Kapitel 32

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Die letzte Stunde Geschichte ist so unerträglich für mich, weil die Zeit einfach nicht vergehen möchte. Die Nervosität hat Macht über meinen ganzen Körper genommen. Mein Fuß wackelt nur die ganze Zeit hin und her, während der Stift in meiner Hand, zwischen meinen Zähnen leiden muss. Hoffentlich merkt Bonny nicht, dass ich so hibbelig und angespannt bin. Sie soll denken, dass ich ganz gut mit dieser Situation umgehen kann, obwohl es genau das Gegenteil ist. Am liebsten würde ich sie jetzt aus dem Unterricht reißen und mit ihr reden, ihr tief in die Augen schauen und dann ihre Lippen auf meinen spüren. "Herr Anderson hallo?", reißt mich der Lehrer aus meinen Gedanken, während er mit seiner Hand vor mir rum wedelt. Ahnungslos schaue ich ihn an und er muss lachen. Puh er nimmt es gelassen. "Es tut mir leid", entgegne ich und er nickt "wenn sie mir diese Frage beantworten können ist die sechs weg", sagt er und ich höre aufmerksam zu. "Ganz einfach", sagt er selbstsicher und ich fühle mich nicht bereit, weil ich diese Stunde nicht einmal zugehört habe. Der Lehrer setzt sich aufrecht hin und schaut kurz in die Klasse, bevor er sich zu mir wendet "von wann bis wann ging der zweite Weltkrieg?", erleichtert atme ich aus. Sowas weiß doch jedes Kleinkind "von 1939 bis 1945", antworte ich und er nickt etwas überrascht "um ehrlich zu sein dachte ich, dass Sie sowas nicht hinkriegen würde, sie kamen sehr schlecht rüber. Das schadet ihrer Note, machen sie mehr mit", erklärt er und ich nicke einfach nur. Dann führt er seinen Unterricht fort. Wahrscheinlich hat er recht, ich mache nie richtig mit und das ist jetzt sehr wichtig, da ich ein gutes Abitur brauche. 


Der Rest des Unterrichtes vergeht richtig schnell, weil ich von nun an mich mündlich mehr bemühen werde und somit auch die Gedanken von Bonny etwas los kriege. Am Ende der Stunde will der Lehrer noch kurz mit mir reden und ich hoffe einfach, dass das Gespräch schnell vergeht, damit Bonny nicht einfach geht. Wenn wir es beenden, dann richtig. Ungeduldig stütze ich mich von einem Bein auf das andere und warte darauf, dass er endlich kommt. Als alle weg sind schließt er die Tür und kommt zu mir hinüber. "Chuck kannst du dir denken wieso ich mit dir reden will?", fragt er und ich schaue ihn fragend an, da man ab der Oberstufe nicht mehr mit Namen angesprochen werden darf. Das er jetzt meinen Namen ausspricht, zeigt eine gewisse nähe. "Nein", gebe ich knapp zurück und er setzt sich seufzend auf seinen Stuhl. Ich stehe weiterhin aufrecht vor ihm, damit es nicht unhöflich rüber kommt. Ein paar Minuten sagt keiner etwas, aber dann nimmt er tief Luft "ich weiß alles", haut er raus und ich schaue ihn fragend an, da ich mir nichts denken kann "was sollen sie denn wissen hä?". Er grinst und ich verstehe wirklich nichts mehr. "Du brauchst nicht so tun. Du und deine Freunde habt irgendwas besonderes und ich weiß nicht was, aber ihr benimmt und redet anders", erklärt er und ich komme direkt ins schwitze. Er weiß das wir Vampire sind. Ich schüttle den Kopf und versuche mir nichts anmerken zu lassen, doch das wird schwer. Mein Gesicht wird plötzlich ganz blass und ich kann nicht still sitzen. "Meinen sie das Rauchen?", frage ich und versuche abzulenken, aber es bringt nichts. "Ihr seid leicht reizbar, sehr schnell und habt noch viele Anzeichen auf etwas Übernatürliches", begründet er seine These und ich schüttle lachend den Kopf, damit ich sympathisch rüberkomme und nicht beängstigt, was ich eigentlich bin. "Wir sind im Football Team und müssen dementsprechend schnell sein, sonst wären wir doch nicht dabei?", rechtfertige ich die Situation und er schüttelt seinen Kopf. "Du hast für alles eine Ausrede oder?", sagt er sehr unhöflich und langsam werde ich wütend. Wenn dieser Mann meint er könnte mich bedrohen, zeige ich ihm was für eine Bedrohung ich sein kann. Im Moment ist mir Bonny auch egal, jetzt muss ich das klären. Nichtmal die Bindung hilft jetzt. "Was wollen sie bitte von mir mein Gott", gebe ich wütend zurück und er grinst mich so dreckig an, am liebsten würde ich seine Fresse einschlagen, aber ich kann nicht. "Du hast letztens mit einem Schüler gesprochen, ihr habt euch tief in die Augen gesehen und dann hat sich deine Augenfarbe geändert. Der Schüler hat alles getan was du wolltest. Das sah sehr nach etwas Übernatürlichem aus. Ein Zwang", erklärt er und ich bleibe wie angewurzelt stehen. Er hat mich beim Manipulieren erwischt, vor meiner Suspendierung. Irgendwie muss ich mich jetzt hier rausreden. Sonst weiß er alles über uns "sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht", kontere ich mich einer Metapher. "Alle hier haben Angst vor uns, ist doch klar das die dann tun was wir wollen. Beschäftigen sie sich mit etwas sinnvollerem", schimpfe ich und weiche dann einen Schritt zurück "einfach mal objektiv beachten", sage ich und bewege mich langsam zur Tür "wenn sie erlauben", sage ich wütend und gehe eingeschüchtert hinaus. "Ich finde bald heraus was das alles ist", brüllt er mir noch hinterher.

Deine Nähe lässt mein Blut kochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt