35. Kapitel

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Mit zitternden Beinen lief ich zu dem Bett hinüber und schaute vorsichtig zu Harry. Um seinen Kopf war ein Verband geschlungen, welches eine ähnliche weiße Farbe hatte, wie der Rest seines Gesichts. "Harry", flüsterte ich und strich ihm sanft über seine Hand. Er sah so hilflos aus, wie er dort verkabelt vor mir lag. Tränen füllten meine Augen. Es war ein schreckliches Gefühl ihn bei sich zu haben, ohne das er es war. "Niall", hörte ich plötzlich hinter mir Louis' Stimme. Schnell zog ich meine Hand zurück und drehte mich zu ihm um. "Liam ist gerade vom Interview gekommen. Ich erzähle ihm alles", erklärte er und deutete auf sein Handy. Ich nickte leicht, ehe ich mich wieder Harry zu wandte.

Nachdem Louis die Tür leise hinter sich geschlossen hatte, ließ ich mich auf den Stuhl neben dem Krankenbett nieder. Einen Moment betrachtete ich ihn schweigend und hörte einzig dem Piepen zu, welches im Sekundentakt die Stille brach. Dann öffnete ich schließlich meinen trockenen Mund: "Ich habe so Angst, Harry"
Ich schluckte und wischte die Tränen aus meinen Augenwinkeln. Ich hatte das Gefühl, dass er mir zu hörte. So sprach ich weiter: "Ich will dich nicht verlieren! Du musst mir versprechen, dass du das schaffst!"

Einen Augenblick hielt ich inne, als würde ich auf eine Antwort warten. Nur war mir bewusst, dass diese nicht kommen würde. Langsam nahm ich seine schwache Hand und drückte sie leicht. Eine Wärme breitete sich auf meiner Haut aus, als hätte ich meine Hand soeben ins warme Wasser getaucht. Jedoch zog ich sie erschrocken über mich selbst wieder zurück. Er liebte mich nicht. Diese Situation derart auszunutzen, war falsch.
"Es tut mir leid", murmelte ich leise. Eine Weile betrachtete ich ihn gedankenverloren. Da wurde ich auf einmal von Louis aus meinen Gedanken gerissen: "Er weiß Bescheid"

"Das ist gut", flüsterte ich und sah zu ihm auf. "Er wollte kommen, aber es ist schon spät"
Darauf konnte  bloß matt nicken. Louis sah Harry aus unglücklichen Augen an. "Was machst du nur für Sachen, Harry"
Er warf mir einen kurzen Blick zu und legte mir zögernd seinen Arm um. Offenbar hatte Louis bemerkt, dass ich mit den Tränen kämpfte.

Es verstrichen einige stille Minuten, dann sagte Louis auf einmal: "Wir sollten zurück fahren, Niall"
Ich schüttelte den Kopf. "Wir können ihn nicht alleine lassen"
"Er ist nicht alleine", entgegnete Louis und fügte in Harrys Richtung hinzu: "Nie"

Unschlüssig blieb ich sitzen. Ein Gefühl sagte mir, dass Harry mich hier brauchte. Er hatte hier niemanden, der bei ihm blieb. Ich schaute zwischen Louis und ihm hin und her. Schließlich erhob ich mich widerwillig und folgte Louis nach draußen. Bevor die Tür ins Schloss fiel, warf ich ihm einem einen letzten Blick zu. "Ich komme wieder", dachte ich und wäre am liebsten umgekehrt. "Versprochen"

Mein Wecker zeigte 4 Uhr nachts an, als ich ihn erneut aufleuchten ließ. Ich hatte auf gehört zu zählen, wie oft ich nun schon zur Uhr schaute. Der Morgen war noch immer zwei Stunden entfernt. Seufzend drehte ich mich zur Seite und starrte aus dem dunklen Fenster. Nachdem ich mich zum dritten Mal hin und her gewälzt hatte, griff ich nach meinem Handy. Vier Anrufe in Abwesenheit von Liam leuchteten auf dem Display auf.
Ich hatte das dunkle Gefühl, dass er ebenfalls noch wach lag, genau wie Louis. Nur rief ich vorsichtshalber noch nicht zurück, da ich es nicht riskieren wollte, ihn zu wecken.

Ich scrollte ein paar Artikel durch, ehe ich bei den News hängen blieb. Obwohl ich mir denken konnte, was in dem Artikel stand, klickte ich ich mit einem unguten Gefühl auf die Startseite:

One Direction Star trifft schweres Schicksal

Harry Styles trifft ein schwerer Schlag. Am vergangenen Vormittag soll er einen Autounfall gehabt haben, der durch eine Gruppe Fans ausgelöst wurde. Vorerst war nicht klar, ob da tatsächlich etwas dran war. Nun bestätigte das Management von One Direction, dass der Sänger eine Zeit nicht aktiv sein würde. Das lässt viele Fanherzen aussetzen, da sie wohl in nächster Zeit nichts von ihrem Liebling mitbekommen werden.
Schon gewusst? Louis Tomlinson wurde Drogenhandel vorgeworfen und er soll einen kurzen Aufenthalt auf der Polizeiwache gehabt haben. Mehr Infos gibt es hier!

Schon bereute ich es wieder, dass meine Neugier gesiegt hatte. Es war egal, was alles im Internet stand. Niemand konnte die genaue Wahrheit wissen. Nicht einmal ich kannte sie. Kurze Zeit später starrte ich in die grünen Augen auf dem Hintergrundbild meines Handys. Das Foto kam mir in diesem Moment völlig fremd vor, wie Harry mich fröhlich an lächelte. Ich wünschte mir von ganzen Herzen dieses Bild noch einmal live mit erleben zu dürfen.

Auf Umwegen zu dir (Narry) Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt