doch was ein riesiger Kaltblüter in den Ställen Asgards wollte, verstand ich bei bestem Willen doch nicht. "Das ist ein Clydesdale. Warum habt ihr ein solches Riesenpferd hier?" "Dieser Prachtbursche hilft den Arbeitern in den Wäldern und auf den Wiesen. Er zieht die Stämme und pflügt die Felder auf den steinigen Hängen." Ehrfürchtig strich ich dem Tier über die weiße Stirn und hatte das Gefühl, ich hätte unglaublich kleine Hände. 
Danach gingen wir weiter. Irgendwann kamen wir auf großen Weideflächen zum stehen, auf denen wir uns niederließen und einfach nur den Blick schweifen ließen. Asgard war wirklich wunderschön, doch schöner wäre es wenn Loki jetzt hier wäre und mir mehr Geschichten erzählen könnte. Warte, was? Um Himmels Willen, meine Gedanken werden immer wirrer und unübersichtlicher. 


Und da bin ich schon wieder :), so langsam wird's Ernst was meine Zukunft angeht, auch wenn das Abi noch ein Jahr hin ist.. man man die Bewerbung muss bald raus o.o Vielleicht sollte ich einfach Autorin werden :D da muss ich wenigstens kein Sport für machen 
Wünsche euch noch einen schönen Tag :* bin momentan nebenbei an einer anderen Geschichte am arbeiten - eine The Walking Dead Story. Mal schauen ob ich die auch bald hochlade. Und danke für die fast 400 Leser, das ehrt mich wahnsinnig das sich doch so viele hier her verirrt haben 

Götter, Fabelwesen und Liebe?! (#Wattys2018)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt