Traum 1

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Ich stehe in einer Umkleidekabine. Wenn ich in den Spiegel sehe weiß ich: Das bin ich. Ich trage ein wunderschönes schwarzes Kleid. Oben ist es schmal und eng anliegend, während es sich Nach unten mit weichen Rüschen auflockert. Funkelnde Glitzersteinchen verzieren die Rüschen und auch meine aufwendig hochgesteckten Haare glitzern im Licht. Mein Spiegelbild starrt mich, aus meiner Meinung Nach viel zu sehr geschminkten Augen, an. Ich seufze. Würde ich mich auf dieses Spiegelbild verlassen, könnte ich glücklich sein, denn so werde ich wahrscheinlich nie wieder aussehen. Es wäre Ja schon ein Wunder, Wenn ich überhaupt jemals wieder... Nein! Daran will noch nicht denken.
Meine beste Freundin Cam Mi kommt herein. "Wow! Du Siehst fantastisch aus. Eigentlich Echt schade, dass es zu diesem Anlass ist. Komm, dreh dich mal." Also drehe ich mich. Ich weiß nicht wie, Ich kann Ja schon kaum stehen, aber ein erneutes "Wow!" lässt mich endlich aufblicken. Ich sehe den Zwang in ihrem Gesicht, die Bitterkeit in ihren Augen. Und wie auch ich, strahlt sie eine tiefe Verzweiflung aus. Fast niemand hat es jemals überlebt. In manchen Jahren nichtmal einer. Es ist aussichtslos, eigentlich habe ich die Hoffnung schon aufgegeben.
"Cam Mi?" frage ich und sie sieht mich ernst an. "Warum ich? Was habe ich getan? Warum tun sie das? Wir sind doch auch nur Menschen!" Ich fange an zu schluchzen und meine Beste Freundin nimmt mich sofort in ihre Arme. Eine Träne rollt über meine Wange und ich weiß, dass auch sie weint. "Ich weiß es nicht, Ellie! Ich weiß nur, dass es falsch ist." Sie lässt mich wieder los und gemeinsam gehen wir zum Saal.

Hintergrundwissen: Ich bin in der Schule. Diese Schule ist eigentlich ganz normal, mit Klassenräumen, Fluren und Treppen, mit Lehrern und Schülern, mit Tafeln und Kreide. Sie ist sogar eine sehr berühmte Schule, der man nachsagt, sie hätte gute Lehrmetoden. Eltern sind immer hochauf begeißtert, Wenn ihre Kinder auf diese Schule gehen dürfen und prahlen sehr gern damit.
Doch es gibt etwas, dass nur die Schüler wissen. In der 9. Klasse bekommen wir es "mitgeteilt", in der bin ich jetzt: Es gibt ein Quiz. Kein normales Quiz, im Gegenteil. Zuerst einmal sind es keine Fragen, die man als normaler Mensch beantworten kann. Es gibt Glücksfälle, wo man die Antwort aus Zufall weiß. Aber wie gesagt, das sind sehr, sehr seltene Glücksfälle. Außerdem ist man nicht freiwillig Teilnehmer. Die Lehrer bestimmen es. Sie beraten sich untereinander und wählen aus jeder der 4 Klasse der Stufe 9 Je einen Schüler oder eine Schülerin aus. Diese Schüler treten nicht gegeneinander an. Einer Nach dem Anderen muss am Tag der "Show" festlich angezogen auf die Bühne kommen und jeder von ihnen bekommt 8 unterschiedliche Quizfragen vorgetragen, die er beantworten muss. Nach der 7. Frage darf sich aus dem Publikum, den 9. Klassen, jemand freiwillig melden. Damit nimmt er alles, was der Ausgewählte Schüler bereits beantwortet hat, egal ob richtig oder falsch, auf sich. Das passiert allerdings so gut wie nie, die Folgen schrecken zu sehr ab. Die 8. Frage Wird nun beiden gestellt (falls sich jemand freiwillig gemeldet hat, ansonsten logischer Weise wieder nur dem ausgewählten Schüler) und sie Dürfen beide versuchen die Frage richtig zu beantworten. Jeder darf nur eine Lösung vorschlagen. Am Ende werden Punkte gezählt. Wie viele Fragen waren richtig, wie viele falsch oder gar nicht beantwortet. Sind mehr Antworten richtig als falsch, dann Wird gefeiert. Sind Genau 4 Antworten richtig und 4 Antworten falsch, wird Nach der 8. Frage entschieden. Ist diese richtig beantwortet, hat man auch bestanden. Wenn sie es aber nicht ist oder insgesamt mehr Antworten falsch als richtig sind... Nun, das werden ihr noch erfahren.

Im Saal angekommen setze ich mich zu meinen Klassenkameraden. Bis jetzt wusste noch niemand außer Cam Mi, dass ich es bin, die nachher auf die Bühne muss. Doch als sie mein Kleid sehen wissen die, dass nur ich es sein kann und starren mich geschockt an. Ich sehe Mitleid in ihren Augen, aber das hilft mir jetzt auch nicht mehr.
Die drei Schüler aud den anderen 9. Klassen sind vor mir dran und Eigentlich sollte ich mich darauf konzentrieren mitzudenken, um mein Gehirn etwas aufzuwärmen. Aber ich sitze nur auf meinem Stuhl und merke nichts, höre nichts und sehe alles nur an mir vorbeiziehen. Bis mich die Stimme der Moderatorin, unsere Geographielehrerin, in die Wirklichkeit zurückreißt. "Und nun zu unserer letzten Schülerin für dieses Jahr, aus der Klasse 9/4! Komm bitte auf die Bühne." Langsam stehe ich auf und gehe nach vorn. Man muss die Panik in meinem Augen in der letzten Reihe noch sehen können.

Die ersten 7 Fragen ziehen an mir vorbei, ohne das irgendetwas wirklich wichtiges passiert. Ich beantworte die Fragen richtig, falsch oder gar nicht und habe mich damit abgefunden, das ich keine Chance habe. Doch dann kommt die Frage der Moderatorin: "Gibt es in dieser Klasse einen Freiwilligen oder eine Freiwillig, die ihr bei der letzten Frage helfen wollen?" Sie lächelt ins Publikum und auch ich suche nun hoffnungsvoll die Reihen ab. Es ist sehr still geworden im Saal und meine Hoffnung sinkt tiefer, Als sie vorher sowieso schon war. Jetzt habe ich gänzlich aufgegeben. Ich habe erst vier Fragen richtig beantwortet. Wenn die letzte falsch ist, habe ich verloren. Ist sie richtig, have ich 5 Punkte und damit gewonnen.
Und da steht plötzlich jemand auf. Justin! Alles dreht sich, Ich sinke kraftlos zu Boden. Mein erster Gedanke ist: Warum er?
Seit der 5. Klasse bin ich in Genau ihn verliebt. Gewesen. Bis vor etwa einem Jahr, Da habe ich es aufgegeben und akzeptiert, dass ich keine Chance bei ihm habe. Aber trotz allem ist er eine der wichtigsten Personen in meinem Leben. Wenn keiner Von uns beiden jetzt die Antwort auf die letzte Frage weiß, sehe ich ihn nie wieder.
"Die Frage lautet: Wie heißt dieses Lied?" Musik ertönt. Ich kenne dieses Lied. Ich kenne es, doch ich weiß den Namen nicht. Ich blicke hoch zu Justin und sehe erschrocken, dass auch er einen verwirrten und ungläubigen Ausdruck im Gesicht hat. Er weiß es nicht. Nein! Nein! Das kann einfach nicht sein! Der Name! Das Lied! Ich muss es doch wissen! Ich sehe wie die Moderatorin sich Justin zuwendet. "Na, kennst du die Lösung?" fragt sie grinsend. "Nein" flüstert er nur und sieht mich bestürzt an. "Kannst du ihn retten? Er hat sich so eine Mühe gegeben!" stichelt die Moderatorin nun mich an und erwartet eine Antwort. Es rast in meinem Kopf. Ich spüre nur, wie die Worte "Ich weiß es nicht" über meine Lippen kommen. Und da fällt es mir ein! Ich Schreie den Namen des Liedes, höre aber nur Milisekunden später den Schuss.

Ich kreische schluchzend auf und merke nur wie ein paar Arme mir hoch helfen. Ich sehe Silas', von Trauer verzerrtes, Gesicht vor mir und kralle mich einfach bei ihm fest. Ich weine so sehr, dass ich kaum noch etwas erkennen kann. Silas hält mich immer noch fest und bringt mich vorsichtig mit Hilfe der anderen raus.

Immernoch tränenüberströmt sitze ich in der Caféteria. Meine Freunde sitzen um mich herum und der einzige Gedanke den ich fassen kann ist, dass ich hätte Sterbe sollen, nicht er. Ich will gerade etwas sagen und blicke auf und... Er! Wie? Aber?
Ich springe auf und werfe mich Justin erneut schluchzend um den Hals. Auch er hält mich entschlossen fest in seinen Armen. "Warum bist du nicht... Was hast du... Was hab ich denn...?", bringe ich unter Schluchzen hervor.
"Es ist alles gut" ist seine einzige Erklärung.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 28, 2018 ⏰

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