Stexpert

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Trigger Warnung
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„Bitte nicht", wimmerte Stegi und sah seinen festen Freund Tim verzweifelt an. Der Blonde griff schnell nach Tims Hand, um zu verhindern, dass er aus der Tür rannte. Seufzend sah der Größere sein Gegenüber an und löste sich vorsichtig, als wäre er aus Glas, aus seinem Griff. „Stegi, es tut mir Leid. Ich will dir aber nichts vorspielen. Ich bin weder schwul, pan, bi, noch irgendwas anderes. Ich glaub' daran, dass du deinen Traumprinzen finden wirst! Ich will dich nicht verletzten, aber ich kann dich nicht weiter belügen und will das auch nicht. Es ist aus..."

Mit diesen Worten drehte sich Tim um und verschwand aus der Wohnung des Kleineren. Stegi starrte Tim nach, da er nicht fähig war, ihm hinterherzulaufen und ihn aufzuhalten. Seine Knochen fühlten sich schwer an. Schwerer, als sie es sonst schon taten.
Schon wenige Sekunden, nachdem Tim die Wohnung verlassen hatte, breitete sich eine Einsamkeit in Stegi aus, die er das letzte
Mal vor einem halben Jahr verspürt hatte. Genau dann, als Tim ihm seine „Liebe" gestanden hatte. In diesem halben Jahr war er es, der Stegi aufmunterte und an dem dieser sich orientieren konnte, wenn er mal wieder planlos und angespannt war.

Doch das alles ist Vergangenheit.
Tim hatte versprochen, seinen Freund niemals alleine zu lassen, nun steht dieser aber wie erstarrt in seinem Wohnzimmer und starrte auf die Stelle, an der Tim gerade noch stand und mit ihm Schluss machte.
Stegis Kraft verließ seine Beine, er sackte auf dem Boden zusammen und fing an hemmungslos zu weinen.
Der weinende Mann spürte ein starkes Stechen in seiner Brust, welches sich kurz darauf in seinem ganzen Körper ausbreitete, was Stegi zusammenzucken ließ.
Dass Tim den Kleinen so verletzen konnte hätte wohl niemand erahnt, der von ihrer Beziehung wusste. Selbst Stegi hätte so etwas nicht erwartet. Er war fest davon überzeugt, dass er mit dem Älteren für immer glücklich werden kann. Umso größer ist die Enttäuschung, die sich mit dem Herzschmerz Stegis vermischte und diesen auffraß.
Das Zittern, das sich um seinen Körper legte und ihn wie in einen Käfig einsperrte, wurde mit der Zeit immer stärker. Wahrscheinlich würde dieser Schmerz aufhören, wenn man den ersten Schock überstanden hatte. Wahrscheinlich würde es Stegi in zwei Monaten wieder besser gehen und er könnte normal weiterleben. Doch wie groß war diese Wahrscheinlichkeit und würde sie ausreichen, um Stegi am Leben zu halten?
Innerlich erhoffte er es sich.
Er wollte nicht alles zurücklassen und sich wie ein Feigling umbringen. Immerhin ist er doch stark, oder?
Wäre der Blonde nicht in dieser Starre, würde er wahrscheinlich auch mehr über seine Überlegungen, sich das Leben zu nehmen, nachdenken. Doch genau in diesem Moment waren seine Gedanken wie benebelt und er konnte sich nicht auf einen einzigen Gedanken fokussieren. Tausende von Fragen schwebten in seinem Kopf, die er versuchte zu verdrängen.
Diese vielen Möglichkeiten, alles zu beenden, versetzten ihn in eine Art Trance.
Tim hätte nicht gewollt, dass das alles eine solche Auswirkung hat. Und erst recht nicht, dass Stegi sich das Leben nehmen will. Vielleicht hatte Tim deswegen nie über solche Folgen nachgedacht.

Zu oft wurde der Jüngere von verschiedenen Leuten verletzt. Ob es im Endeffekt wirklich so oft war, kann niemand mehr sagen. Doch es war oft genug, um den Kleinen zu brechen und all' seine Träume zu zerstören.
Er träumte immer von seiner Großen Liebe und wenigen guten Freunden, mit denen er viele Abende verbringen konnte, mit denen er Lachen und weinen konnte, mit denen er Scheiße bauen konnte.
Die Zukunft machte ihm Angst und überforderte ihn etwas. Bis jetzt war aber immer Tim an seiner Seite, der ihm half die Richtigen Entscheidungen zu treffen.

Tim... Dieser Name kreiste in Stegis Kopf und machte ihn verrückt.
Er seufzte, erwachte aus seiner Starre und stand langsam auf. Sein Blick klebte immer noch förmlich an der Stelle, an der Tim eben noch stand. Ihm kam die Idee, diesen anzurufen, um mit ihm erneut zu reden. Doch der Kleine war verletzlich, zu verletzlich, um mit seinem Herzensbrecher zu reden. Er wusste nicht, was es noch zu bereden gab, aber er wollte ein letztes Mal diese tiefe, raue Stimme hören, welche ihn solange jeden Morgen aufweckte und ihn abends verabschiedete.

Doch Stegi blieb stark. Zumindest bei dem Drang, seinen Ex-Freund zurückzuholen.
Ein letztes Schluchzen verließ seine Kehle, bevor er stumm in sein Schlafzimmer lief um ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber zu holen.
War es sinnvoll, jetzt noch einen Abschiedsbrief zu schreiben?
Was, wenn ihn niemand finden würde? Was, wenn niemand Stegi finden würde?
Ein unwohles Gefühle machte sich in dessen Magen breit, welches er so gut es ging verdrängte.
Ein paar Worte konnte er doch schreiben. Immerhin würde er sich umbringen, also kommt es auf diesen kleinen Aufwand auch nicht mehr an.
Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen, überlegte kurz, und fing kurz darauf an, etwas auf das Blatt zu kritzeln:
Hey, wer immer das hier finden wird
Wenn du mich findest, ist es schon zu spät. Es tut mir Leid, dass du eine Leiche, getränkt in Blut sehen musst. Trotzdem willst du wohl wissen, was diesen blonden, sonst so glücklichen Jungen zum Suizid getrieben hat.
Um es kurz zu fassen: ich wurde zu oft enttäuscht und allein gelassen.
Zu oft, als, dass ich es ertragen könnte.
Den letzten Ruck hat mir mein jetziger Ex-Freund Tim gegeben. Tim, wenn du das lesen solltest: Danke für alles. Und sorry, dass du mich auf dem Gewissen hast.
Ich werde dich immer lieben.
Stegi~

Den Stift, den er gerade noch in seiner Hand hielt, schmiss er durch sein Zimmer und faltete kurz darauf den Zettel in der Hälfte. Mit diesem in der Hand erhob er sich aus seinem Stuhl und ging schon fast wie in Zeitlupe in sein Badezimmer.
Das Blatt legte er auf das Waschbecken, sodass es schon fast unmöglich war, diesen zu übersehen.
Stegis Zittern kehrte zurück, was diesen verunsicherte. Doch eine Stimme in seinem Kopf redete ihm ein, dass es besser so war. Vielleicht war die Welt wirklich besser ohne ihn.
Zögernd griff er nach einer Packung Rasierklingen, die wie immer einfach auf seinem Waschbecken lag. Bis jetzt waren sie nie wirklich besonders aufgefallen. Er hatte schon fast immer verdrängt, dass diese Scharfen Gegenstände überhaupt in seiner Wohnung vorhanden waren.
Doch jetzt griff er gezielt nach einem dieser Plättchen und drehte dieses zwischen seinen Fingern hin und her.
Die Unsicherheit in Stegis Adern verschwand mit der Zeit. Er würde Erlösung finden. Die Erlösung, nach die er sich so lange sehnte.

Er sah ein letztes Mal in den Spiegel, durch den er von einem leblosen blonden Typen angestarrt wurde. Seine Haare lagen platt auf seinem Kopf und seine sonst strahlend grünen Augen wirkten schon fast braun.
Er wandte seinen Blick ab und legte die Klinge an seinen linken Arm, genau an seine Pulsader. Mit geschlossenen Augen drückte er diese ein kleines Stückchen in seine Haut, was schon kurz darauf eine Blutung erzeugte. Kleine, warme Bluttropfen flossen über seinem Arm und tropften daraufhin auf das Waschbecken.
Noch könnte Stegi kneifen und es lassen. Doch der Gedanke von endloser Freiheit umgab ihn. Alle anderen Gedanken und Ideen waren wie ausgelöscht.
Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Das Metall wurde von ihm fester in den Arm gedrückt, bis er einen stechenden Schmerz wahrnahm. Der Blonde biss sich stark auf die Unterlippe, was dafür sorgte dass diese ebenfalls anfing zu bluten.
Er wollte schreien, doch er unterdrückte es. Er ist nicht schwach. Diese Schmerzen werden bald vorbei sein.

Ein letztes Mal atmete er tief durch, drückte erneut fester in seine Haut und fuhr mit der Klinge durch seine gesamte Unterarmhaut.
Er öffnete seine Augen und starrte auf seinen Arm, der rot gefärbt war. Schwäche durchfuhr den Kleinen und er ließ das Teil fallen.
Langsam sank er auf dem Boden zusammen und lehnte seinen Kopf zurück.
Er spürte, wie mit jeder Sekunde sein Blut im Körper weniger wurde.
Der Schmerz, den er verspürte, ließ ihn schließlich aufschreien und er schloss seine Augen.
Doch bevor er schließlich diese Welt verlassen konnte wisperte er in die Stille ein leises „Ich liebe dich."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 29, 2018 ⏰

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