Liebe. Sie ist so schön, warm und angenehm. Jeder will sie haben, sie spüren, sie leben. Doch es gibt auch immer Momente, wo man sich wünscht, sie würde verschwinden. Liebe ist grausam, schmerzhaft und unbegreiflich. Warum kann man lieben und warum kann man nicht aufhören jemanden zu lieben, auch wenn es sowieso aussichtslos ist? Sie ist unfair und ihr ist es egal, was du willst. Sie macht mit dir einfach, was sie will, du kannst dich ihr auch nicht widersetzen. Das ist unmöglich.
Noako öffnete die Haustür. "Ich bin dann mal weg", verabschiedete sie sich von ihrer Mutter und schloss die Türe hinter sich wieder zu. Das Wetter war perfekt. Die Sonne strahlte, die Vögel sangen ihre Lieder voller Freude und die frische Morgenluft roch nach frischen Brötchen von der Nachbarsbäckerei. Heute war ihr erster Tag auf der Highschool. Sie freute sich wahnsinnig darauf, neue Leute kennenzulernen und dem Basketballteam der Schule beitreten zu können. Sie liebte Basketball. Sie spielte schon seit der Grundschule für ihr Leben gern. An der Bushaltestelle stoppte sie und der Bus kam auch schon sofort. "Gerade noch rechtzeitig", dachte sie. Die Türen des Buses öffneten sich und sie stieg ein, setzte sich in die hinterste Reihe auf einen freien Platz und setzte sich die roten Kopfhörer, welche sie auf Weihnachten von ihrem Bruder geschenkt bekommen hatte, auf. Sie wählte eine Playliste aus, versperrte das Handy wieder und schloss ihre Augen. Sie hörte der Musik gebannt zu. Sie liebte es, einfach dazusitzen und Musik zu hören. Die Fahrt dauerte eine gute Viertelstunde bis zu der Haltestelle, die am nächsten von der Samu-High lag. Als in den Lautsprechern Samu-High erklang, nahm sie ihre Kopfhörer vom Kopf, packte sie in ihre Schultasche und stieg aus dem Bus aus. Jetzt noch ein kleiner Fussmarsch von zwei Minuten und ein neuer Lebensabschnitt in Noakos Leben würde beginnen. Viele tolle und aufregende Sachen würden in den nächsten drei Jahren auf der Highschool passieren. Schwierige Prüfungen würden zu schaffen sein, neue Freunde würde sie kennenlernen und auch viele Tränen würden fallen. Sie war optimistisch. Und nun war es so weit. Sie stand vor dem grossen Schulgebäude. Das Tor war auf. Viele andere neue Schüler betraten ihr neues Leben und liefen in Richtung Schuleingang. Auch Noako übertrat die Schwelle und betrat das Schulareal. Die riesige Uhr an der Fassade des Gebäudes zeigte Viertel vor acht. Um acht begann die Begrüssungsfeier. Sie betrat die Aula und staunte nicht schlecht. Sie war riesig und voll. Jedes Fleckchen des grossen Raumes war gefühlt. Sie setzte sich auf einen der wenigen freien Stühle im vorderen Bereich und wartete auf den Beginn der Ansprache. Dann trat ein älterer Herr mit grauen Haaren und in Anzug auf die Bühne und stützte sich mit beiden Händen auf dem Rednerpult auf. Er begann die Rede:"Ich begrüsse euch ganz herzlich an der Samu-High und gratuliere euch allen zu der bestandenen Aufnahmeprüfung. Hier werdet ihr die nächsten drei Jahre eures Lebens verbringen und dann die nächste Etappe eures Lebens antreten. Diese drei Jahre werden die wichtigsten eures Lebens sein. In diesen Jahren werdet ihr entscheiden, was ihr später mal machen wollt, hier werdet ihr Freunde fürs Leben finden und viele wichtige Erfahrungen machen..." Noaka hörte der Ansprache des Direktors nur mit einem Ohr zu. Sie interessierte es eher, was die eine Lehrerin auf der Bühne mit ihrer Nachbarin zu tuscheln hatte. Nur zu gerne hätte Noako mitgehört. Doch leider verstand man kein Pipchen. Neugierig war sie schon immer gewesen. Sie hatte sich schon oft gewünscht, Gedanken anderer lesen zu können. Als sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Rednerpult richtete, stand dort nicht mehr der alte Direktor, sondern ein Mann mit einem Kittel. Wahrscheinlich war es der Schulabwart, denn er sprach von irgendwelchen Hausordnung, von wegen man dürfe nicht mit den Schuhen in das Schulgebäude und ja keine Kaugummis unter die Pulte kleben. Nachdem jeder Lehrer auch noch seinen Senf dazugegeben hatte, verliessen die Schülermassen langsam den grossen Raum und auch Noako machte sich auf den Weg zum Schulzimmer mit der Aufschrift: 1b. In dieser Klasse würde sie ihr erstes Jahr hier verbringen. Es lag im ersten Stock im Ostflügel. Noako betrat das Zimmer, schaute sich um und setzte sich an einen Tisch in der mittleren Reihe am Fenster. Sie kannte niemandem im Raum. Einige sassen auf ihren Plätzten und glotzten vor sich hin und andere sprachen miteinander, als würden sie sich schon ihr ganzes Leben lang kennen. Noako schaute aus dem Fenster. Kirschblüten flogen herum. Es war wunderschön, wie sie im Wind tanzten. Noako lächelte. "Du bist wohl vom verträumten Typ." Noako drehte sich um und blickte in schwarze Augen. Das Mädchen, dass sie gerade angesprochen hatte, trug lange, schwarze, steckengerade Haare. Ihre etwas blasse Haut war typisch für junge Japannenerinnen. "Hallo", sie erhob ihre zierliche Hand zu einem kleinen Winken," ich heisse Yuka und du?" "Ich bin Noako." Und so gehörten auch Noako und Yuka zu denen, die sich unterhielten, als würden sie sich schon ihr ganzes Leben lang kennen.