Gedanken des Windes

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Ich stehe hier an den Klippen, das kalte, schwarze Wasser klatscht Meter unter mir gegen die Felsen. Der Wind peitscht die Wellen immer höher und auch meinen Körper umhüllt er. Meine nackte Haut bekommt eine Gänsehaut. Meine Gedanken werden umhüllt von dieser Haut; Ihre wichtigste Funktion ist der Schutz meiner Gedanken, zu nichts scheint sie sonst von Nutzen. Ich mache einen Schritt weiter auf das kalte Wasser zu, der Wind treibt mich weiter. Meine Gedanken schreien mich an, ich solle mich einfach umdrehen und weglaufen, doch der Wind hält mich hier.
Je länger ich hier stehe, mein Körper muss inzwischen eiskalt sein, desto leiser werden meine Gedanken. Immer leiser, so als seien sie die Gedanken des Windes geworden, fortgetragen von diesem Ort, schwebend durch die Welt. Meine Gedanken sind nun nicht mehr meine, so mache ich den letzten Schritt. Es fühlt sich an wie Fliegen und ich höre den Wind meine Gedanken wispern. Sind es noch meine? Nein, sie gehören nun dem Wind, der mich sanft auf das kalte Wasser zuträgt. Fast lautlos gleite ich in das kühle Nass. Der Wind peitscht das Wasser auf, wütend, so als ob er die Kontrolle über mich verloren hätte. Doch ich tauche tiefer in das kalte Wasser, während der Wind immer leiser meine Gedanken fortträgt. Meine? Nein, es sind Gedanken des Windes geworden...

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