Kapitel 10

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Ich atme tief ein und aus um nicht die Fassung zu verlieren.

Soll ich ihr nachgehen?

Seufzend stelle ich mich wieder aufrecht hin und folge ihr bis zum Ende des Busses und schaue sie an, ohne etwas zu sagen. Sie setzt sich absichtlich auf den Sitz außen, damit ich mich nicht neben ihr setzen kann. Dann merkt sie, dass ich sie wieder ausdruckslos nur anschaue. Was macht dieses Mädchen nur mit mir? Sobald ich in ihrer Nähe befinde verschwindet meine harte Schale und die Nuss komm zum Vorschein.

Bonny schüttelt aufeinmal enttäuscht den Kopf und ich glaube sie hat insgeheim auf sowas wie eine Erklärung gehofft. Dann nimmt sie tief Luft und versucht Taff zu wirken, aber sie schafft es nur Zucker süß rüber zu kommen.

„An deine eiskalten Blicke habe ich mich ja schon gewöhnt", sagt sie und verdreht die Augen.

Ich schaue ihr jetzt direkt in die Augen und sie in meine. Ihr Augen sind so schön, können Augen überhaupt so schön sein? Ich weiß es nicht. Sie hat mich schon am ersten Tag mit ihren Blicken gefesselt. Ich muss jetzt irgendwie die Situation retten und langsam mit ihr ins Gespräch kommen.

Die sind wunderschön", sage ich nach einer deutlich langen Pause und deute auf ihre Augen. Bonny schaut mich etwas verwirrt an, aber versucht es sich nicht ansehen zu lassen. Trotzdem merke ich wie überwältigt sie ist. Sagt ihr das etwa keiner? Ich könnte es ihr jeden Tag auf neues sagen und mir würde nicht langweilig werden. Ich fühle mich einfach so angezogen an sie, auch wenn ich weiß, dass es die Verbindung meines erstens Opfers ist.

Danke", murmelt sie dann und schaut schüchtern auf den Boden. Ich nutze die Gelegenheit und quetsche mich neben den Platz an ihrer Seite.

Unauffällig werfe ich einen Blick zu ihr rüber und merke wie sie mit ihrem Lächeln kämpfen muss.
Lächle doch, das steht dir viel mehr", sage ich und wiederhole einen ihrer ersten Sätze.

Natürlich fällt ihr das auf und dann kann sie sich nicht mehr zurück halten und muss einfach kichern. „Schüchtern gefällst du mir ja noch mehr", sage ich und gehe mir nervös durch mein Haar. Habe ich das gerade ernsthaft zu ihr gesagt? Wie peinlich! Sie will bestimmt nichts von mir.

Lange kommt nichts von ihr und ich wünschte, ich könnte wie auf Whatsapp die Nachricht einfach löschen. Aber nein, wir sind in der Realität.

Auf einmal merke ich, dass sie leicht ihren Mund öffnet und schaue direkt in ihre Richtung. „Ich gefalle dir?", fragt sie etwas ungläubig und spielt angespannt mir der Strähnen, die sie um ihren Finger gewickelt hat. Sage ich ihr jetzt, dass ich total auf sie abfahre? Ja? Nein?
Ich habe keine Zeit um lange nach zu denken, also höre ich einfach auf mein Bauchgefühl.

Schon seit dem ich dich das erste mal gesehen habe, Bonny. Ich kriege dich, deinen Geruch von Vanille, dein Lächeln und diese wunderschönen Augen einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich möchte dich unbedingt näher kennenlernen", sage ich und atme tief aus. Oh mein Gott! Ich habe das gerade wirklich getan. Mein Herz schlägt so schnell, meine Hände werden ganz schwitzig und ich warte vergeblich auf eine Antwort von ihr, aber sie kommt eingeschüchtert rüber.

Ich beuge mich zu ihr nach vorne und sie lässt ihre Strähne über ihr schönes Gesicht fallen. Ich hebe vorsichtig meine Hand und streiche mit meinem Daumen die Strähne hinter ihr Ohr.

Das was du gestern gesehen hast bin nicht ich. Du musst mir nicht glauben, du hast keinen Grund dazu. Trotzdem will ich, dass du mir noch eine einzige Chance gibst. Ich will dich vom Gegenteil überzeugen. Wenn du dann immer noch nichts mit mir zu tun haben willst, werde ich dich nie wieder anschauen."

Ich merke wie plötzlich das für sie ist, da sie keine passende Antwort findet. Sie lächelt und schaut ab und zu hoch, aber versucht den Augenkontakt zu halten.
Dann zuckt sie mit den Schultern und mehr kommt nicht.

Es ist wie ein Schlag ins Gesicht.
Bonny will nichts mit mir zu tun haben.

„Ich verstehe", flüsterte ich vor mich hin, aber laut genug, sodass sie es hört. Mit einem niedergelassenen Gesicht schaue ich ihr noch ein letztes Mal in die Augen.
Dann stehe ich auf, gehe vorsichtig an ihr vorbei und steige einfach eine Haltestelle zu früh aus. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken, meine Worte zurück ziehen oder am besten meine Geburt verhindern.

Ich brauche jetzt einfach frische Luft, sonst breche ich wahrscheinlich in Wut aus und verarbeite anders meinen Kummer.

Auf einmal laufen zwei junge Damen an mir vorbei. Im Moment bin ich einfach so stark verletzt, dass ich jede Kontrolle über meinen Körper verlieren.

Ich habe Hunger auf euch

Deine Nähe lässt mein Blut kochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt