Erinnerungen sind für immer

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Ihm schwirrten viele Gedanken durch den Kopf und trotz dessen war dort nur Leere. Ähnlich sah es in seinem Herzen aus. Dort fehlte etwas. Dort fehlte er.

Seit George denken konnte war Fred immer da gewesen und nun, da er tot war, war in ihm ein Loch entstanden, welches niemals durch eine andere Person geschlossen werden kann.

Seine Vernunft versuchte ihm seit Wochen  einzureden, dass er akzeptieren solle, dass sein geliebter Zwillingsbruder aufgehört hatte zu atmen.

Tief in Georges Herzen wohnte die Hoffnung, dass all dies nur ein Traum sei, er in ein paar Minuten aufwachen würde und in das grinsende Gesicht seines Ebenbildes blicken würde.

Doch der junge Mann wusste, dass dieser Wunsch niemals in Erfüllung gehen würde. Fred hatte sein Leben für seine Ideale gelassen.

Wenn George eins wusste, dann war es, dass Fred sich allen Risiken bewusst gewesen war, als sie beide sich dazu entschlossen hatten, auf der Seite des Lichts zu kämpfen. Sie taten es für eine bessere Zukunft. Eine Zukunft ohne Krieg und Todesangst. Für die nächste Generation.

Der Rothaarige ließ seinen Blick über die in Trümmern liegende große Halle schweifen. Jeden Ort in diesem Schloss, das er und Fred ihr zweites zu Hause genannt haben, verband George mit einer Erinnerung an seinen Bruder. Es war so schrecklich, aber auch wundervoll zugleich.

Die braunen Augen auf den Boden gerichtet bewegte sich George mit langsamen Schritten voran und suchte den Boden systematisch nach Gegenständen ab, welche man noch verwenden konnte.

Er bückte sich und hob das soeben gefundene Stück auf. Mit dem Ärmel seines Hemdes wischte George über die von Staub und Dreck bedeckte Fläche, um das Fundstück zu begutachten. Doch nach nur einem kurzen Blick auf das Stück zog er scharf die Luft ein.

Der junge Mann sah durch den Spiegel in sein eigenes Gesicht, was etwas ist, was er seit dem Tod seines Zwillings nicht mehr getan hat. Zu groß war die Angst vor dem Schmerz, indirekt seinen Bruder wiederzusehen.

Gebannt starrte er in die Augen seines Spiegelbildes. Es fühlte sich fast so an, als stände er neben ihm. Über seine Wange kullerte eine Träne, welche George erst in dem Moment, in dem er sie im Gesicht seines Abbildes sah, bemerkte.

Unterbewusst hob er den Arm um die Träne wegzuwischen, doch wie erwartet war der Versuch vergebens.

„Ich vermisse dich so sehr" hauchte George mit zum Ende hin abbrechender Stimme. Der unbeschreiblich große Schmerz riss ihn in diesem Augenblick fast auseinander. Er drohte zu zerbrechen, wie es in letzter Zeit so oft passiert ist.

Für einen kurzen Moment glaubte George, einen tröstenden Ausdruck in den braunen Augen des Mannes im Spiegel wahrgenommen zu haben. Kopfschüttelnd schloss der Zauberer die Augen und sog einmal tief die Luft ein.

Mit großen Schritten bewegte sich George auf die Sammelstelle der Fundstücke zu und warf noch einen raschen Blick in den Spiegel.

„Ich werde dich nie vergessen, Fred" brachte er stockend hervor. Daraufhin wandte sich der Mann ab und widmete sich wieder stumm seiner Aufgabe und seinem gebrochenen Herzen, welches wohl nie wieder vollkommen sein würde.

Jedoch hatte er eines nicht bemerkt. Die fürsorglichen und Trost spendenden Augen seines Spiegelbildes waren nicht die seinen. Auch wenn sie von dem gleichen Braun waren, der Mann im Spiegel besaß, anders als George selbst, zwei Ohren.

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Heyy🌹
Ich wollte nur kurz der lieben RavannaMalfoy danken, da sie so lieb war und mir ein sehr ausführliches umd hilfreiches Feedback gegeben hat❤

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