Die drei goldenen Münzen

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Es war einst, vor nicht allzu langer Zeit ein junger Kaufmannssohn, der auf den Namen Ludwig hörte und nicht viel mehr besaß als die Kleidung, die er am Leibe trug und drei goldenen Münzen. Das war alles, was er retten konnte, als der Laden seines Vaters und dieser auch gleich dazu dem Feuer zum Opfer gefallen ist. Ihm trauerte er nicht besonders nach, schließlich hatte er kaum eine glückliche Zeit mit ihm erlebt und hatte ihn gezwungen seine Heimat und seine Mutter zu verlassen, um die Waren zu seinem weit entfernten Laden zu bringen. Doch nun war davon nichts mehr übrig. Nichts außer drei goldenen Münzen.  Er griff in seine Tasche und betrachtete die drei goldenen Münzen. „Was ich wohl davon kaufen kann? “,  dachte er traurig. Doch dann musste er an seine Mutter und an den langen Weg zurück denken. Und bei diesem Gedanken breitete sich Angst und Panik in seinen Gliedern breit. Würde er es damit überhaupt schaffen zu ihr zurück zu kehren? Würde er sie überhaupt jemals wiedersehen? Er wusste es nicht.  Immerhin müsse er ja einen breiten Fluss überqueren, und das ohne ein Gefährt zu besitzen, welches zum Passieren eines Flusses geeignet ist.  Dennoch beschritt er den Weg zurück.

Er war noch nicht besonders weit gekommen, da traf er auf einen, auf den Boden kauernden Greis. Seine Kleidung war grau und zerlumpt. Er stütze sich auf einen dicken Ast. Als der alte Mann ihn erblickte richtete er sich zittrig auf machte einen Schritt auf Ludwig zu. „B-bitte hört auf euer Herz und helft einen alten kranken Mann“  flehte der Greis ihn mit zittriger Stimme an. Er überlegte einen Moment, ob er dem alten Mann etwas geben sollte oder nicht. Doch der kränkliche und ärmliche Zustand des Greises weckte sein Mitgefühl. Und so konnte er nicht anders als dem alten Mann eine der Münzen zu überlassen.  Dankbar nahm der Greis die Münze entgegen. „Ihr seid zu gütig“ erwiderte dieser dankbar. „Nehmt dieses Buch“, sagte der Alte und überreichte Ludwig ein in schwarzes Leder gebundenes Buch mit der Aufschrift „Buch der Weisheiten“. „Möge es euch helfen, wie es mir einst geholfen hat“, fügte der Greis noch mit rätselhafter Stimme hinzu bevor er sich abwand und verschwand. Ludwig wusste nicht, was er davon halten soll. „Das Buch scheint ihm ja sehr geholfen zu haben, wenn er seinen Lebensabend bettelnd auf der Straße verbringen muss“, dachte er. Dennoch beschloss er es an sich zu nehmen. „Es gibt so gut wie nichts, was nicht irgendjemand brauchen könnte“, pflegte sein Vater oft zu sagen.

Als es schließlich dunkel wurde und er ein kleines Feuer entzündet hatte, was er einst von seinem Vater bei dessen Handelsreisen gelernt hatte, setzte er sich mit leerem Magen und begann darin zu lesen. Je länger er darin las, desto mehr hatte er das Gefühl, dass das Buch wirklich Weisheiten enthielt. Und das Buch war gefüllt mit Sprüchen wie „Keine gute Tat bleibt ohne Lohn“ oder „Wer nicht an seinem Erfolge glaubt, der ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt“. Einen dieser Sprüche jedoch beschäftigte ihn besonders: „Der kürzeste Weg ist nicht immer der richtige Weg. So manches Mal ist es notwendig einen Umweg zu gehen um das gewünschte Ziel zu erreichen“. Selbst als er das Buch schon weggelegt hatte und vergeblich versuchte, Schlaf zu finden, ging ihm dieser Spruch nicht aus dem Kopf. Welchen Weg solle er denn sonst nehmen? Gäbe es noch einen anderen?

Irgendwann fand er dann doch seinen Weg ins Reich der Träume; und dass mit leerem Magen.

 Er wollte die restlichen beiden Münzen nicht für Essen vergeuden, weil Ludwig darin die einzige Hoffnung sah, über den Fluss zu kommen und so doch noch seine Mutter wiederzutreffen. Vielleicht könne er ja jemanden mithilfe dieser Münzen überreden ihn mitzunehmen. Dementsprechend ausgehungert, erschöpft und schwach führte Ludwig am nächsten Morgen seine Reise fort.

Nach einigen Stunden erreichte er schließlich ein Dorf. Als er das Dorf betrat erblickte Ludwig einen älteren Mann, der einen kleinen Jungen hinter sich her zog, welcher sich mit aller Kraft mit Hieben und Tritten dagegen zu wehren versuchte.  Ludwig ging auf ihn zu und fragte ihn, warum er den Knaben so behandele. Dieser erwiderte zornig: „Dieser Bengel hat mir einen Laib Brot gestohlen. Dafür soll er büßen“.  Da erinnerte sich Ludwig an einen der Sprüche, die er am Vortag gelesen hatte: „Keine gute Tat bleibt ohne Lohn“. Ludwig zögerte nicht lange und fragte: „Wie viel kostet der Laib Brot, den der Knabe hier gestohlen hat?“ während er gleichzeitig die restlichen beiden Münzen hervorholte.  „Eine hiervon sollte genügen“, erwiderte der Verkäufer. Widerwillig gab Ludwig ihm eine goldene Münze, worauf dieser den Knaben losließ. Ohne ein Wort des Dankes rannte der Knabe davon und verschwand hinter dem nächsten Haus.  Von dem Laib Brot, das der Knabe gestohlen haben soll, fehlte jede Spur. Und so verließ Ludwig hungrig das Dorf.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 14, 2014 ⏰

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