Kapitel 7: Hero.

4K 149 0
                                    

Es regnet. Die kleinen Tropfen schlagen leicht gegen das Fenster, an dem ich gelehnt sitzte.

Ich nehme einen Schluck aus meinem Kaffee. Mein Kopf tut so weh, dass ich ihn nicht bewegen kann.

Der gestrige Abend war merkwürdig. Sehr merkwürdig. Ich erinnere mich an den Fast-Kuss mit Justin. Es ist gut, dass wir uns nicht geküsst haben. Das hätte wirklich alles verändert und das will ich nicht. Dann erinnere ich mich daran, dass Justin die zwei Typen verprügelt hat. Ich bin gespannt, was für einen Grund er hatte. Eifersucht?

Nach ein paar Minuten warten betritt auch Justin das Cafe. Er trägt eine graue Jogginghose, ein enganliegendes weißes Shirt und darüber einen blauen Kapuzenpulli. Man könnte denken, es sieht dämlich aus, aber das tut es nicht an ihm. Er sieht perfekt aus.

"Hey." Er lächelt mich an und setzt sich gegenüber von mir hin. "Hi."

"Wie geht es dir? Alles gut?" Er schaut mich an, als wäre er mein besorgter Vater. "Es ist alles gut, warum nicht? Justin du weißt wir führen zwei unterschiedliche Leben, ich bin das gewohnt mit dem Alkohol und dem anderen Kram. Das mache ich jede Woche."

"Shay..." Er schließt die Augen und öffnet sie wieder. "Ich mache mir nur Sorgen um dich, ich weiß wie das Leben ist..." "Du machst dir Sorgen um mich?" Ich schaue ihn erstaunt an. Niemand macht sich Sorgen um mich. Jedem ist egal, wie es mir geht oder was ich mache.

"Ja natürlich, wir sind Freunde, es ist mir wichtig wie es dir geht." "Sowas hat noch nie jemand zu mir gesagt." Ich will in diesem Moment fast heulen, weil es so schön ist, aber Shay heult nie.

Er lacht nett, dieses Lachen hat den schönsten Sound, den ich je gehört habe.

"So jetzt zu gestern. Es sind ein paar blöde Dinge passiert." Er tut tief Luft.

"Es geht um die kleine Schlägerei. Also als ich von der Toilette kam, habe ich unseren Tisch gesehen und dass ein Typ dir was ins Glas geschüttet hat. Deswegen bin ich aus Aggressivität ohne zu überlegen hingelaufen und hab ihn geschlagen. Dann hab ich dich gesucht und den zweiten auch geschlagen, ich weiß, dass er da mit drin steckt. Es war falsch finde ich, ich hätte nicht so aggressiv reagieren sollen. Ich hab mir geschworen niemanden mehr zu verprügeln, aber ich hab mein Versprechen gebrochen."

Ich öffne meinen Mund, schließe ihn wieder und öffne ihn erneut. "Du wolltest mich beschützen?" "Im gewissen Sinne ja, aber ich habe total überreagiert."

Er wollte mich beschützen. Das war keine Eifersucht, er wollte einfach nur, dass es mir gut geht. Ich schlucke, er gibt mir in letzter Zeit mehr als ich verdient habe.

"Danke. Ich weiß nicht, was ich noch dazu sagen soll, aber ich bin dir unglaublich dankbar." Ich lächle ihn an, weil ich nicht weiß was ich noch sagen soll. "Habe ich gerne getan, nur du weißt, dass ich die beiden nicht hätte schlagen sollen, sowas sollte ich nicht tun." "Warum bist du so brav, Justin? Du hilfst deinen Eltern, räumst auf, tust nie was verbotenes, lernst oft und bist zu jedem nett und freundlich, den du näher kennenlernst." Das ist die Frage, die ich seit den letzten Wochen einfach mal beantwortet kriegen will.

"Ich wünschte, ich könnte sagen es liegt in meiner Natur, aber das tut es nicht. Es hat verschiedene Gründe, ich möchte darüber nicht reden."

'Verschiedene Gründe, ich möchte nicht darüber reden' immer das gleiche, was er sagt. Was soll das?

"Ich versteh schon." "Ich mag dich Shay, aber das ist etwas worüber ich mit wirklich niemanden reden möchte. Es tut mir leid."

Ich frage mich zwar immer noch, was es sein könnte, über das er nicht reden möchte, aber ich akzeptiere, was er sagt.

"Ich muss leider gehen, wir sehen uns hoffentlich bald." "Das hoffe ich auch, Justin."

Er steht auf und gibt mir eine enge, warme Umarmung. Sein Parfüm riecht perfekt und ich genieße jede Sekunde der Umarmung ohne es zu wollen, da wir ja nur Freunde sind.

Er verlässt das Cafe und ich schaue ihm nach. Er ist einer der mysteriösesten, geheimnisvollsten und gleichzeitig wundervollsten Menschen, die ich je getroffen habe. Er ist wie ein Geheimnis, was mit der Zeit nur gelüftet werden muss.

-

Als ich zuhause ankomme, ist das erste, was ich mache, den Laptop hochzufahren. Ich denke an ihn. An Mystery Boy. Vielleicht hat er einen neuen Artikel geschrieben?!

Ich gehe schnell auf die Schülerzeitung und scrolle. Da muss doch was sein. Meine Augen wandern hoch und runter, bis ich es sehe. Ein neuer Artikel von Mystery Boy!

Die Überschrift fesselt mich mal wieder und ich fange an zu lesen.


The Search {German}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt