...it take for...

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Nach einigen weiteren Wochen krachten wir wieder einmal aneinander.
Ich lud ihn zu mir ein, doch er wollte nicht kommen. Er sei gerade bei einem Event, ganz in meiner Nähe.
Als ich sagte, er könne ja danach noch kommen meinte er, er sei inzwischen schon bei Freunden und hätte keine Zeit noch zu kommen.

Es war ziemlich deutlich zu erkennen, dass er sich rauszureden versuchte.

Im laufe des Gesprächs kamen wir wieder einmal auf mein Alter zu sprechen.
Es reichte mir und ich fragte ihn was sein Problem war.

Ich wollte, dass er mit mir sprach!

Jetzt!

Zu meiner Überraschung meinte er, das Alter sei nicht das Problem.

(Ähhhhhhh.... what?)

Es sei er, der momentan keine Zeit für eine Beziehung hatte.

Auf den Job wolle er sich konzentrieren.
Und auf die Musik.

Seltsamer Grund, wenn man bedenkt, dass ich dort perfekt reinpassen würde.

Ich war Musikerin mit Leib und Seele.

Ich arbeitete in der selben Firma wie er, um mir in naher Zukunft ein Musikstudium finanzieren zu können.

Mein Kopf schrie förmlich:

"Er will einfach nichts von dir!
Du hast dir das eingebildet!
Es ist nur eine Ausrede, weil er dich nur freundschaftlich mag, dich aber nicht verletzen will!"

War das so?

Hatte ich es mir nur eingebildet?

Nein!

Nein! Das konnte nicht sein!

Es war eindeutig gewesen!

Er hatte es sogar das ein oder andere Mal ausgesprochen!

Ich begann an meinen Erinnerungen zu zweifeln.

So war es doch gewesen!
Oder etwa nicht?

Wieder einmal herrschte Funkstille.
Doch diesmal hielt sie an.

Mein Herz tat so sehr weh, ich konnte den Schmerz wirklich physisch spüren.

Und mit ihm kehrten meine Gedanken wieder.

Ich war nicht gut genug.
Nicht schön genug.
Nicht talentiert genug.
Nicht lustig genug.
Ich war wahrscheinlich unendlich nervig. Ich musste ihm auf den Sack gegangen sein mit meinem Verhalten.

Was tat ich da?
So zu denken war schon lange nicht mehr meine Art!

Klar, Rückfälle kamen immer, aber jedesmal war ich wieder aufgestanden, hatte Vertrauen in mein Leben gehabt! 

So würde ich es auch diesmal wieder tun!!

Noch an demselben Tag, kurz nachdem ich diesen Entschluss gefasst hatte, sah ich zufällig in einem Café ein Buch ausliegen.

Ein Buch von Ajahn Brahm, voller kurzer buddhistischer Geschichten.
Genau das richtige für Momente wie diesen.

Sich an die positive Einstellung zu erinnern tut immer gut, also nahm ich es mit.

Mit jedem Kapitel merkte ich, dass es Balsam für meine Seele war.

Er hatte Recht mit dem was er schrieb.
Vorallem entsprach alles meinen Auffassungen und meinen Einstellungen über das Leben.

Nur muss man manchmal wieder an seine eigene Positivität erinnert werden.

Wie ich das so las wurde mir eines wieder ganz besonders bewusst:

Ich musste vertrauen. Mich dem Licht zuwenden und nicht zurück in die Dunkelheit schauen.
Es hatte einen Sinn, dass es so gekommen war.
Dass aus uns nichts geworden war, zumindest zu diesem Zeitpunkt.
In einem Jahr kann die Welt wieder ganz anders aussehen.

Wenn aus uns beiden wirklich nie etwas werden sollte, dann hatte es seinen Grund.

Ich lag viele Stunden auf meinem Sofa und dachte über diese Zeit nach.
Immer wieder kamen mir Gedanken, wo ich hätte anders handeln können.
Doch immer wenn das geschah versuchte ich wieder zu vertrauen.

Oft dachte ich auch über seine Unsicherheit nach. Darüber, dass er schlicht und ergreifend noch nicht bereit gewesen war. Dass er erst noch mit sich ins Reine kommen musste.
Schließlich war er der, der nicht wollte. Es hatte an ihm gelegen.

Plötzlich wurde mir aber noch etwas klar.

Es war nicht nur er, der noch nicht bereit gewesen war.

Vorallem war ich es in meinem Inneren.

Wie könntest du mich lieben, wenn nichtmal ich es kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt