" Ich habe Angst, sie zu verlieren..."

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Regulus POV

" Ach Sev, jetzt reg dich doch etwas ab!", versuchte ich vergeblich, meinen langjährigen Freund zu beruhigen. Severus wirkte sehr aufgewühlt, auch, wenn ich nicht so ganz verstehe konnte, wieso. Schließlich war zwischen ihnen nichts vorgefallen. Kein Streit. Keine Meinungsverschiedenheit. Doch, in gewisser Weise wohl schon, doch dies war auch bei der besten Freundschaft keine Seltenheit. Eigentlich war es doch normal, hin und wieder verschiedener Meinung zu sein. Oder?

" Du verstehst das nicht. Ich-", er brach ab. Als wüsste er nicht, wie er es formulieren sollte. Weil es etwas war, wofür er einfach nicht die richtigen Worte finden konnte, egal, wie sehr er sich bemühte.

Ich verstand mal wieder nicht. So sah es also aus. Hielten mich tatsächlich alle für so dumm, dass ich rein gar nichts von irgendwas verstand? Die Meisten anscheinend wohl schon. Ich verstand anscheinend weder Sirius, noch meinen besten Freund. Das dachten sie zumindest. Doch ich verstand das, was Severus gerade durch machte gut. Zu gut.

" Severus, bitte. Ich verstehe genau, was du meinst, aber-" Severus sah mich an. Als würde er mich zum ersten Mal sehen. Als würde er gerade überlegen, ob er mich wirklich kannte. Ob er mich kannte, oder nur den, der ich vorgab zu sein. Ob er damals, vor drei Jahren überhaupt mein wahres Selbst kennen gelernt hatte.

Doch das hatte er. Severus gehörte zu den wenigen Leuten, denen ich meistens mein wahres Gesicht zeigte. Denen ich nicht einfach den kalten, gefühllosen Regulus Arcturus Black präsentierte. Vor denen ich mir auch ab und zu mal einen Fehler erlauben konnte, ohne gleich als Versager dazustehen.

Ohne gleich als dumm und unfähig verspottet zu werden. Ohne mir sofort Sorgen machen zu müssen, ob ich nun mal wieder zu viel Schwäche gezeigt hatte. Ob ich mich verletzlich, verwundbar gezeigt hatte. Ob die Anderen nun ein anderes, schlechtes Bild von mir hatten. Ob sie nun auf mich herab sahen, weil sie mich als schwach befanden. Ob sie sich nun überlegener fühlten, weil ihnen so etwas nicht passiert war.

Auch, wenn ich meine innersten Gefühle selbst Severus geheim hielt. Selbst, wenn ich mich selbst vor ihm nicht ganz verwundbar zeigte. Denn selbst vor den engsten Freunden, wollte ich mich nicht schwach geben. Selbst die, sollten nicht denken, ich bräuchte unbedingt die Unterstützung von anderen und würde, wenn ich alleine stand nicht klar kommen.

Außerdem wollte ich jemandem wie Severus, der auch selbst genug Probleme hatte, nicht noch mehr von ihnen bescheren. Er hatte einen trunkwütigen Vater, der ihn in seinen blinden Wutanfällen oft verletzte. Er hatte eine Mutter, die zwar eine Hexe war, doch die sich von ihrem Freund unterdrücken ließ. Von ihrem Mann, der nicht einmal magische Kräfte besaß. Der ihr, wenn man es genau nahm, eigentlich unterlegen wäre. Und doch hatte sie Angst vor ihm. Vor einem Muggel.

Mutter hatte oft erzählt, wie schrecklich Muggel sein konnten. Was sie Vielen unserer Art schon angetan hatten. Dass sie uns für Monster, für Freaks hielten. Dass sie uns und unsere Fähigkeiten hassten. Dass sie sich wünschten, so etwas wie Magie würde nicht existieren. Dabei wären doch sie die, die unterlegen waren. Die, kein Recht darauf hatten, uns als seltsam, oder gar als Freaks zu bezeichnen. All dies erzählte sie. Doch sie erzählte es so, dass es so glaubwürdig klang. So einfach. Als wäre die Welt wirklich nur in schwarz und weiß unterteilt. Und als könnte man von jeden Einzelnen Menschen in eine der beiden Kategorien einteilen.

Ich hatte mittlerweile gelernt, dass sich die Welt nicht nur in schwarz und weiß unterteilt. Dass die Meisten Menschen grau waren. Doch in verschieden Grau- Tönen. Einige waren hellgrau, fast weiß. Andere jedoch, wirkten dunkelgrau. So dunkel, dass es schon fast an Schwarz grenzte. Doch ehrlich gesagt, wäre das Leben wohl viel einfacher, wenn man eindeutig in schwarz und weiß unterteilen könnte. Wenn man wirklich sagen könnte, wer hier die guten und wer die Bösen waren.

" Ich habe Angst, sie zu verlieren, verstehst du?", fragte Severus schließlich mit erstickter Stimme. In seinen Augen spiegelte sich Angst und Verzweiflung wieder. Die Angst, die man um geliebte Menschen hatte. Die Verzweiflung, die man verspürte, wenn man merkte, dass jemand, der einem etwas bedeutete immer mehr entglitt. Dass man immer weiter von dem Anderen davon gerissen wurde, und nichts dagegen tun konnte. Dass eine Freundschaft langsam, aber doch deutlich sichtbar zerbrach.

Wie bei einem Fenster, das kurz davor war, zu zerbrechen. Anfangs, bildete sich nur eine kleine Stelle. Ein kleiner Riss, in dem sonst noch heilen Glas. Doch wenn man nichts dagegen tat, breiteten sich mit der Zeit weitere Risse in dem Glas aus. Kleine, feine Risse.

Aber dennoch Risse. Und wenn man dies nicht bemerkte, da sie für einen selbst so gut wie unsichtbar waren, breiteten sie sich noch weiter aus. Bis eines Tages das ganze Glas damit voll sein würde. Bis es eines Tages ganz zerbrechen würde. Es stand zwar noch nicht ganz fest, doch man konnte ihm ansehen, dass es nicht mehr lange halten würde.

" Ich weiß. Ich verstehe, wie du dich fühlst.", sagte ich leise. Oh ja. Das tat ich. Wenn ich eines besonders gut verstand, dann das. Ich hatte schon als ich ich noch jünger gewesen war, Angst vor so etwas gehabt. Schon, als Sirius und ich noch gar nicht erst in Hogwarts gewesen waren, hatte ich öfters Angst gehabt, das sich eines Tages irgendwas oder irgendwer zwischen uns stellen würde. Dass unser Verhältnis eines Tages daran zerbrechen würde, wie ein Glas, das man aus größerer Höhe fallen ließ. Wenn ich damals gewusst hätte, was kommen würde.

Wenn ich gewusst hätte, dass meine damalige Angst gar nicht mal so unbegründet gewesen wäre- eigentlich sollte man denken, dass diese Angst bei mir mittlerweile verschwunden war. Dass ich mich damit abgefunden hatte, das dies, was ich befürchtet hatte, bereits passiert war. Dass ich mich schließlich damit abfinden würde. Doch so war es nicht. Im Gegenteil. Ich hatte nur Angst, dass dies noch mehr eintreten würde, als es ohnehin schon der Fall war. Dass ein letzter Stoß das eh schon zerbrechliche Verhältnis ganz zerstören würde.

Ich merkte, dass es Severus bei Lily genauso ging. Dass er jeden Tag Angst davor hatte, sich noch mehr von ihr zu entfremden. Dass sie ihm ganz entgleiten würde. Dass auch das letzte Band der Freundschaft zerreißen würde, und sie gar nichts mehr miteinander zu tun haben würden. Ich hoffte für ihn, dass dies nie passieren würde. Denn eine, der wichtigsten Personen in seinem Leben zu verlieren tat weh.
Sehr weh.

AN: Soo, noch ein drittes Kapi XD wie fandet ihr es so? Lasst mir gerne eure Meinung dazu da und joa 😉😊 dann bis bald ❤

LG: Drawaine

Born to die || Regulus Black Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt