An Tagen wie diesen

183 7 0
                                    

- Ich bin schon auf dem Heimweg.-.
Das antwortete Helene ihrem Freund auf seine erneut besorgte Nachricht.
Laura war selbst auch schon längst wieder drinnen, da sie Erika darum bat.
Im Arm ihrer Tante eingekuschelt weinte das Mädchen immer wieder wenn sie an vorhin dachte.
„Weißt Du Mäuschen. Sonst schreib Helene doch einfach einen schönen Brief.".
„Wie einen Brief?", wusste das Mädchen gerade nicht so recht was Erika meinte.
„Na einen Brief! Dort schreibst Du alles nieder, was du ihr gerne sagen möchtest. Wenn Du dich nicht traust es zusagen. Den wird sie dann schon lesen Mäuschen. Ich denke es ist vielleicht sogar besser.".
„Und wenn Mama den doch nicht liest?".
„Wird sie.".
„Kannst Du mir dabei bitte helfen?".
Laura fand im Nachhinein überlegt diesen Vorschlag gar nicht schlecht und suchte sofort ihren Schreibblock hervor.
Jetzt war auch Helene im Hotel wieder angekommen und betrat sofort den Fahrstuhl.
Das schlechte Gewissen plagte sie ebenfalls, da sie das Familienessen sprengte und ging sofort zu ihren Eltern um sich dafür zu entschuldigen.
Peter nahm es sportlich und konnte seine Tochter schon verstehen. Ganz im Gegenteil zu seiner Frau allerdings.
„Mach Dir keinen Stress kleines. Das wird alles wieder...", erklärte er ruhig und platzierte einen Kuss an die Schläfe seiner jüngsten.
„Danke....", war Helene erleichtert und ging weiter.
Erikas Zimmer lag ihrem direkt gegenüber.
Ein leises weinen und schluchzen konnte sie auf dem Flur vernehmen und wusste auch von wem dies war. Um das gesprochene verstehen zu können, musste Helene dabei dicht an die Tür gehen und lauschte dem ganzen im inneren des Zimmers.
„Siehst Du! Und den Brief gibst Du Morgen Helene einfach.", hörte die junge Frau es durch die Tür und lehnte sich entspannt gegen den Türrahmen.
Das plötzliche klingeln ihres Handys ließ sie jedoch auffliegen. So schnell bekam Helene es gar nicht aus der Tasche gekramt und dann fiel es auch noch zu Boden, während es die Tür striff.
„Du kannst ruhig rein kommen.", öffnete sich die Tür und Erika grinste breit.
„Ich... Ähm, also....", stammelte Helene ertappt.
„Komm rein!", zog Erika sie ins Zimmer und schloss die Tür.
Laura war ganz erschrocken, gerade hatte sie den Brief in den Umschlag getan und den Umschlag beschriftet.
„Eri ich....".
Tief holte Helene Luft um sich zu sammeln und versuchte es erneut.
„Es tut mir leid. Vielleicht war es ein Fehler mit diesem Wochenende.".
„Quatsch, was redest Du da! Wir verstehen uns alle prächtig. Ben fühlt sich Pudelwohl bei Mama und Papa. Und Lisa freut sich Zeit mit Laura zu verbringen....", erklärte Erika stolz und sah zu ihrer Nichte.
„Tante Lene...", lief Lisa zu ihr zum begrüßen.
Beide umarmten sich und sofort zog Lisa ihre Tante mit, um ihr etwas zu zeigen.
Der dicke Wintermantel wurde Helene langsam zu warm. Wie auch die Strickjacke welche sie drunter trug.
Da Lisa ihre Tante gleich eingespannt hatte, zog Helene beides aus und legte dies auf einem Stuhl ab.
Noch konnte Helene fast ihre gewohnte Kleidung tragen, nur ihre Hosen fingen langsam an zukneifen auch wie in dieser es sich schon deutlich abzeichnete.
Laura ließ Helene keine Sekunde aus den Augen und war schon neidisch das ihre Mutter sich nur mit Lisa beschäftigte.
„... Und kann man es schon spüren? Bei Mama konnte ich sehen wie der Bauch sich bewegte.", interessierte Lisa sich brennend was Helene schmunzeln ließ.
„Ab und zu kann ich es spüren, aber bis man es sieht vergeht noch viel Zeit.".
„Und wie merkst Du das?".
„... hm.... Das ist als ob Du Popcorn machst mit Deiner Mama. Weißt Du wenn das Popcorn, aufspringt...".
Zufrieden lächelte Lisa und sah zu ihrer Cousine rüber.
„Also ich hab Popcorn hier Helene! Falls Du zufällig hunger hast?!", lockerte Erika die Stimmung weiter auf.
Gespannt hörte auch Laura zu und hielt dabei ihren Brief fest in den Händen.

Nach einer Weile wollte Helene dann aber doch los gehen, zumal Florian auch schon lange wartete.
Erika bemerkte jedoch das dies mit Laura so nichts wird und beschloss einzugreifen.
„Hier hat noch jemand etwas für Dich.". 
Vorsichtig deutete Erika zu Laura, die nur bedrückt unter sich sah.
„Los jetzt...", schob sie Laura vor.
Gespannt sah Helene zu ihr während sie ihre Strickjacke sich überzog.
Wortlos reichte Laura diesen Helene entgegen. 
„Danke... Aber..." - „Les ihn bitte!", flüsterte Erika leise und ging mit Lisa nach neben an.
Als die Tür geschlossen war sah Helene fragend Laura an und setzte sich.
„Darf ich oder soll ich später?", deutete Helene dabei auf den Brief.
„Wie Du möchtest...", piepste sie und setzte sich in den Sessel.
Da Helene einiges schon vorhin mitbekam beim Abendessen und das von eben ihr auch nicht verborgen blieb, wollte sie den Brief jetzt lesen.
Wie Florian darauf reagieren würde, wollte die junge Frau auch nicht wissen oder dabei gestört werden.
~ Für meine Mama ~ stand auf dem Umschlag.
Als Helene diesen dann sanft öffnete und entnahm, berührte es sie jetzt schon. Ohne auch das sie die ersten Zeilen gelesen hatte.
Tief atmete die junge Frau noch einmal durch und fing dann an zu lesen.
~ Liebe Mama!
Ich schreibe Dir diesen Brief, weil ich mich nicht traue es zusagen oder nicht sagen kann. Ich weiß, das ich nicht die perfekte Tochter bin und viele Fehler habe. Vielleicht zu viele.
Aber ich weiß ganz sicher, das ich Dich ganz doll liebe Mama. Du bist mein Vorbild und meine beste Freundin.
Viele Fehler habe ich gemacht in den letzten Monaten, aber es war auch schwer mich bei Euch einzugewöhnen. Alles war plötzlich anders, als ich es kannte.
Das entschuldigt natürlich nichts.
Aber ich verspreche Dir Mama, das ich daran arbeite und ich möchte wieder zurück kommen.
Hoffentlich möchtest Du mich noch bei Dir haben! ......~.
Während Helene die Zeilen aufmerksam las, kullerten ihr unkontrolliert die Tränen und kurz suchte sie ein Taschentuch bei sich, bevor sie weiter las.
~ Ich werde mich im Heim anpassen und alles mitmachen. Versprochen.
Auch das Baby werde ich lernen zu akzeptieren und versuchen eine gute große Schwester zu sein.
Aber bitte bitte, ich möchte zurück zu Dir.
Ich hab Dich unendlich lieb,
Deine Laura.~.
Langsam ließ die Blondine diese Zeilen für sich sacken.
Ihre Hände zitterten dabei und ihre Tränen bekam Helene kaum unter Kontrolle.
„Tante Erika hat mir ein bisschen dabei geholfen.", erklärte Laura leise und beobachtete genau ihre Mama.

Das Farbenspiel des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt