Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiss alles besser.
– Sokrates
Wenn man von einem Arzt gesagt bekommt, dass man stirbt, bleibt für einen Moment die Welt stehen - zumindest ging es mir so. Ich lag im Bett, denn stehen konnte ich nicht mehr und vor mir befanden sich mehrere Weißkittel. Die meisten von ihnen hatten ein Klemmbrett bei sich und notierten mit einem Stift alles, was ihr Oberguru sagte. Professor Doktor Rath hatte mir gerade die Frohe Botschaft verkündet und sie warteten darauf, dass ich reagierte. Doch, was ist die richtige Reaktion darauf?
Sollte ich wütend werden?
Traurig?
Ängstlich?
Ich wusste es nicht, und ich fühlte eigentlich gar nichts. Ich konnte es einfach nicht glaube. Wieso sollte ich sterben? Ich war doch nur hier her gekommen, weil mein Blinddarm entzündet und auf dem Weg ins Krankenhaus geplatzt war. Ergebnis: Not-Operation. Diese hatte ich überstanden. Mir ging es gut, bis vor zwei Tagen. Ich hatte unsagbare Schmerzen und die neue Diagnose lautete: Multiples Organversagen. Wieso, weshalb, warum? Keine Antwort darauf.
»Haben Sie mich verstanden, Mister Pape?«
Ja hatte ich, also nickte ich. Mein Gaumen fühlte sich urplötzlich an, als wäre ihm die gesamte Flüssigkeit entzogen worden.
»Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen einen Termin mit unserm Psychologen machen, oder ist Ihnen ein Pfarrer lieber?«
»Wozu?« Bloß nicht! Weder ein Seelenklempner noch ein Pfaffe konnte mir hier helfen. Ich starb! Und das Schlimmste war, dass ich mich auch so fühlte. Ich wurde von Stunde zu Stunde schwächer. Ich war mitten im Leben. 35 war nun wirklich kein Alter, um zu sterben. Gestern war es noch der Blinddarm, heute waren es alle Organe, die es gab. Leber, Niere, Lunge, Herz.
»Es gibt eine neue Studie, in denen Paliativpatienten in ein Programm aufgenommen werden. Dort wird ihre Seele Extrahiert und lebt weiter. Sie bekommen gar nicht mit, dass sie Tod sind.«
»Wie meinen Sie das denn?«
»Sie werden ein anderes Leben leben. Eines ihres Blutlinie. Wir transferieren sie sozusagen direkt in den Körper eines ihrer Vorfahren. Natürlich nur, wenn sie es möchten.«
Ich war verwirrt. Ging sowas überhaupt oder redete mir dieser Weißkittel gerade nur meinen Tod schön? »Was passiert mit meinem Körper?«
»Das entscheiden Sie. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Zum einen, können wir ihn Einfrieren. In sogenannten Kyrokapseln kann der Körper solange lagern, bis es ein Heilmittel für Ihre Krankheit gibt.«
»Was kostet das?«
»Eine Million Dollar im Jahr.«
Ich musste lachen, bereute es aber sogleich, es tat unglaublich weh. »Was ist die andere Möglichkeit?«
»Sie haben einen Organspendeausweiß. Wir könnten alles, was noch einigermaßen einsatzfähig ist herausnehmen und bedürftigen Menschen geben. Sie würden damit viele Leben retten.«
»Ich dachte, meine Organe versagen nach und nach?«
»Das ist richtig. Aber noch würde es gehen. Die Schäden könnten vor dem Einsetzen in den neuen Körper ausgeglichen werden. Die moderne Medizin ist so weit, dass wir die Schäden in einer Maschine replizieren können, das geht allerdings nur, wenn wir sie vorher entnehmen.«
»Dann könnt ihr sie mir doch danach wieder einsetzen.«
»So einfach ist das nicht. Ihr Körper ist es, der Sie Krank macht. Er stößt Ihre Organe ab. Wir wissen nicht, wieso. Heilbar ist es nicht, wir haben Ihnen jede Medikation gegeben, die wir haben.«
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Astralium
Science FictionSean Pape stirbt. Seine Organe versagen nach einer Blinddarm-Operation und so geht er auf das Angebot von Professor Rath ein. Er lässt sich seine Seele aus dem Körper transferieren und in das Leben eines seiner Vorfahren. Welches Leben er führen wi...