Das Seniorenheim

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Wütend räumt Inge eine Tasse in das Regal. Sie hat noch keine Ahnung, wie sie ihr Geschirr in diese kleine Küche unterbringt.

"Wir meinen es doch nur gut mit dir.", sagte ihre Tochter. Als ob Inge soetwas glaubt. Sie wurde hierher gebracht, weil ihre Kinder der Meinung sind, dass sie dort besser Hilfe bekommen könnte.

Nagut, Inge muss zugeben, dass ihr Rücken ihr schon Probleme bereitet. Auch mit dem Hören klappt es nicht immer bestens. Sie versorgte sich aber noch ganz gut alleine. Trotzdem steckte man sie gleich in ein Seniorenheim.

Inge ist sowieso der Meinung, dass sie noch viel zu fit für ein Seniorenheim ist. Im Seniorenheim sind doch nur alte Menschen, die sich nicht mehr versorgten könnten und deshalb den ganzen Tag im Bett lagen. Sie meinte gehört haben, dass auch die Schwestern sehr unhöflich sein sollen. Außerdem mag Inge die Trauerstimmung in solchen Heimen nicht und dazu liegt dieses Heim direkt neben dem Friedhof.

Was Inge noch missfällt ist die kleine Wohnung. Die Küchenzeile besteht nur aus der Spüle und einem Herd mit zwei Platten. Dazu gehört ein kleiner Kühlschrank und ein bisschen Stauraum. In diesem Zimmer hatte dann nur noch ein Bett, ein niedriges Buffetschränkchen, ein Schrank für ihre Kleidung und ihr geliebter Esstisch hineingepasst. Der einzelne Sessel schiebt sie hin und her, wenn sie an ihre Kleidung möchte.
Das Bad hat eine bodenebene Dusche und ist im allgemeinen auch sehr groß. Doch gibt es nur die Ablage beim Waschbecken.

Inge kann ihre Wohnung wirklich nicht leiden. Sie braucht jetzt eine Pause vom ausräumen der Kartons. Draußen hört sie, wie jemand redet. Neugierig nimmt sie ihre Schlüssel und geht raus.

In einer Sitzgruppe, bestehend aus einem Sofa und zwei Sessel, saßen zwei Personen.
Einer der Personen ist ein älterer Mann, der mit finsterer Miene eine Zeitung liest. Die zweite Person ist eine Frau, welche mit dem Mann spricht. Da kommt eine Pfleghelferin auf Inge zu.

"Hallo Frau Maier! Ich bin Schwester Elke. Wenn Sie mal Hilfe brauchen, egal bei was es ist, sagen Sie ruhig Bescheid. Ansonsten: Herzlich Willkommen im Haus!", sagte Schwester Elke sehr freundlich. Inge ist überrascht und nickte nur. Daraufhin verschwindet die Schwester wieder. So unfreundlich war diese Schwester nicht, wunderte sich Inge.

"Ahh, dann sind Sie eine neue Bewohnerin. Mein Name ist Frieda. Sie können mich ruhig duzen.", stellte sich die Frau von der Sitzgruppe vor und streckte ihre Hand Inge entgegen. Völlig verdutzt von der Herzlichkeit und der Fröhlichkeit von Frieda nimmt Inge die Hand entgegen. "Äh, ja das bin ich. Mein Name ist Inge. Du kannst mich auch duzen.", antwortete Inge noch immer überrascht. Hier ist doch viel mehr Lebensfreude als sie erwartet hätte.

"Der Herr, der gerade Zeitung liest heißt Heinz. Er sieht zwar etwas grummelig drein, aber er ist ein herzensguter Mensch. Hast du ein Auto?", erzählte Freda weiter. Heinz sieht von seiner Zeitung auf und nickte Inge zu. Sie nickte zurück. "Ob ich was habe?", fragte Inge nach. "Ein Auto! Hast du auch Probleme mit dem Hören?", fragte Frieda, diesmal lauter. "Nein, ich hab kein Auto. Ja, ich habe deshalb ein Hörgerät.", antwortete Inge.

"Sollten Sie etwas brauchen, sagen Sie ruhig Bescheid. Ich hole es Ihnen gerne. Frieda soll uns neuer Bewohner des Hauses die ganze Zeit stehen?", meldete sich Heinz zu Wort. "Oh... Ja, natürlich! Willst du dich ein bisschen zu uns setzen?", fragte Frieda. "Nein, nicht nötig. Ich gehe besser wieder ins Zimmer. Da warten noch Kartons, die noch ausgeräumt werden müssen.", lehnte Inge das Angebot ab. "Oh, okay. Man sieht sich bestimmt die Tage wieder.", verabschiedete sich Frieda.

Inge geht ins Zimmer, mit frischer Kraft und einem Lächeln im Gesicht räumt sie weiter Kartons aus.

Das SeniorenheimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt